2024-05-02T16:12:49.858Z

Halle
Trikotzupfen ist im Freien ebenso »beliebt« wie unterm Hallendach. Ajet Abazi (rechts) könnte ein Lied davon singen.  Foto: Siegfried Kerpf
Trikotzupfen ist im Freien ebenso »beliebt« wie unterm Hallendach. Ajet Abazi (rechts) könnte ein Lied davon singen. Foto: Siegfried Kerpf

Futsal-Freunde

Nachdem der Fußball unterm Dach abgeschafft wurde, können sich viele auch für einen sprungreduzierten Ball begeistern +++ Allerdings hätten die Trainer noch einen Änderungsvorschlag

Die Zeiten haben sich geändert. Nicht unbedingt zum Vorteil für den Hallenfußball. Es wäre müßig, darüber zu diskutieren, ob es nur allein daran liegt, dass in Schwaben der „echte Hallenfußball“ abgeschafft wurde und seit einem Jahr nur noch Futsal gespielt werden darf. Zuletzt in Friedberg und in Wertingen bei der Vorrunde zur schwäbischen Futsal-Meisterschaft kamen jeweils 450 Besucher. Auch da waren die Hallen schon voller.

„Kürzlich waren bei der Vorrunde im Allgäu nur 100 Zuschauer. Da können wir schon zufrieden sein“, sagte Carola Haertel, die Kreisvorsitzende des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV). Insgesamt ist Futsal unterm Hallendach auf alle Fälle komplizierter als Hallenfußball. Schon allein der Begriff „Kumuliertes Foul“ klingt eher nach Beamtendeutsch als nach Sport. Das bedeutet so viel wie angehäuft. Im Futsal ist das enorm wichtig, denn ab dem sechsten Foul wird dieses und jedes weitere mit einem „Long Penalty“ (also einem direkten Freistoß ohne Mauer) aus zehn Meter Entfernung bestraft. Schon gewöhnungsbedürftig, wenn in der Schlussphase eines Spiels ein wahrer „Long Penalty“-Hagel“ über die Zuschauer hereinbricht.

Aber es gibt auch viele Futsal-Freunde. Ajet Abazi gehört dazu. Er spielte in früheren Jahren in der Bayernliga für den TSV Schwaben Augsburg und auch in der Regionalliga für den FC Augsburg. Mittlerweile ist Abazi 39 Jahre alt und Spielertrainer beim Bezirksligisten Stadtwerke SV. Der gebürtige Mazedonier spielt liebend gerne in der Halle. Egal, ob Futsal oder Fußball. „Man muss das Ganze ehrlich betrachten. Dadurch, dass man auf kleine Tore spielt, fallen schon wenig Treffer. Aber im Gegensatz zu früher wird auch nicht mehr gegrätscht.“ Sein Vorschlag, damit Futsal attraktiver werden könnte: „Es sollte wieder auf große Tore gespielt werden.“ Er selbst sprang zuletzt in Friedberg nur sporadisch in die Bresche. Das Alter fordert auch bei ihm seinen Tribut. „Im Training mache ich noch immer alle Übungen mit. Ich spiele aber nur noch bei Bedarf und das spreche ich vorher mit meinem Co-Trainer Mustafa Görmüs ab.“ In Friedberg wurde der Stadtwerke SV mit drei Punkten aus drei Spielen Gruppenletzter. Dennoch war Abazi nicht unzufrieden: „Wir haben uns ganz gut verkauft.“

Bei aller Liebe zur Halle hat beim Stadtwerke-Trainer die Saison im Freien in der Bezirksliga absolute Priorität. „Wir wollen den Klassenerhalt schaffen und das wird schwer genug. Aber ich weiß, dass meine Mannschaft dafür die Qualität hat.“

Auch Andreas Wessig, der Trainer des Kreisligisten TG Viktoria, ist von Futsal durchaus angetan. Wie Abazi plädiert aber auch er für größere Tore. Futsal verbindet er mit mehr Vorteilen als Hallenfußball: „Das Spiel mit der Bande beim Hallenfußball war mit Sicherheit spektakulär, aber Futsal bevorzugt technische Mannschaften. Das gefällt mir. Und der sprungreduzierte Ball verhindert ein Gebolze.“ Wessig versteht deshalb nicht, warum viele Fußballfans über Futsal motzen: „Es ist nicht so, dass alles Neue schlecht ist.“ Beim Hallenturnier in Friedberg zählte der Kreisligist Viktoria zu den Überraschungsmannschaften und scheiterte erst im Halbfinale gegen den späteren Turniersieger TSV Friedberg.

In der Halle hat Wessig in dieser Saison noch etwas anderes vor: „Bei der Stadtmeisterschaft wollen wir unseren Titel aus dem vergangenen Jahr verteidigen.“ Danach geht es wieder ins Freie. Für Viktoria könnte das Jahr 2016 ein goldenes Jahr werden. Das Team von Andreas Wessig zählt zu den heißen Aufstiegskandidaten für die Bezirksliga. Wessig lächelt: „Wenn es so kommen sollte, werden wir nicht Nein sagen.“

Aufrufe: 08.1.2016, 14:33 Uhr
Augsburger Allgemeine / Wolfgang LangnerAutor