2024-04-30T08:05:46.171Z

Ligavorschau
Der Trainer Aleksandar Kalic (hinten rechts) und seine Neuen. Hinten von links: der Co-Trainer Alexander Eberhardt, Max Knoll und Fabian Hieber. Vorne von links: Emre Göcer, Michael Haigis, Marcel Mädel und Alper Varay. Foto: Yavuz Dural
Der Trainer Aleksandar Kalic (hinten rechts) und seine Neuen. Hinten von links: der Co-Trainer Alexander Eberhardt, Max Knoll und Fabian Hieber. Vorne von links: Emre Göcer, Michael Haigis, Marcel Mädel und Alper Varay. Foto: Yavuz Dural

FuPa-Check: Der TV Echterdingen

FuPa-Serie: Der TV Echterdingen im Check für die neue Saison in der Landesliga Staffel 2

In den Goldäckern herrscht Zuversicht, dass die Steigerung vom guten Team zum Titelanwärter-Team gelingt. Vor allem auf einem der sechs Neuen ruhen Hoffnungen.

Er schimpfte. Er gestikulierte. Dann stellte er sich mit düsterer Miene hinter die Bande und ärgerte sich, offenkundig über sich selbst. Was war passiert? Dennis Zschorsch hatte im Pokalspiel in Köngen Gelb-Rot gesehen, dies nach einem recht überflüssigen Foul im Mittelfeld. Der Folgen war sich der Defensivmann wohl bewusst. Zum einen wird er damit beim Ligastart gemäß des neuen Regelwerks gesperrt fehlen. Vor allem aber bedeutet die Zwangspause für ihn einen persönlichen Rückschlag in einem internen Positionierungswettstreit, der beim TV Echterdingen gerade läuft.

Vor dem Kampf um Punkte tobt in den Goldäckern der Kampf um Plätze. Mit einem üppigen 28-Mann-Kader geht der Filderclub in die Saison. Die für den Trainer Aleksandar Kalic fürs Erste zu lösende Aufgabe lautet: elf aus 28. Es ist ein hartes Auswahlverfahren. „Wir haben durchgängig eine Konkurrenzsituation“, sagt der Coach, „wer spielen will, der muss sich das erarbeiten.“ Schleifen lassen dürfe es keiner, schließlich, weiß Kalic, „steht sonst sofort ein anderer parat“.

Top drei ist das Ziel

Gestärkt ist im Verein damit die Hoffnung, dass im Spieljahr 2015/2016 die Kurve weiter nach oben geht. Siebter und Vierter waren die Echterdinger am Ende der beiden vergangenen Runden. Beide Male haben die Gelb-Schwarzen angedeutet, dass sie durchaus in der Lage sind, in der Staffel im Konzert der Großen mitzuspielen. Für eine Bewerbung um die erste Geige hat es dann allerdings jeweils nicht gereicht. Das soll nun anders werden. „Wir sind heiß. Wir wollen versuchen, unter den Top drei anzugreifen“, sagt der Kapitän David Hertel. Eine Verbesserung gegenüber zuletzt nennen der Abteilungschef Phillip Wunsch und Kalic als Ziel. Einhelliger Tenor: die Zeit ist reif für den jetzt nächsten Entwicklungsschritt. Auch wenn das Wort „Aufstieg“ dabei keiner direkt in den Mund nehmen mag – „sollte sich die Gelegenheit ergeben, zuzuschnappen“, ergänzt der Trainer, „wollen wir es diesmal auch tun“.

Käme es so, wäre es der Lohn für ein von Kontinuität und Geduld geprägtes Tun. Während andernorts Ambitionen mal eben mit Hilfe des Geldbeutels aus dem Boden gestampft werden – unausgesprochene Grüße damit an den Ortsnachbarn Calcio –, verfügt Kalic über eine gewachsene Mannschaft. Für das gute Betriebsklima spricht, dass diese nahezu komplett zusammengeblieben ist. Keiner wollte weg, klammert man einmal den Routinier Michael Zimmermann aus, der seine Karriere beendet hat. Im Gegenzug hielten es die Verantwortlichen gleichwohl für angebracht, für das eine oder andere belebende Element zu sorgen, weshalb sechs Spieler neu hinzugeholt worden sind – und woraus dann der angesprochene Mammutkader resultiert.

Michael Haigis soll die anderen mitreißen

Unterteilen lassen sich die Einsteiger in drei Kategorien. Erstens: Talente, die langsam herangeführt werden sollen. Schnupperkurs Landesliga. Das gilt für die Youngsters Marcel Mädel, Alper Varay und Emre Göcer. Zweitens: Spieler, deren Aufgabe es sein möge, den Arrivierten sogleich Feuer zu machen. Da wäre man dann beim Keeper Fabian Hieber sowie dem aus Vaihingen verpflichteten Torjäger Max Knoll, dessen Perspektive Kalic in Echterdingen freilich eher auf einem anderen Einsatzgebiet sieht. Zuletzt testete er den 25-Jährigen als rechten Ver­teidiger.

Drittens schließlich bleibt die Königsrubrik: Leistungsträger. Das und nicht weniger ist die Erwartungshaltung im Fall Michael Haigis. Aus der Verpflichtung des studienbedingt in die Region gewechselten Angreifers, der seine Ligatauglichkeit in Dorfmerkingen bereits hinlänglich bewiesen hat, erhofft sich Kalic „ein großes Plus“ – vorausgesetzt, der Neue findet nach unlängst dreimonatiger Auszeit in Folge eines Meniskusschadens zügig wieder auf sein eigentliches Level. Dann lautete des Trainers Einschätzung so: „Er ist nicht nur einer, der Tore macht. Er ist auch ein Typ, der andere mitreißen kann.“

Offensivpotenzial ist mehr als genug vorhanden

Letzteres stellte vielleicht jenes gewisse Etwas dar, woran es den Echterdingern bislang gemangelt hat. Die absolute Gewinnermentalität, dieses unbedingte Erfolgreich-sein-wollen bis an die Schmerzgrenze, monieren Kritiker, das habe die Mannschaft mitunter vermissen lassen – was dann unter dem Strich womöglich jene paar Prozentpunkte waren, die den Unterschied ausmachten zwischen einem guten Team und einem Titelanwärter-Team. Hinzu kam in der vorigen Saison die Tatsache, dass einige mögliche Sieggaranten des Aufgebots aufgrund äußerer Einflüsse unter ihren Fähigkeiten agierten. Gemeint sind der vormalige Topscorer Nils Schaller (selbstständig mit Trockenbaubetrieb), ein Meksud Colic (Meisterschule) oder ein Sven Lukac (Polizeidienst). Deren einendes Problem: der Job und dessen Anforderungen. Doch zumindest bei Schaller und Colic zeichnet sich Besserung ab.

Welcher Mannschaftsteil folglich das Prunkstück sein dürfte, ist unschwer zu prognostizieren. Defensivkünstler waren die Echterdinger eh noch nie, auch schon nicht unter dem Kalic-Vorgänger Karl-Heinz Fuhrmann, in dessen Amtszeit die bislang einzige Verbandsliga-Zugehörigkeit fiel. Vorne dagegen? Vorsicht, Konkurrenz. Deren Abwehrreihen sollten sich wohl besser warm anziehen. „Ein Offensivpotenzial haben wir definitiv wie noch nie“, sagt Kalic, der die Seinen im 4-2-3-1- oder 4-3-3-System agieren lassen will.

Viel hängt für den Coach nun davon ab, wie der Start diesmal gelingt. Bleibt man endlich einmal nicht in den Blöcken hängen? Kommt man heuer von Beginn an ins Rollen – und nicht erst wieder vor allem in der Rückrunde? Einer, der es neben Kalic gespannt von der Bank aus verfolgen wird, steht bereits fest: der Verteidiger Zschorsch. Verflixte, blöde Ampelkarte!

Aufrufe: 014.8.2015, 11:30 Uhr
Filder-Zeitung/ Franz StettmerAutor