2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinstreue

FuPa-Vereinsidole: Ralf Müller

+++ Seit 1974 fast ununterbrochen im Verein tätig +++ Tausendsassa für "kontinuierlichen Aufwärtstrend" der letzten Jahren mitverantwortlich +++ "Einer alleine reißt gar nichts" +++

ALTENBURG (tig). Im abschließenden Teil unserer FuPa-Winterserie über Vereinsidole geht der Blick in den Alsfelder Fußballkreis, genauer gesagt zum SV Altenburg, der gemeinsam mit Eudorf und Schwabenrod als Spielgemeinschaft in der Kreisoberliga Süd kickt. Beim SV steht mit Ralf Müller ein Mann als erster Vorsitzender und Trainer der A-Jugend an der Spitze, der seit Kindesbeinen an mit dem Verein verwachsen ist, sich mitverantwortlich für den strukturellen und sportlichen Aufschwung der SG in den letzten Jahren zeichnet und deshalb prädestiniert für die Vereinsidole-Rubrik ist.

Der Abteilungsleiter der Spielgemeinschaft, Michael Lotz, beschreibt Müller als „Macher des Vereins“ und „einen der Helden des SV.“ Dass diese Formulierungen nicht zu hoch gegriffen sind, zeigt sich schon an der langen Geschichte, die Müller mit dem Verein hat. 1974 schnupperte er als E-Jugendlicher erstmals SV-Luft und begann dort mit dem Kicken. Er durchlief alle Jugendabteilungen und stand bis Anfang der Neunziger auch bei den Senioren auf dem Platz. Schon damals engagierte sich Müller abseits des Platzes. „1991 haben wir unseren neuen Sportplatz mit einem Spiel gegen Bayer Leverkusen eingeweiht. Da musste die Mannschaft bei der Vorbereitung mit anpacken.“

Aus beruflichen Gründen zog es Müller danach für einige Jahre nach Schwerin. „Mein Herz hing aber immer am SV. Ich war sozusagen „Standby-Profi.“ Er verlor den Klub nie aus den Augen und kehrte 1998 in die Region und so auch zum Verein zurück. Anfangs kickte er bei den Alten Herren, doch das reichte ihm nicht. „Ich hatte keine konkreten Vorstellungen oder einen Plan, sondern wollte einfach helfen.“ Deshalb startete Müller 2000 als zweiter Vorsitzender, anschließend vier Jahre als Rechner und seit 2006 schließlich als erster Vorsitzende seine „zweite Karriere“ beim SV. Die Situation Anfang des neuen Jahrtausends war allerdings alles andere als rosig. „Hier herrschte eine schwierige Situation. Finanziell und sportlich gehörten wir nicht unbedingt zu den Erfolgreichsten.“ Seither hat sich einiges beim SV, und auch in der seit 1994 bestehenden Spielgemeinschaft, geändert und verbessert – auch, aber nicht nur dank Müller alleine, wie er betont.



Ralf Müller ganz in seinem Element in seiner zweiten Heimat, dem Altenburger-Sportgelände.


„Ich bin zwar auch ein Stück weit stolz auf das geleistete. Aber es war nicht nach dem Motto „Er kam, sah und siegte.“ Denn einer allein reißt gar nichts. Aber wenn jeder Engagement zeigt, kommt eins zum anderen.“ Als aller Ersten nennt Müller seinen Vater Dieter als „gute Seele“ des Klubs. „Wenn Tätigkeiten rund um das Gelände anstehen, dann spreche ich ihn als Ersten an. Oft genug ist er aber auch da, ohne dass er angesprochen werden muss.“ Der Unterstützung von Carsten Ebert und Axel Hassenpflug verdankt Müller das Aufziehen einer eigenen Jugendabteilung, die 2006 wieder ins Leben gerufen wurde. Auch die Komplimente von Abteilungsleiter Michael Lotz gibt Müller an diesen zurück. „Dieser Mensch ist für jeden Verein ein Segen. Gut, dass er bei uns ist. Von dieser Kategorie haben wir viele Leute im Verein. Irgendwo müssen die Betreuer für die 100 Kinder in der Jugendabteilung ja auch herkommen. Und alle sind verrückt im positivsten Sinne“, gerät Müller beim Gedanken an das gesamte Orga-Team ins Schwärmen.

„Wo fängt man da an. Das ist schwierig“, grübelt Müller zunächst über das gemeinsam in 16 Jahren erreichte. Denn es ist eine ganze Menge. Das Vereinsheim wurde zunächst komplett saniert. 2005 folgte schließlich der große Anbau („Dafür können wir uns von schreiben“), den der Klub ohne Verschuldung stemmen konnte („Wirtschaftlich ist der Verein kerngesund“). Auf sportlicher Ebene sticht die Jugendarbeit des SV, der als letzter Verein im Vogelsbergkreis eine solche betreibt, hervor. „Auch da stand kein großer Plan dahinter. Wir „Alten Herren“ wollten einfach, dass unsere Kinder kicken können. Ohne groß dafür zu werben, kamen und kommen die Kids zu uns. Der Unterbau ist damit gegeben.“ Auch das ein Zeichen der gut funktionierenden Arbeit im Klub. Dazu kommen die Organisation des Altenburger Faschings, ein großes jährliches Hobby-Turnier und ein eigener Stand auf dem Weihnachtsmarkt. „Der SV Altenburg vertritt mittlerweile ein hohes Maß an Kultur im Dorf“, freut sich Müller über das Geleistete – zu dem er freilich seinen Teil geleistet hat. „Ich bin kein Lautsprecher und gehöre nicht zu den Leuten, die gut delegieren können. Vielmehr mache ich es einfach. Das ist zwar nicht immer gut, weil ich damit den Einen oder Anderen, getreu dem Motto: „der macht es ja eh“, ausbremse.“ Müllers Aufgabengebiete sind breit gefächert. Ob Vorstandsarbeit, Vorbereitung und Ausführung der Trainingsarbeit der A-Jugend, Organisation von Veranstaltung und das Mähen des Rasens, das „Mädchen für alles“ ist immer dort, wo gerade Arbeit anfällt. Damit kommen im Schnitt gut 20 Stunden ehrenamtliche Arbeit pro Woche zusammen. Wie sich das auf das Privatleben auswirkt? „Fragen Sie meine Frau“, sagt Müller schmunzelnd. „Es ist ein absolutes Highlight, dass sie das mitmacht.“

Mit dem wirtschaftlichen und strukturellen Erfolg kam schließlich, leicht zeitverzögert, der sportliche Aufschwung, der im letztjährigen Aufstieg in die Kreisoberliga Süd, wo die SG nach furioser Vorrunde derzeit einen respektablen sechsten Platz belegt, gipfelte. Das allein verdankt die Spielgemeinschaft aber nicht nur dem SV Altenburg, sondern auch den beiden anderen Klubs aus Eudorf und Schwabenrod und vor allem deren Jugendabteilung, der JFV Alsfeld-Bechtelsberg. „Der JFV hat viele tolle Spieler herausgebracht, die einen Großteil unserer Seniorenmannschaften ausmacht“, lobt Müller die zweite Jugendabteilung des Klubs. Diese ungewöhnliche Konstellation mit zwei Juniorenklubs ist dabei kein Problem. „Die Jugend des SV ist mehr auf Breitensport ausgelegt. Deshalb kommen wir uns nicht in die Quere.“ Gleiches gilt für die gesamte SG. „Es gibt kein Kompetenzgerangel. Jeder Verein trägt seinen Teil bei. Wir sind eine sehr, sehr gut funktionierende SG mit toller Stimmung und vielen menschlichen Zügen“, ist Müller stolz auf diese Umstände.

„In den letzten Jahren war es ein kontinuierlicher Aufwärtstrend für den SV und die gesamte SG. Sportlich standen wir allerdings in der Saison 2008/2009 in der B-Klasse kurz davor, das Team mangels Erfolg abzumelden. Die gute Jugendarbeit hat uns aber davon abgehalten“, bilanziert Müller seine bisherige Zeit. Stillstand oder Ruhe kennt der Tausendsassa aber nicht und hat schon ein neues, großes Ziel vor Augen. „In vier Jahren feiert der SV 100-jähriges Bestehen. So langsam aber sicher beginnen die Planungen dafür, um unter anderem rechtzeitig alte Fotos zu digitalisieren.“ 2018 soll der Vorstand zudem um Beisitzer erweitert werden. Wie lange Müller „seinem“ Verein noch als Vorsitzender vorsteht, kann er noch nicht sagen, räumt allerdings ein: „Das alles kostet viel Kraft und ist aufreibend. Und man wird ja auch nicht jünger. Irgendwann wird Platz für neue Leute gemacht“, gibt Müller einen Einblick in die Zukunft. Bis dahin ist aber noch Einiges zu tun. „Das passt perfekt, in einer halben Stunde haben wir Vorstandssitzung“, beendet Müller unser Gespräch und feilt damit weiter an seinem „Macher“-Status.

Aufrufe: 027.2.2016, 09:00 Uhr
Tim GeorgAutor