2024-04-19T07:32:36.736Z

FuPa Portrait
Dieser Ball hat wie die ESG und der Patternhof die besten Zeiten hinter sich. Die Stadt würde das Gelände am liebsten als Bauland vermarkten. Fotos: Tobias Röber
Dieser Ball hat wie die ESG und der Patternhof die besten Zeiten hinter sich. Die Stadt würde das Gelände am liebsten als Bauland vermarkten. Fotos: Tobias Röber

Fusion: Die ESG will Gespräche führen

Nur eine Mannschaft kickt noch für die Eschweiler Sportgemeinschaft. Stadt würde den Patternhof gerne vermarkten.

Der Patternhof hat wahrlich schon bessere Zeiten erlebt. Viele Jahre lang war die ESG das fußballerische Aushängeschild Eschweilers und Dauergast in Landes- und Verbandsliga. Die Zeiten sind vorbei. Die Realität lautet: Kreisliga C Staffel 3.

Am kommenden Sonntag gibt es vielleicht wieder Grund zum Jubeln: Die ESG bestreitet ein Relegationsspiel zum Aufstieg in die Kreisliga B. Konzen 2 heißt der Gegner auf dem Sportplatz in Kesternich. Aufstieg hin oder her – ob es die ESG als eigenständigen Verein noch lange gibt und ob der Ball am altehrwürdigen Patternhof noch lange rollt, ist derzeit sehr ungewiss.

Viele Höhen und Tiefen

Einer, der den Verein in- und auswendig kennt, ist Dieter Ganser, der als Schatzmeister tätig ist. Seit 58 Jahren im Verein, hat er sämtliche Höhen und Tiefen miterlebt. Tiefer geht es derzeit kaum noch. Nur noch eine Mannschaft kickt offiziell für den Verein. Dazu kommen zwei Freizeitmannschaften und ein paar Kinder, die locker ab und an kicken. Offiziell vertritt nur das Team die blau-gelben Vereinsfarben, das am Sonntag gegen die Zweitvertretung des TV Konzen zurück in die B-Liga will. Und dann? Nach der Relegation wollen sich Vereinsvertreter offiziell an andere Vereine wenden und Fusionsgespräche führen. Denn – so wissen Ganser und seine Mitstreiter – ohne Fusion ist die ESG-Fußballabteilung bald Geschichte. Man sei zu allen Seiten hin offen, sagt Ganser. Vor vielen Jahren, als die ESG und Rhenania Eschweiler das fußballerische Non-Plus-Ultra in Eschweiler waren, gab es schon mal Annäherungsversuche. Die sind nachweislich gescheitert. Das war 2002, kurz nachdem die Eschweiler Sportgemeinschaft in ihre einzelnen Abteilungen aufgespalten wurde.

Marodes Vereinsheim

Die Verantwortlichen hegen bei ihrem Fusionsgedanken auch die große Hoffnung, den Patternhof noch halten zu können. In diesem Sommer ist bereits Schluss am Indestadion, wo die ESG noch trainiert.

Es gab schon Anfragen bei der Stadt, einen kleinen Aschenplatz hinter dem Heim am Patternhof zu bauen, auf dem trainiert werden kann. Andere träumten gar von einem Kunstrasen an dieser Stelle. Auch das Heim müsste saniert werden. Besser wäre wohl ein Abriss und Neubau. An vielen Stellen an den Wänden und am Boden haben sich Risse aufgetan und die sanitären Anlagen kennen Jung-Installateure eigentlich nur vom Hörensagen. An anderen Stellen bröckeln Farbe und Putz von den Wänden.

Bürgermeister Rudi Bertram erteilte diesen Plänen eine Absage. Mehr noch: Er sieht in dem Grundstück am Patternhof selbstredend ein sehr interessantes Baugebiet, das die Stadt, der das Areal gehört, nur zu gerne vermarkten würde. Nun hat die ESG lediglich noch eine Mannschaft, die aktiv am Spielbetrieb teilnimmt, allerdings spielt der Sportplatz für den Schulsport eine große Rolle. Gymnasium, Realschule, Willi-Fährmann-Schule und auch die Karlschule nutzen den Patternhof für den Schulsport und Bundesjugendspiele. „Eine Lösung für den Schulsport muss vorher gefunden werden“, sagt Rudi Bertram, der übrigens eins selbst das Trikot der ESG trug.

Damit reiht er sich in eine lange Liste etlicher bekannter Namen ein: Joaquin Montanes, Heinz-Gerd Klostermann, Karl-Heinz Krott, Michael Pfeiffer, Josef Thelen, Jörg Daniel, Heinz Schors und Andreas Gielchen – um nur einige zu nennen.

Zu Beginn der 1950er Jahre spielte der Verein in der Landesliga, damals der höchsten Amateurklasse. Das Jahr 1956 war von entscheidender Bedeutung. Als höchste Amateurklasse im Mittelrhein sollte die Verbandsliga Mittelrhein neu geschaffen werden. Der 5. Platz unter Trainer Hans Pfefferkorn reichte aus: Die ESG war in der Verbandsliga.

In den folgenden Jahren spielte die ESG in der Verbandsliga eine gute Rolle mit wechselnden Platzierungen im Mittelfeld der Tabelle. In der Saison 1963/64 stellte sie mit Karl-Heinz Krott sogar den aktuellen Torschützenkönig. Und auch im Westdeutschen Pokal wurde die gute Tradition fortgesetzt. In den Jahren 1956, 1959, 1961 gab es unter anderem Siege über Alemannia Aachen, den Wuppertaler SV, den Meidericher SV und Borussia Mönchengladbach.

Relegation am Sonntag

Der letzte Aufstieg ist 15 Jahre her. Im Jahr 2000 stieg die ESG letztmals in die Verbandsliga auf. Nach erneuten finanziellen Problemen war in der Saison 2001/02 Schluss und die Mannschaft musste vom Spielbetrieb zurückgezogen werden.

Die Vereinsverantwortlichen klammern sich an den Strohhalm Aufstieg und hoffen auf neuen Schwung. Wer am Sonntag live dabei sein möchte: Die Partie (Anstoß 15 Uhr) findet in Kesternich an der Straucher Straße 10 statt.

Aufrufe: 011.6.2015, 19:55 Uhr
Tobias Röber I AZ/ANAutor