Fußball-Management-Akademie: Studieren im Stadion

Auf dem Konferenztisch stehen Mineralwasserflaschen, an jedem Platz liegt ein Schreibblock, und wenn man durch das mächtige Panoramafenster schaut, fällt der Blick auf die roten Sitze der Gegentribüne der Mercedes-Benz-Arena. Nur eine Glasfront trennt die Teilnehmer der Fußball-Management-Akademie (FMA) vom Rasen, und es hat durchaus etwas Inspirierendes, wenn man an einem Ort studieren kann, an dem es draußen nach feuchtem Grün riecht. Das Konzept für diese ungewöhnliche Vorlesungsstätte stammt von Marc Wagner, der im Februar seine Fußball-Management-Akademie gegründet hat. „Wir wollten ein Studium dort anbieten, wo Fußball passiert“, sagt Wagner. Der Kurs im Businessbereich der Mercedes-Benz-Arena beginnt im September, umfasst acht Module und kostet 5200 Euro. Es ist im Südwesten das bisher einzige Angebot dieser Art.

Ein spannendes Projekt für mehrere Zielgruppen

Der Impuls für die Akademie entstand bei dem 32-jährigen Stuttgarter, als er ein ähnliches Seminar in Wolfsburg besucht hat, das ihm und auch anderen Teilnehmern allerdings nicht fußballspezifisch genug war. „Und so reifte die Idee, so was auch in Stuttgart anzubieten“, sagt Wagner. Bei der Suche nach strategischen Partnern wurde er schnell fündig und konnte André Bühler und Gerd Nufer, beide Direktoren beim Deutschen Institut für Sportmarketing (DISM), für sein Projekt auch als Dozenten gewinnen. Dass die Abschlüsse kein Jodeldiplom sind, stellt die Kooperation mit dem DISM sicher, das die Zertifikate ausstellt. „Es ist vor allem deshalb ein spannendes Projekt, weil es mehrere Zielgruppen anspricht“, sagt André Bühler, der beim Modul 1 zum Thema Marketing und Sponsoring im Fußball referieren wird. Zum einen denkt er an Hochschulabsolventen, die einen Berufseinstieg im Fußball-Business suchen, oder aber an Ex-Profis, die sich mit den wirtschaftlichen Prozessen, Konzepten und Modellen im Fußball vertraut machen möchten. Laut einer gemeinsamen Studie der Profifußballergewerkschaft VDV und der FH Koblenz stehen drei Viertel der Spieler in den obersten drei Ligen nach ihrer Karriere nämlich ohne eine abrufbare berufliche Qualifikation da. „Aber natürlich können auch Mitarbeiter von Fußballvereinen zu uns kommen, die dann auch was für die Clubs ableiten können“, sagt Marc Wagner, der im Hauptberuf Verkaufsleiter ist.

Fußball zieht sich durch sein Leben wie ein roter Faden. Er stürmte unter anderem in der Landes- und Verbandsliga und war bis zum Saisonende Spielertrainer bei einem Bezirkslisten. Studiert hat er in Reutlingen International Business, sich in seiner Abschlussarbeit mit dem strategischen Management in der Bundesliga beschäftigt und mit der Entwicklung von Vereinen zu Unternehmen befasst. „Der Bedarf nach einem qualifizierten Fußball-Management-Studium ist da“, sagt Wagner und lässt Zahlen sprechen. Fußballmanager verwalten ein gigantisches Geschäft: Fast drei Milliarden Euro Umsatz pro Jahr machten die 18 Bundesligaclubs zuletzt, allein der Wert des Kaders des FC Bayern wird auf fast 600 Millionen Euro geschätzt. Fußball ist Arbeitgeber, Existenzgrundlage und Einnahmequelle für mittlerweile 150 000 Menschen.

Hohes Anforderungsprofil für Manager

Das Anforderungsprofil für Manager ist gleichermaßen gestiegen. Als sportlich Verantwortliche müssen sie je nach Clubstruktur Budgets verwalten, Vertragsverhandlungen führen, personelle und inhaltliche Strukturen aufbauen, Arbeits- und Organisationsabläufe entwickeln und auch mediale Präsenz zeigen. All diese Segmente werden auch an der FMA behandelt. Zu den Modulen zählen Themen wie Marketing und Sponsoring, Kommunikation und Social Media sowie Management und Customer-Relationship-Management im Fußball. Neben den Professoren Bühler und Nufer zählen auch Ex-Bundesligaschiedsrichter Knut Kircher und die Sport-1-Moderatorin Nele Schenker zu den Dozenten. Es geht dabei auch um ein Verständnis für das Transfersystem, Clubmanagement oder spezifische Vermarktungsstrategien. Es kommt also jede Menge geballtes Wissen auf die Teilnehmer beim Studium im Stadion zu.

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