2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview der Woche
Bastian Büttner (li.) nimmt zusammen mit dem ersten Vorsitzenden der TSG Niederfüllbach Achim Brückner (re.) eine Spende der VR-Bank Coburg, vom Vorstand der VR-Bank Wolfgang Gremmelmaier entgegen. Diesen bekam die TSG dafür das ihr die goldene Raute mit Ähre verliehen wurde. Diese ist die höchste Auszeichnung die der BFV vergibt. Fotos: TSG
Bastian Büttner (li.) nimmt zusammen mit dem ersten Vorsitzenden der TSG Niederfüllbach Achim Brückner (re.) eine Spende der VR-Bank Coburg, vom Vorstand der VR-Bank Wolfgang Gremmelmaier entgegen. Diesen bekam die TSG dafür das ihr die goldene Raute mit Ähre verliehen wurde. Diese ist die höchste Auszeichnung die der BFV vergibt. Fotos: TSG

"Für die Zukunft ist mir nicht Bange!"

Niederfüllbachs Bastian Büttner im großen FuPa Interview

Bastian Büttner ist ein Mensch der das Ehrenamt lieb und lebt. Er engagiert sich in mehreren Positionen bei der TSG Niederfüllbach und hat deswegen ein großes Wissen, wenn es um "seine" TSG geht. Im Interview mit FuPa gibt er tiefe Einblicke in den Verein, seine Arbeit und schaut mit FuPa in die Zukunft bei der TSG Niederfüllbach.

Herr Büttner, ist es übertrieben wenn man behauptet Sie gehören schon nahezu zum Inventar der TSG Niederfüllbach? Welche Aufgaben im Verein erledigen Sie?

Bastian Büttner: Naja, Inventar ist ein bisschen übertrieben, so alt bin ich nun doch noch nicht ;)
Meine wichtigsten Aufgaben sind bei der TSG im Bereich der Öffentlichkeits- und Mitgliederarbeit. Ich kümmere mich als Schriftführer und Pressesprecher um alle Protokolle bei Sitzungen, Spielberichte, die Erstellung von Werbung, arbeite beim Stadionheft mit und betreue die Facebook und Internetseite mit.
Zudem bin ich als Vereinsehrenamtsbeauftragter dafür zuständig, ein Auge darauf zu haben, dass unsere Ehrenamtlich Tätigen seitens des Vereins für ihr Engagement ein würdiges Dankeschön erhalten, z. B. in Form von Mitgliederehrungen, Nominierung von besonders engagierten Mitgliedern zum Kreisehrenamtspreis oder einer Erstellung einer alljährlichen Bewerbung für die Sterne des Sports. Des Weiteren organisieren wir im zweijährigen Rhythmus einen Dankeschön - Abend für alle bei uns ehrenamtlich Tätigen. Ein weiterer großer Bestandteil ist die Bewerbung und Aktualisierung unserer Kriterien zum Gütesiegel "Goldene Raute", welche wir als erster Verein im Spielkreis Coburg/Kronach als Goldene Raute mit Ähre verliehen bekommen haben. Hierzu gehört auch die Einhaltung und Durchführung von Maßnahmen zum Jugendschutz und Präventionsarbeit.

Zusätzlich bin ich noch Sportbeauftragter der Gemeinde Niederfüllbach. Hier repräsentiere ich die Gemeinde bei Sportveranstaltungen, Ehrungen und koordiniere bauliche Maßnahmen im Sportbereich mit wie z. B. Ballfangnetze, Sportplatzpflege, etc., und bin das Bindeglied zum Gemeinderat.

Bis zum Sommer war ich auch noch Offizieller der 3. Mannschaft bei uns. Dieses Amt habe ich jedoch aufgrund Zeitmangel schweren Herzens abgegeben.


Nach dem letzten Jahr in dem die erste Mannschaft in die BZL aufgestiegen und die Zweite den Kreisklassenaufstieg erreichte, sieht es in diesem Jahr rein sportlich nicht so gut aus. Wie wird sich der Verein für die kommende Saison aufstellen? Wird es wieder vier TSG Mannschaften im Spielbetrieb geben?

Nicht so gut würde ich nicht sagen! Man sollte einmal auf die Historie der TSG schauen, dann erkennt man recht schnell, dass die Kreisliga für die Verhältnisse unseres Vereins immer noch sehr hoch ist. Zudem ist die höchste Liga des Kreises mit den ambitionierten Teams Ebersdorf, Neustadt, Sonnefeld usw. sportlich höchst attraktiv, hinzu kommen wieder etliche Lokalderbies gegen Ahorn, Eicha, Ketschendorf oder Ebersdorf. Für die Zuschauer jedenfalls ist diese Liga nicht minder spannend, im Gegenteil.

Für die neue Saison haben wir 3 Herrenteams gemeldet, die 1te in der Kreisliga, die 2te in der Kreisklasse und unsere 3te weiter in der A - Klasse. Von der Meldung einer 4. Mannschaft haben wir wieder abgesehen, dies war ein einmaliger organisatorischer Kraftakt, den wir uns nicht noch einmal zumuten möchten. Trotzdem dürfen wir stolz darauf sein, als 1600 - Einwohnerdorf 4 Mannschaften erfolgreich durch den Spielbetrieb gebracht zu haben.

Mit Ihrer Fragestellung werfen Sie auch einen Punkt auf, der mir wichtig ist, zu erwähnen. Unsere Fussballabteilung besteht nicht nur aus der 1. Mannschaft. Unsere vorgegebenen Ziele wurden von allen Reserveteams mehr als übertroffen, so dass wir intern dennoch von einer nicht gänzlich unglücklichen Saison ausgehen.


Bastian Büttner (re.) mit Benni Esch. Esch beerbt ihn als Spielleiter der Dritten bei der TSG.

In der Winterpause wechselte nicht nur der Hauptsponsor der TSG den Verein, sondern es folgten auch drei Spieler nach Ebersdorf. Mit Manuel Schunk, Marcel Giller, Darran Griffin, Christopher Carl und Robert Aßmus nach Ebersdorf, fallen weiter Stützen der Mannschaft weg. Wie sehen Sie die Entwicklung der TSG? Ist dies nicht die große Gefahr, wenn man sich auf einen Sponsor verlässt?

Das muss jeder Verein für sich selbst entscheiden. Als Vereinsverantwortlicher möchte ich über Vergangenes eigentlich keine dreckige Wäsche mehr waschen. Wir sind uns bewusst, dass der Höhenflug bis in die Bezirksliga auch entscheidend durch das Engagement unseres ehemaligen Hauptsponsors abhängig war mit all seinen Folgewirkungen - erhöhte Aufmerksamkeit in der Welt des Lokalfussballs, gesteigerte Attraktivität, erhöhter Gesamtumsatz durch mehr Zuschauereinnahmen. Einhergehend ist jedoch immer die Gefahr, dass der Sponsor in sportlichen Dingen mitreden will und dies bei fehlendem Gehör auch teils im Verborgenen über die Spieler durchzusetzen versucht. Dies kann enormen Unfrieden verursachen, der enormen Einfluss auf das sportliche Geschehen haben kann. Genau mit dieser Problematik war der gesamte Verein konfrontiert und ich bin mir sicher, dass dieser gestreute Unfrieden Auswirkungen bis heute hat und letztlich der Grund für den Bezirksligaabstieg war. Schwierig wird es zudem, wenn ein Sponsor nicht in die Infrastruktur investiert, sondern letztlich nur in die Spieler durch Punkteprämie oder beispielsweise neue Anzüge oder Trainingstaschen. Man sollte sich am Ende immer fragen, welchen Nutzen hat der Verein davon. Wir sehen uns als dörflichen Breitensportverein, in dem jeder unabhängig von seinem Können eine sportliche Heimat finden soll. Eine landesligafähige Truppe, in der am Ende kein Füllbacher mehr spielt und niemand mehr etwas ehrenamtlich machen will, weil andere mit ihrem Hobby Geld verdienen, hätte bei uns zu großen Konflikten geführt, so dass eine Trennung für beide Seiten das beste war. Die TSG existiert seit 1907 und wir sollten schauen, dass noch einige Jahre dazukommen.

Für die Zukunft ist mir nicht bange, auch wenn wir, wie Sie ansprechen, einige Abgänge haben. Wir scheinen als Verein jedoch dennoch nicht gänzlich unattraktiv geworden zu sein, denn bis zum jetzigen Zeitpunkt haben uns auch wieder einige neue Spieler angeschlossen, so dass wir mit 3 wettkampffähigen Mannschaften in die Saison starten können. Die Vorfreude auf neue Fussballabenteuer kommt auf jeden Fall im gesamten Verein zurück, der Abstieg ist abgehakt.

Wir haben erfahren das die TSG Niederfüllbach eine Art Fusion mit der TSG Creidlitz anstrebt. Gibt es Verhandlungen und wie soll die eine solche Fusion aussehen?

Es gab tatsächlich Überlegungen, gemeinsam mit Creidlitz eine Fusion zu bilden. Leider haben uns zum einen die Geschehnisse hinsichtlich des Trainerwechsels überrollt, zum anderen war die breite Meinung unserer jungen Fussballspieler, dass man doch eigenständig bleiben möchte, so dass wir der Fusion eine Absage erteilten. Seitens der Vorstandschaft werden allerdings weiterhin etliche Vorteile und Synergieeffekte erkannt, so dass der Punkt im Hinterkopf für die Zukunft bleibt.


Neben dem Fußball sind Sie auch politisch engagiert. Wie können die Kommunen den Sportverein bei deren Arbeit besser unterstützen?

Ich würde mich freuen, wenn die Kommunen den Nutzen der Sportvereine erkennen, gerade im Bereich der Jugendarbeit. Während die Bundesregierung Milliarden in Förderprogramme für Integrationsarbeit und Jugendarbeit pumpt, ist in den Sportvereinen das normalste, dass jeder, egal welcher Herkunft, Religion oder sonstige Ansichten er hat, integriert wird. Bei uns spielen beispielsweise Menschen aus Angola, Russland, der Türkei oder dem Irak mit.

Das gleiche ist im Bereich der Kinder und Jugendlichen. In der Gesellschaft wird oftmals geklagt, dass etliche junge Menschen aufgrund fehlender elterlicher Erziehungs- und Sozialstrukturen Defizite im sozialen Bereich aufweisen. Hier leisten Sportvereine mit ihren tapferen Jugendbetreuern unentgeltlich unverzichtbare Erziehungsarbeit. Wer sich einmal mit der Resilienzforschung beschäftigt hat, weiß, welche Bedeutung dies für die Kinder haben kann.

Sportvereine haben mit ihren Sportangeboten den direkten, sprach- und barrierefreien Schlüssel zu den Menschen, dies sollte von den Kommunen besser gewürdigt werden. In den Sportvereinen entstehen oft schlaue Projekte und Ideen, die allen nutzen, die jedoch oftmals am Finanziellen scheitern. Hier könnten die Kommunen mit größerer finanzieller Unterstützung bessere Anschubhilfe bieten.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft bei der TSG Niederfüllbach und im regionalen Amateurfussball?

Ich wünsche, dass bei uns wieder alle Beteiligten ihren Spaß am Hobby wiederfinden. Das letzte Jahr mitsamt dem Abstieg aus der Bezirksliga und dem Sponsorenwechsel war nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. Doch nun können wir mit neuer Kraft und Motivation in die Zukunft schauen.


FuPa Oberfranken bedankt sich bei seinem sympatischen Gesprächspartner für einen tiefen Einblick in seine Aufgaben, sowie in den Verein TSG Niederfüllbach. Wir Wünschen der TSG für die Zukunft alles Gute.

Aufrufe: 02.7.2015, 10:31 Uhr
bdAutor