2024-04-19T07:32:36.736Z

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Übersichtlich: 80 Zuschauer wollten das 6:2 der Fußballer des TSB Flensburg gegen Oldenburg sehen. Foto: Marcus Dewanger
Übersichtlich: 80 Zuschauer wollten das 6:2 der Fußballer des TSB Flensburg gegen Oldenburg sehen. Foto: Marcus Dewanger

Fußballer rätseln: Wo bleiben die Zuschauer?

Sportlich erfolgreich, aber kaum jemand will’s sehen: ETSV Weiche, TSB Flensburg und Flensburg 08 suchen nach Strategien, um mehr Besucher anzulocken

Stell’ Dir vor, es ist Fußball um die Ecke – und kaum jemand geht hin. Die Kicker des ETSV Weiche Flensburg zählen erneut zu den Titelkandidaten in der Regionalliga Nord, der TSB Flensburg und Flensburg 08 mischen in der Schleswig-Holstein-Liga in der Spitzengruppe mit und haben die Qualifikation für das Hallen-Masters in Kiel vor Augen. Doch die Zuschauerzahlen in der Stadt sind stark rückläufig.

Selbst Derbys, früher ein echter „Straßenfeger“, haben den Reiz vergangener Tage eingebüßt. Die Zeiten, als mehrere tausend Fans zu den Lokal-Duellen pilgerten, sind lange vorbei. Woran liegt es? Wir haben uns bei den Verantwortlichen umgehört.


ETSV Weiche Flensburg

„Für den Zuschauer musst Du was machen“, sagt Matthias Hummel, Team-Manager bei den Regionalliga-Fußballern des ETSV Weiche Flensburg. Die Mannschaft spielt erfolgreich Fußball, zählt als Tabellendritter erneut zu den Titelkandidaten. Doch angenommen wird das vom Publikum in dieser Saison noch nicht.

Gerade einmal 2805 Besucher (Schnitt 468) wollten die bisherigen sechs Heimspiele sehen. „Davon kann man nicht leben. Das ist einfach zu wenig“, sagt Harald Uhr, Geschäftsführer der Weicher Liga-GmbH. In der vergangenen Spielzeit kamen durchschnittlich 765 Zuschauer, mit einem ähnlichen Schnitt haben die Verantwortlichen auch in dieser Saison kalkuliert.

„Wir hatten allerdings noch nicht die ganz großen Gegner“, so Uhr und verweist hoffnungsvoll auf die anstehenden Partien gegen den VfB Lübeck (13. November), den VfL Wolfsburg II (27. November) und den Tabellenführer SV Meppen (4. Dezember).

„Wir haben zu wenig Komfort“, stellt Uhr nüchtern fest. Besucher sind den Unbilden des Wetters im Manfred-Werner-Stadion schutzlos ausgesetzt – eine Überdachung der Sitztribüne wäre da durchaus hilfreich. Verändertes Freizeit-Verhalten, fast täglicher Fernseh-Fußball – die Sponsoren freut’s nicht, wenn die Besucher ausbleiben.

Was tun? „Wir entwickeln Strategien“, sagt Matthias Hummel und erwähnt Stichpunkte wie verstärkte Werbung, auch über Social Media-Kanäle, sowie die Präsentation durch einen Sponsoren.


TSB Flensburg

In der vergangenen Saison kamen durchschnittlich 212 Zuschauer auf den Eckenerplatz – „Ausreißer“ nach oben war das Derby gegen 08 im Oktober 2015, das 905 Besucher sahen. Der TSB spielte eine prima Saison, auch in dieser Spielzeit ist das Team gut dabei.

Honoriert wird das nicht – gerade einmal 610 Fans kamen zu den bislang sechs Heimspielen. Woran liegt’s? „Jeder dümpelt so vor sich hin“, sagt Teammanager Rainer Andresen und verweist auf die Konkurrenz-Situation mit Verbands- und Kreisliga. „Es werden immer weniger“, sagt er sorgenvoll.

Mögliche Ansätze: „Man könnte das Spiel von einem Sponsor präsentieren lassen und Freikarten verteilen“, sagt Andresen und verweist auf das Beispiel des Heider SV, der sich nach einer solchen Aktion im August 2015 über 2700 Zuschauer im Derby gegen Meldorf freute.

„Man könnte auch über Flutlichtspiele nachdenken“, so der Teammanager. Er wagt die Prognose: „TSB gegen Kropp am Freitag – da könnten 6- bis 700 Leute kommen“, schränkt aber ein: „Dazu braucht man einen guten Platz und gutes Flutlicht.“


Flensburg 08

Saisoneröffnung im Stadion: 515 Zuschauer. Derby gegen den TSB: 335 Besucher. Und das sind schon die besten Besucherzahlen beim Traditionsverein. Ansonsten kommen rund 150 Unentwegte zu den Heimspielen.


Es war einmal: Lokalderby Flensburg 08 – Schleswig 06 im Jahr 1958 vor voll besetzten Rängen. Foto: Scheich

„Es beschäftigt uns, warum so wenige kommen“, sagt der Vorsitzende Manfred Klarmann und fügt voll Galgenhumor hinzu: „Wir könnten ja was verschenken. Aber ich glaube, dann kommt auch keiner.“ Klarmann ratlos: „Mehr können wir nicht machen – nur Woche für Woche zeigen, dass wir es können.“

Gemeint ist der attraktive Fußball, den die Mannschaft regelmäßig anbietet. 42 Treffer in 15 Partien, das ist der Spitzenwert der Liga. Von Show-Einlagen und ähnlichem Beiprogramm hält der 08-Chef nichts: „Das Drumherum kann’s nicht sein. Bratwurst, Bier, guter Fußball – das reicht mir.“

Dass sich am Zuschauerzuspruch kurzfristig etwas ändert, glaubt Klarmann nicht. Der Posten „Spieleinnahmen“ umfasst im Etat die bescheidene Summe von 8000 Euro.

Aufrufe: 027.10.2016, 18:00 Uhr
SHZ / Ulrich SchröderAutor