2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinstreue

FuPa-Vereinsidole: Jonas Bräunche

+++ Bickener "Vorzeigefan" bei fast jedem Spiel dabei +++ Reisen von rund 150 Kilometer an einem Tag für den 25-jährigen kein Problem +++ Pokalsieg über Steinbach als bisheriges Highlight +++

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Im zweiten Teil der FuPa-Winterpausenserie „Vereinsidole“ steht mit Jonas Bräunche ein junger Mann im Fokus, der Wochenende für Wochenende viel auf sich nimmt, um seinen Verein TSV Bicken sehen zu können und dafür zurecht von Vereinsseite als „Vorzeigefan“ bezeichnet wird.

Heutzutage ist es eine Seltenheit geworden, dass sich im Kreise der Amateurklubs noch Anhänger finden, die „ihren“ Verein den wochenendlichen Bundesliga-Konferenzen vorziehen. Noch kleiner wird der Pool, wenn es sich dabei um einen gerade einmal 25-jährigen handelt. Aus diesem Grund ist Jonas Bräunche fast schon ein Unikat, gehört er doch genau zu der beschriebenen Kategorie.

Während andere Mittzwanziger die Samstage und Sonntage zum Feiern oder zum Bundesligaschauen in der Kneipe nutzen, hat Jonas Bräunche einen anderen Tagesablauf. „Ich bin bei fast allen Spielen dabei, je nachdem was meine Freundin dazu sagt. Aber im Moment bin ich wieder Single, da geht das ohne Kompromisse.“ Richtig schön sei es, wenn es einen „Super-Spieltag“ gibt, also alle drei Bickener Mannschaften hintereinander spielen. Dann steht Bräunche ab 13 Uhr bis abends auf dem Sportplatz. Aber er reist auch der ersten Mannschaft zu nahezu allen Auswärtsspielen hinterher. Daran änderte auch der Aufstieg des TSV in der vergangenen Saison von der Kreisoberliga West in die Gruppenliga Gießen/Marburg, und damit einhergehenden längeren Fahrtwegen, nichts. Egal ob es ins 60 Kilometer entfernte Kirchhain oder über 70 Kilometer nach Ederbergland geht, auf die Unterstützung des Bickeners kann sich der Verein stets verlassen.

Ihren Anfang nahm diese Leidenschaft vor gut zweieinhalb Jahren. Damals fingen einige Freunde Bräunches’ mit dem Kicken in der zweiten Bickener-Mannschaft an, sodass er selbst anfangs häufiger am Rand stand, um seine Kumpels anzufeuern. Seine Verbindung zum Klub geht aber noch weiter zurück. Bis zu seinem 17.Lebensjahr kickte er selbst in seinem Heimatverein, der damals noch SG Mittenaar hieß. Die Schichtarbeit des gelernten Mechatronikers und eine Knieverletzung setzten der aktiven Karriere aber ein jähes Ende. „Anschließend hatte ich erst einmal nicht mehr viel mit Fußball zu tun. Der Kontakt mit den alten Kumpels verlief sich zunächst“, begründet Bräunche seine jahrelange Abstinenz vom Verein. Durch die neuerlichen Besuche am Spielfeldrand hatte er aber wieder Blut geleckt. So wurde aus einigen Spielen der „Zweiten“ schnell ein dauerhaftes Fantum.

Bei der wöchentlichen Organisation der Fahrten ist er dabei meist auf sich allein gestellt. Eine größere Fanszene gibt es, abgesehen von einem Siebensitzer, mit dem sich unregelmäßig weitere Anhänger auf den Weg machen, nicht. Ab und zu kann er aber auch einige Freunde als Mitfahrer gewinnen. „Wenn die zweite Mannschaft nicht am selben Tag spielt, sind ein paar Freunde mit dabei. Viele spielen aber auch bei anderen Vereinen in den umliegenden Dörfern und wollen deshalb nicht mitkommen. Es ist schwer, Leute in meinem Alter für so einen kleinen Verein zu begeistern.“ Bräunche aber ist das egal.

Gründe für seine Leidenschaft hat er einige parat. „Die Spieler und Vereinsverantwortlichen freuen sich immer, mich zu sehen und begrüßen mich. Manche nennen mich schon scherzhaft den „TSV-Ultra.“ Man kennt sich mittlerweile einfach gut, wechselt vor dem Spiel kurz ein paar Worte miteinander und trinkt nach der Heimfahrt in unserer Pizzeria vielleicht noch das ein oder andere Bierchen. Außerdem sind die Spiele schön anzuschauen und das Team repräsentiert damit unser Dorf. Und da will ich mit meiner Unterstützung auch etwas zurückgeben“, gerät Bräunche, der seit einem Jahr auch stellvertretender Jugendleiter beim TSV ist, ins Schwärmen. Ein anderer Verein, auch aus der Bundesliga, kommt für den 25-jährigen daher nicht in Frage. „Ich bin zwar Bayern München-Sympathisant, aber ich könnte mich dabei nie so freuen oder ärgern, wie beim TSV“, stellt er klar.

Und auch der Verein gibt seinem wortwörtlich „zwölften Mann“ etwas zurück. Zu seinem letzten Geburtstag bekam Bränuche die komplette Trainingsanzug-Ausrüstung inklusive Pullover und Shirt, sodass er am Spielfeldrand auch erkannt wird. Denn Trommeln oder Glocken hat der 25-jährige bei seinen Reisen nicht dabei – es sei denn, es kommt zu einem echten Kracher. „Das absolute Highlight war der 4:0-Sieg im letzte Saison im Kreispokal gegen den damaligen Hessenligisten TSV Steinbach. Für dieses Spiel habe ich mir extra frei genommen. Da waren über 500 Zuschauer in Bicken und wir haben mit Trommeln und allem drum und dran richtig Lärm gemacht“, ist Bräunche noch heute begeistert vom Pokalfight im November 2014.

Und egal, wo es den TSV Bicken, derzeit Tabellenführer der Gruppenliga, noch hinträgt, Bräunche wird dabei sein und sein Team anfeuern. Vielleicht bekommt er ja auch noch einen eigenen Stammplatz am Spielfeldrand. Den hat der Bickener „Vorzeigefan“ zwar noch nicht, fügt aber schmunzelnd an: „Das wäre schön und es kann ja noch kommen.“

Aufrufe: 013.2.2016, 09:00 Uhr
Tim GeorgAutor