2024-04-16T09:15:35.043Z

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F: Sebastian Schwarz
F: Sebastian Schwarz

Futsal auf der Überholspur

DFB-Beschluss: Hallenturniere nur noch als Futsal-Variante +++ Das gilt auch für Stadtmeisterschaften

Am Wochenende fand in der Sportschule Wedau das erste deutschlandweite Futsal-Landesauswahlturnier mit allen 21 Fußballverbänden des DFB statt. Sieger wurde Hamburg. Der Niederrhein - hier war mit Matthäus Cwiek vom PSV Wesel auch ein Kicker des Kreises 11 dabei - belegte nach zwei Siegen, einem Remis und zwei knappen 1:2-Niederlagen nur Platz 11.

Für Christian Riehm war die Veranstaltung trotzdem eine Wohlfühloase. Denn dort wollte jeder Futsal spielen. Das sieht an der Basis ganz anders aus. "Manchmal kommt man sich schon vor wie Don Quijote, der gegen Windmühlen kämpft", sagt der Freizeit- und Breitensportbeauftragte des Kreises Rees-Bocholt, in dessen Ressort Futsal geführt wird.

Ihm gefällt diese Variante sehr, vielen Fußballern anscheinend nicht. "Dabei haben die meisten Leute Futsal noch nie gesehen - geschweige denn gespielt", so Riehm. Das dürfte sich spätestens im nächsten Winter ändern. Denn für 2015 sieht der DFB vor, alle offiziellen Hallenturniere nur noch als Futsal-Veranstaltungen austragen zu lassen. Der Hintergrund ist, dass Futsal die einzige von der FIFA anerkannte Variante des Hallenfußballs ist.

Im Gebiet des Fußball-Verbandes Niederrhein (FVN) kommt Futsal dagegen weniger gut an. Bei offiziellen Turnieren wie Stadtmeisterschaften wird der klassische Hallenfußball bevorzugt. "Auf Verbandsebene ist noch nicht endgültig beschlossen, was dann passiert. Aber wahrscheinlich werden diese Turniere verbandsseitig nicht mehr genehmigt", sagt Riehm. Im Ruhrgebiet haben zahlreiche Vereine bereits angekündigt, unter diesen Voraussetzungen nicht mehr um den jeweiligen Stadttitel spielen zu wollen. Auch in Wesel hatten sich die Clubvertreter vor den letzten Titelkämpfen gegen die Futsal-Variante entschieden.

Dabei habe der DFB klar gemacht, dass er von seiner Entscheidung nicht mehr abrücken wird. "Es ist schade, dass einige Leute - auch in den hiesigen Verbandsgremien, eine Entwicklung, die quasi auf der ganzen Welt stattfindet, behindern", meint Christian Riehm. Deutschland ist neben Zypern und Luxemburg übrigens das einzige Land in Europa ohne Futsal-Nationalmannschaft. "Das ist traurig, wird sich aber demnächst ändern."

Dabei setzt Riehm auf lokaler Ebene auf den Dialog, anstatt auf Vorschriften. "Den DFB-Beschluss zur Umstellung gibt es nicht seit gestern, aber in den Verbänden wurde das Thema immer wieder verschoben. Nun gibt es zwar kein zurück mehr, trotzdem würde ich auch jetzt nichts überstürzen", sagt der 35-Jährige.

Über Workshops könnten Trainer, Spieler und auch Schiedsrichter an die Unterschiede zum Fußball herangeführt werden. Zudem möchte Riehm, derzeit einziger offizieller Futsal-Unparteiischer im Kreis, zeitnah eine Kreismeisterschaft ausrichten. Teilweise hat er auch Verständnis für die Vorbehalte. "Futsal ist schon ein anderes Spiel. Man steht mehr unter Druck und auch den etwas kleineren, sprungreduzierten Ball sollte man anders behandeln, ihn beispielsweise mit der Sohle anstatt der Seite stoppen. Aber daran gewöhnt man sich sehr schnell", sagt der Unparteiische.

"Körperlos", wie häufig zitiert wird, ist Futsal übrigens nicht. Zweikämpfe gibt es wie unter freiem Himmel. Lediglich die Grätsche ist tabu. Ansonsten halten sich die Regelunterschiede zum klassischen Hallenfußball in Grenzen. Das Spielgerät wird beim Futsal eingekickt, der Torwart darf den Ball bei einem Rückpass nur einmal berühren, als normale Spieleröffnung aber über die Mittellinie werfen oder auch Tore schießen. Es werden Mannschaftsfouls gezählt, es gibt direkte Freistöße und eine Vier-Sekunden-Regel für ruhende Bälle sowie den Ballbesitz des Torwartes. Wird diese Zeit überschritten, wechselt der Ballbesitz. Auf die im Futsal übliche Nettospielzeit (Zeitstoppen bei Spielunterbrechungen) würde man bei Turnieren im Hinblick auf einen Zeitplan wohl verzichten.

Aufrufe: 028.1.2015, 12:00 Uhr
RP / Andreas NohlenAutor