2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

"Futsal hat mich zu einem besseren Spieler gemacht"

Markus Giesecke freut sich auf die neue Saison in der Futsal-Regionalliga mit dem TV Wackersdorf +++ Der Sportler gewährt Einblicke in seine späte Karriere und verrät, warum der Futsal in Deutschland auf einem guten Weg ist

Markus Giesecke hat bereits 37 Lenze am Buckel und ist trotz seines hohen Alters sportlich immer noch voll dabei. Vor allem seit der Futsal in Deutschland vom DFB verstärkt gefördert wird und mittlerweile ein dreistufiges Ligensystem aus Regionalliga, Bayernliga und Bezirksliga existiert, spielt er am liebsten Futsal. Steinig war der Weg für den technisch versierten Hallenspezialisten, der mit dem klassischen Fußball auf dem Großfeld nie viel anfangen konnte.

FuPa: Beim klassischen Großfeld-Fußball bist du ein unbeschriebenes Blatt. Woher kommt das?

Markus: Einige Trainer haben mir zwar durchaus ein gewisses Talent am Ball bescheinigt, aber ich war immer ein sehr lauffauler Schönwetterspieler. Wenn es mal regnete oder der Platz zu matschig war, bin ich gar nicht erst zum Training erschienen und das Spiel ohne Ball, das auf Großfeld ja bekanntlich auch wichtig ist, hat mir überhaupt nicht gefallen. Mit dieser Einstellung konnte mich kein Trainer gebrauchen und dann war ich meistens sehr schnell raus aus dem Team.

FuPa: Wie ging dein Weg dann weiter und wie bist du zum Futsal gekommen?

Markus: Ich war immer ein leidenschaftlicher Kicker, aber habe nach der Jugend meine Profi-Träume begraben und erstmal nur zum Spaß in der Bunten Liga und bei Turnieren gekickt. Das Spiel auf Kleinfeld lag mir mehr, weil du immer im Spiel involviert bist und die Wege nicht so weit sind. Außerdem hatten wir da einen Kunstrasenplatz, der wetterunabhängig war und wo ich meine Technik besser ausspielen konnte. Mit einer Mannschaft sind wir mal in der dritten Liga gestartet und bis in die erste Liga aufgestiegen. Das waren so meine größten Erfolge :-). Während meiner Zeit in Spanien und England kam ich mit Futsal in Kontakt. Vor allem in Spanien ist der Futsal eine große Nummer und ich habe auf den dortigen Sportplätzen viel gelernt. Als dann in Deutschland ein Ligensystem eingeführt wurde, habe ich ein Probetraining beim Futsal Club Regensburg absolviert. Der Coach hat mich sofort genommen und so begann alles.

FuPa: Seit deinem ersten Einsatz sind fast zwei Jahre vergangen und du hast einige Höhen und Tiefen im Futsal erlebt. Was sind deine prägendsten Erinnerungen?

Markus: Natürlich die Erfolge; zwei Siege gegen die starke und mit Auswahlspielern gespickte SpVgg Bayreuth und ein hart erkämpftes Remis gegen Neuried im ersten Jahr. Im zweiten Jahr gab es nicht so viel zu feiern, weil fast unsere komplette Mannschaft zum SSV Jahn gewechselt ist. Ich bin geblieben, auch um die Bayernliga am Leben zu erhalten, denn mit drei Teams wäre sie in der Form nicht machbar gewesen. Aber ich habe damals auch die wichtigste Lektion gelernt, und zwar dass im Futsal das Team den Unterschied macht. Diese Tatsache wird gerne unterschätzt, weil ja nur vier Spieler am Platz stehen. Anders als auf Großfeld werden Alibi-Spieler schnell entlarvt.

FuPa: Mit deinem Wechsel zum TV Wackersdorf ging es dann steil aufwärts. Wie kam der Kontakt zustande?

Markus: Wir haben ja in der Premierensaison mit dem Futsal Club gegen den TV gespielt, der später auch als Meister in die neue Regionalliga Süd aufstieg. Bei diesen Spiel waren wir richtig gut drauf und haben den Gegner trotz der 2:5-Niederlage einige Male arg in Bedrängnis gebracht. Ich hatte einige gute Aktionen und denke, dass ich einen guten Eindruck hinterlassen habe. Später durfte ich auch am Training der Wackersdorfer teilnehmen. In der Winterpause 2015/16 bin ich dann gewechselt und kam dank eines glücklichen Umstandes sogar noch zu meinem ersten Regionalliga-Einsatz, weil das letzte Spiel gegen Cosmos Höchst in die Zeit nach der Wechselperiode verlegt wurde. Wir siegten mit 9:4 und ich schnupperte zum ersten Mal überhaupt in meiner Karriere Regionalliga-Luft. Zuletzt konnten wir zwei hochkarätig besetzte Turniere in Wackersdorf und Pforzheim gewinnen, bei denen viele Auswahlspieler und sogar Futsal-Nationalspieler anwesend waren. Der Futsal hat mich insgesamt zu einem besseren Spieler gemacht und gerade beim TV Wackersdorf war der Entwicklungssprung in der letzten Zeit besonders groß, vor allem im taktischen Bereich, was ich auch dem ganzen Team und meinem hervorragenden Coach Boris Radisavljevic zu verdanken habe.

FuPa: In nur zwei Jahren hast du jetzt alle Futsal-Ligen durch, alle in der Premierensaison. Traust du dir die Bundesliga auch noch zu?

Markus: Mit dem Futsal Club hatten wir als erster Verein in Bayern eine zweite Mannschaft in der Bezirksliga angemeldet, wodurch ich zu Einsätzen in dieser Liga kam. Jetzt mit dem Regionalliga-Einsatz habe ich tatsächlich alle Ligen in der Premierensaison gespielt und ich kann mir gut vorstellen, dass das in Deutschland noch nicht so oft vorkam. Ob eine Bundesliga überhaupt eingeführt wird, steht noch in den Sternen, denn einerseits hat sich das jetzige System mit einer Endrunde um die deutsche Meisterschaft in Turnierform bewährt und lockt viele Zuschauer an. Andererseits ist eine Bundesliga mit noch mehr Aufwand verbunden. Das können nur Profi-Spieler stemmen. Zutrauen würde ich es mir sicherlich.

FuPa: Du sprichst es gerade an. Profi-Spieler müssen viel in den Sport investieren. Ist Profi-Futsal in Deutschland überhaupt denkbar?

Markus: Auf jeden Fall. Aber wer Futsal leistungsmäßig betreiben will, braucht viel Zeit für ein effizientes Training, mindestens 2-3 Mal pro Woche, dazu noch Einzeltraining für die Kondition, und natürlich für die weiten Fahrten zu den Spielen am Wochenende. Da kommt einiges zusammen und mit einem Vollzeitjob und Familie ist das kaum machbar. Aber genau das ist der Aufwand, den die Regionalliga teilweise heute schon verlangt, und deshalb wird sie sich sehr schnell zu einer semi-professionellen Liga entwickeln. Mittlerweile gibt es auch eine Nationalmannschaft, die im Oktober ihr erstes offizielles Länderspiel gegen England bestreiten wird. Der Futsal in Deutschland ist auf einem guten Weg.

FuPa: Und wie stemmst du das alles? Wie oft und intensiv trainierst du?

Markus: Mittlerweile betreibe ich den Sport sehr professionell und habe natürlich das Glück, dass sich ohnehin mein ganzes Leben um das runde Leder dreht. Selbst abseits des Platzes bin ich für FuPa und die Mittelbayerische Zeitung als Berichterstatter auf Sportplätzen unterwegs und die zeitliche Flexibilität ist der Grund, warum ich mit meinem Alter überhaupt noch auf diesem Niveau spielen kann. Ich trainiere zweimal pro Woche mit der Mannschaft, dazu mache ich noch Einzeltrainings bestehend aus Fitness und Technik. Bis die neue Regionalliga-Saison beginnt, will ich topfit sein und versuchen, noch mindestens 2-3 Jahre auf höchstem Niveau zu spielen. Ein Traum wäre es, mit der Mannschaft unter die ersten zwei Plätze zu kommen und die Qualifikation für die deutsche Meisterschaft zu schaffen.

FuPa: Da hast du dir ja noch einiges vorgenommen. Wir von FuPa bedanken uns auf jeden Fall für dieses aufschlussreiche Interview und wünschen dir und deiner Mannschaft für die neue Saison viel Glück und alles Gute.

Aufrufe: 028.6.2016, 14:30 Uhr
Gerhard IslingerAutor