2024-05-02T16:12:49.858Z

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F: Rinke
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Fußball-WM ohne Auswirkungen?

Erhoffter Nachwuchs-Boom scheint auszubleiben

Der Weltmeistertitel der deutschen Fußballer beherrschte die Jahresrückblicke der vergangenen Tage. Was aber bleibt vom umjubelten WM-Gewinn?

Es ist jetzt gerade mal ein halbes Jahr her: Am 13. Juli 2014 gewann die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien ihren vierten Titel, vier Sterne glänzen nun auf dem Trikot der Nationalspieler. Welche Nachwirkungen hat der Gewinn der prominenten Trophäe, außer dass die Jahresrückblicke der vergangenen Tage von dem umjubelten Großereignis beherrscht waren? Der erhoffte Nachwuchs-Boom in den Vereinen scheint auszubleiben.

Das Tor von Mario Götze zum 1:0-Sieg in der Verlängerung des Weltmeisterschafts-Finales gegen Argentinien darf in diesen Tagen in keinem Jahresrückblick fehlen. Zweifellos war der vierte WM-Gewinn der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Brasiliens Metropole Rio de Janeiro das Highlight des Sportjahres 2014. Nur wenige Tage nach dem großen Erfolg zeigte sich Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), im Nachrichtenmagazin Spiegel optimistisch: "Nach dem WM-Sieg 1990 hatten wir 100.000 Neuanmeldungen in den Vereinen. So viele werden es jetzt wegen der demografischen Entwicklung nicht. Aber wir erwarten schon einen neuen Boom."


Fußballvereine profitieren kaum

Fünf Monate später ist davon bei den Fußballvereinen in der Region mehrheitlich kaum etwas angekommen. "Da hat sich meiner Meinung nach nichts getan", erklärt Klaus Metzler, Jugendleiter des Fußballbezirks Neckar-Fils, "verschiedene Vereine haben Zuwachs bekommen, andere haben verloren, das hält sich die Waage. Vielleicht tut sich im Frühjahr oder zur neuen Saison noch etwas."

Dabei hätten die vielen Fußballvereine im Kreis Göppingen und darüber hinaus einen Mitgliederschub gut gebrauchen können. Metzler verzeichnet insgesamt eine rückläufige Entwicklung auf Bezirksebene. Das breit gefächerte Freizeitangebot für die Jugend mache dem Fußball weiter zu schaffen. "Auch das Thema Ganztagesschule wird akuter denn je", erklärt der Bezirksjugendleiter.

Einen WM-Boom kann auch Heinrich Bruß, Jugendkoordinator beim Fußball-Verbandsligisten Sportverein Göppingen, nicht bestätigen: "Wir hatten einen normalen Zulauf im üblichen Rahmen." Auch bei den unterklassigeren Nachbarvereinen TV Jahn Göppingen und Frisch Auf Göppingen haben die Jugendleiter Timo Noller und Simone Ivanis von Auswirkungen durch die Weltmeisterschaft auf dem südamerikanischen Kontinent nichts bemerkt.

Titelgewinn spielt heutzutage geringere Rolle

Bei der heutigen medialen Präsenz des Fußballs spielt ein Titelgewinn der Nationalmannschaft für die Nachwuchsarbeit nicht mehr die bedeutende Rolle wie dies noch im Jahr 1990 der Fall war. "Fußball ist an sich schon attraktiv genug", erklärt Uwe Lansche, Jugendleiter bei Landesligist SV Ebersbach. Der Klub hatte zwar Zulauf bei den Kleinsten zu verzeichnen, ist sich aber nicht sicher, ob tatsächlich ein Zusammenhang zum Weltmeistertitel hergestellt werden kann. In die gleiche Richtung geht der Erklärungsansatz von Heinrich Bruß: "Bei Jungs ist ohnehin ein Grundbedürfnis da, irgendwann mit Fußball einzusteigen."

"Ich hätte schon erwartet, dass sich durch die WM etwas mehr tut als üblich", berichtet währenddessen Erich Kröner vom Fußball-Bezirksligisten FC Rechberghausen. Für ihn war der Zuwachs in den unteren Jahrgängen nach der Heim-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 stärker als jetzt. "Wir sind im Großen und Ganzen gut aufgestellt, aber der WM-Gewinn hat keinen besonderen Schub gebracht", erklärt auch Stefanie Spiegele, Jugendleiterin bei Kreisligist TSV Wäschenbeuren.

Anders dagegen die Situation beim vor der Saison in die Landesliga aufgestiegenen FC Eislingen. Dort ist Filip Bilac in Personalunion Co-Trainer beim Landesliga-Team als auch Jugendleiter für die jüngeren Jahrgänge. "Wir haben grundsätzlich immer regen Zulauf, aber dieses Jahr war es schon ein Stück mehr", berichtet Bilac von einem spürbaren Anstieg insbesondere bei den Bambinis, also den jüngsten Ballkünstlern. Das Einstiegsalter werde dabei immer niedriger, selbst Vierjährige wollten inzwischen mit Fußball im Verein beginnen.

Aufrufe: 07.1.2015, 08:58 Uhr
MARKUS MUNZ | NWZAutor