2024-05-17T14:19:24.476Z

Ligavorschau
Der diesjährige Kader des SV Bonlanden. Foto: Yavuz Dural
Der diesjährige Kader des SV Bonlanden. Foto: Yavuz Dural

FuPa-Check: Der SV Bonlanden

FuPa-Serie: Der SV Bonlanden im Check für die neue Saison in der Landesliga Staffel 2

Nach der starken Rückrunde der vergangenen Saison macht der Trainer Klaus Fischer aus den Ambitionen keinen Hehl. Dabei soll gelten: Kontinuität schlägt Geldbeutel.

Erinnert sich noch jemand? Malente? Oder Kaltern in Südtirol? Schon gar nicht zu vergessen das Passeiertal, ebenfalls idyllisch gelegen im norditalienischen Alpenland. Und das Ötztal in Österreich? Spätestens jetzt dürfte es bei jedem eingefleischten Fußballfan aus hiesigen Breitengraden klingeln und ihm warm ums Herz werden. Es sind schließlich allesamt Stätten, die mit anschließenden sportlichen Sternstunden verbunden sind. An diesen Orten schuf das deutsche Nationalteam jenen Mannschaftsgeist, der danach jeweils zum Weltmeistertitel trug – beziehungsweise der VfB Stuttgart die Basis für seinen bislang letzten nationalen Triumph. Vor der Saison 2006/2007 war’s, im Trainingslager unter Armin Veh.

In Harthausen soll der Grundstein gelegt werden

Nun wäre es vermessen, den SV Bonlanden von der Bedeutung her auf eine solche Stufe stellen zu wollen. Aber wer weiß: vielleicht werden ja auch die Filderstädter demnächst ihren Ausgangspunkt haben, von dem sie später behaupten können, dass dort ein erfolgsbringender Geist heraufbeschworen worden ist. Der hieße dann Harthausen. Dort jedenfalls will sich der Landesligist am nächsten Wochenende auf die neue Runde einstimmen. Geplant sind auf dem Wiesengrundstück des stellvertretenden Abteilungsleiters Dietmar Liebenstein eine Grillparty plus Übernachtung – Letzteres in selbst aufgestellten Zelten.

Es passt ins Bild des Vereins, dass es keine womöglich gesponserte Sause mit Protz und Prunk wird, sondern ein gemütliches Miteinander im spartanischen Ambiente. Bodenständigkeit und Bescheidenheit, das sollen auch weiterhin prägende schwarz-weiße Tugenden sein – was allerdings nichts daran ändert, dass die sportliche Messlatte diesmal weit oben liegt. Elf von 16 Konkurrenten haben die Bonlandener als Meistertipp genannt. Damit geht der Vorjahresabsteiger vom Papier her als Titelkandidat Nummer eins in die Saison. Und zugleich macht der Trainer Klaus Fischer auch erst gar keine Anstalten, sich dagegen zu verwehren. Im Gegenteil. „Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn bei der Umfrage etwas anderes herausgekommen wäre“, sagt der Coach. Die Favoritenrolle? Danke, gern.

Keine verrückten Sachen bei der Personalplanung

Schon in der vergangenen Saison, als sie nach der Winterpause ins Rollen kamen und zuletzt das zweitbeste Rückrundenteam der Staffel stellten, haben Fischer und die Seinen sich Respekt erarbeitet. Um gleich wieder an die Tür der Verbandsliga zu klopfen, fehlte am Ende nur ein Tick. Nun soll der nächste Schritt gelingen. „Nach unserem dritten Platz wäre es Unsinn zu sagen: jetzt wollen wir Fünfter werden“, sagt Fischer, „klar, das Ziel ist es, dass wir uns verbessern.“

Zur Verfügung steht bei diesem Vorhaben ein eingespieltes Aufgebot. Während sie andernorts ihre Kader auf den Kopf gestülpt haben oder mit dem großen Einkaufswagen auf Tour waren, hat man es an der Humboldtstraße in Sachen Personalplanung gehalten wie gehabt: keine verrückten Sachen, stattdessen Kontinuität. Geblieben sind alle Stammspieler. Hinzu kamen außer vier Aufrückern aus den eigenen Reihen, die noch Eingewöhnungszeit brauchen, lediglich zwei neue Akteure von außerhalb. Der eine, Fischers Wunschspieler, soll gleich zum Leistungsträger werden. Gemeint ist Wlasios Kotaidis, verpflichtet aus den Reihen des 1. FC Frickenhausen, des Trainers Ex-Verein. Der 24-Jährige ist neben Ronald Ried als zweiter Innenverteidiger vorgesehen. „Sind beide fit, sind wir im Abwehrzentrum richtig gut aufgestellt“, konstatiert Fischer.

Milchraum sagt Bonlanden ab

Der andere externe Zugang, Daifallah Mane Awad, könnte derweil in der Offensive das gewisse Etwas einbringen. „Spielwitz, Technik, Laufbereitschaft“ – in diesen Bereichen sieht Fischer den dribbelstarken Youngster, der als Krisengebietsflüchtling aus dem Irak nach Deutschland gekommen ist, „sehr gut dabei“.

Darüber hinaus wären die Bonlandener auf dem Transfermarkt nur noch tätig geworden, wenn sich Besonderes ergeben hätte. Stichwort Patrick Milchraum. Der gebürtige Vaihinger und langjährige Profi (unter anderem 157 Zweitliga-Partien für Aachen, München 1860, Karlsruhe und Aue) zappelte im Juni kurzzeitig an der Bonlandener Angel, als klar war, dass er sich in der Region auf Vereinssuche befand. Gescheitert ist eine Verpflichtung dann an den Finanzen sowie dem Wunsch des Spielers, höherklassig anzuheuern. Getan hat er dies mittlerweile beim Neu-Oberligisten FSV 08 Bissingen.

Auf neuem Grün soll der Aufstieg gelingen

Doch kein Anlass zum Hadern. „Auch so sind wir gut aufgestellt“, ist Fischer überzeugt – zumindest, so lange das Verletzungspech einen Bogen um die Filder­städter macht. Im anderen Fall könnte es eng werden, vor allem im Angriff, wo es zu Maximilian Schwarz, der vorgesehenen einzigen Spitze im präferierten 4-1-4-1-System, wenig Alternativen gibt. Insgesamt umfasst der Kader nur 22 Mann, von denen der Abwehrrecke Benjamin Taubald (Praktikum in Frankfurt) erst von Mitte oder Ende September an wieder zur Verfügung stehen wird. Ebenfalls für diese zeitliche Ecke darf anderes schon jetzt dick im Kalender vermerkt werden: Dann wird die notgedrungene gut halbjährige Exilzeit auf dem wenig geliebten Kunstrasen fürs Erste enden – die Mannschaft kann endlich aufs Naturgrün zurück. Die Bauarbeiten im Stadion sind bereits weitgehend abgeschlossen. Das neue Geläuf muss nur noch anwachsen.

Es könnte dies ein Plus werden, neben der Tatsache, dass eine Findungsphase wie vor Jahresfrist diesmal nicht vonnöten sein sollte. Seinerzeit schauten die Bonlan­dener der Konkurrenz im Klassement bereits mit dem Fernglas hinterher, bis sie sich als damaliger Liganeuling akklimatisiert und neuer Trainer und neue Spieler sich aneinander gewöhnt hatten. Später schlug dann noch der Langzeitausfall des Linksverteidigers Mike Baradel ins Kontor. Inzwischen ist der Routinier nach seinem komplizierten Armbruch wieder fit.

Nein, aktuell geht es vor allem noch um den Feinschliff. Und darum, die Besetzung für die laut Fischer noch zwei, drei offenen Plätze in der Startformation zu finden. Und, ja, vielleicht in der Tat um die Sache mit dem erwähnten Geist. Harthausen! Zugegeben, es klingt nicht ganz so melodisch und Sehnsüchte weckend wie Passaiertal oder Südtiroler Alpen. Aber warum nicht?

Aufrufe: 014.8.2015, 13:00 Uhr
Filder-Zeitung/Franz StettmerAutor