2024-04-16T09:15:35.043Z

WM 2014
Cristina da Costa-Zinndorf ist leidenschaftlicher Fan des FC Porto und natürlich des Teams Portugal.     Archivfoto: hbz/Sämmer
Cristina da Costa-Zinndorf ist leidenschaftlicher Fan des FC Porto und natürlich des Teams Portugal. Archivfoto: hbz/Sämmer

Fußball "südländisch" schauen

Portugiesin drückt ihrer Heimat beim ersten WM-Gruppenspiel gegen Deutschland die Daumen

Lörzweiler. Cristina da Costa-Zinndorf hat sich schon mal ihr Portugal-Shirt drübergestreift. „Natürlich bin ich bei der Fußball-WM für mein Heimatland“, betont die 40-Jährige voller Stolz, „aber ich wünsche mir natürlich ebenso, dass auch Deutschland weiterkommt.“

In Groß-Umstadt das Licht der Welt erblickt, wuchs die selbstständige Personalberaterin fast ausschließlich in der Bundesrepublik auf. „Zu Schulbeginn wohnte ich jedoch bei meiner Tante“, berichtet da Costa-Zinndorf von ihrer kurzzeitigen Rückkehr in die Patria, wo die Eltern für die damals sechsjährige Tochter bessere Bildungschancen wähnten. Nach drei Jahren wollten die Eltern ihr einziges Kind wieder bei sich haben. „Schließlich würde ich auch hier meinen Weg gehen, dachten sich meine Eltern.“

Ebenso wie Mutter und Vater, die Ende der 70er Jahre als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, genieße auch sie ihr Leben in der Wahlheimat. „Man sollte aber nie seine Wurzeln leugnen“, verweist die 40-Jährige mit Stolz auf ihren Migrationshintergrund und portugiesischenPass, den sie dem deutschen den Vorzug gibt. Zudem lege sie auch darauf viel Wert, dass die beiden Kinder – Nike (8) und Laura (11) – zweisprachig aufwachsen.

Während sich die verheiratete Mutter zweier Kinder im beschaulichen Lörzweiler wohl und in Deutschland „absolut integriert“ fühlt, kennt da Costa-Zinndorf beimFußball keine Kompromisse: „Ich bin leidenschaftlicher Fan vom FC Porto.“ Schließlich stammt ihre Familie aus der unmittelbaren Nähe der drittgrößten portugiesischen Stadt. „Aber auch den 05ern drücke ich die Daumen“, beschreibt die 40-Jährige ihre Sympathie für die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt.„Zur Unizeit habe ich nämlich in der Nähe vom Bruchwegstadion gewohnt.“

Dem Turnier in Brasilien fiebert die Lörzweilerin bereits entgegen: „Es ist schön, dass in einem fußballverrückten Land wie Brasilien solch ein großes Event stattfindet.“ Sei doch die Selecao zudem einer der gehandelten Anwärter auf den WM-Titel. „Aber man sollte das Turnier auch kritisch hinterfragen, schließlich käme das viele Geld woanders vermutlich besser zugute“, lässt da Costa-Zinndorf Vernunft walten.

Der portugiesischen Elf rechnet die Akademikerin gute Chancen aus: „Der Einzug ins Viertelfinale ist möglich“, ergänzt aber, „das gelingt jedoch nur, wenn man als Mannschaft auftritt und miteinander spielt.“Den unbestrittenen Leistungsträger in den Reihen der grün-roten Mannschaft, Cristiano Ronaldo, bezeichnet sie als „zu selbstverliebt“, ohne jedoch sein Können in Frage zu stellen: „Die Show, die er abliefert, hat er eigentlich nicht nötig, weil er, was das Spiel an sich angeht, wirklich einer der besten Fußballer auf der Welt ist.“

Das Spiel heute würde sie „südländisch“ verfolgen: „Da bin ich sehr emotional und werde auch gerne laut“, beichtet die 40-Jährige lachend, „meinMann kriegt da auch schon sein Fett ab, wenn er dumme Kommentare von sich gibt.“ Aber dennoch genieße die Portugiesin das heutige Gruppenspiel mit der Familie.

Nike und Laura stecken in einem Dilemma, weil sie weder Mama noch Papa leiden sehen wollen. „Ich sage ihnen, dass sie für beide Teams die Daumen drücken dürfen“, verrät die Mutter. Da sie selbst auf ein Unentschieden tippt, wird das Endresultat die Familienharmonie ohnehin nicht stören.

Aufrufe: 015.6.2014, 19:00 Uhr
Ali Reza HoushamiAutor