2024-03-28T15:56:44.387Z

Ligabericht
Unermüdliche Trainergröße: Karsten Wettberg. F: Herrmann
Unermüdliche Trainergröße: Karsten Wettberg. F: Herrmann

»Für die Spielerfrauen bin ich das Feindbild«

Kelheims Trainer Wettberg zeigt sich trotz ordentlicher Zwischenbilanz nicht ganz zufrieden

Wenn ein Aufsteiger nach knapp der Hälfte der Saison auf Platz vier steht, dann ist scheinbar alles in Butter. Beim West-Bezirksligisten ATSV Kelheim ist das im Grunde der Fall. Aber für Kult-Trainer Karsten Wettberg (72) ist das fast noch etwas zu wenig. Denn wenn die Kelheimer Kicker wie die Spitzenteams aus Velden und Simbach dreimal pro Woche trainieren würden, ist sich Wettberg sicher, hätte seine Mannschaft wohl noch kein Spiel verloren und ein paar Unentschieden weniger. Der ATSV-Coach hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es noch weiter nach oben gehen kann.

Nach dem Aufstieg aus der Kreisliga Landshut hatte Wettberg drei Trainingseinheiten angeboten. "Das ist aber leider nicht angenommen worden", seufzt Wettberg, der auch weiß warum: "Für die Spielerfrauen bin ich das Feindbild. Die wollen, dass ihre Männer unter der Woche nur zwei Abende nicht daheim sind." Der Spitzenreiter TSV Velden und auch der zweitplatzierte ASCK Simbach/Inn trainieren dreimal pro Woche. "Das habe ich aus Gesprächen mit den Trainerkollegen erfahren. Unser Problem ist, dass wir mehrfach in der Schlussphase oder Nachspielzeit Gegentore haben hinnehmen müssen, was uns mit dreimal Training sicher nicht passiert wäre. So haben wir schon sechs oder sieben Punkte liegengelassen", analysiert Bayerns erfolgreichster Amateurtrainer. Der 72-Jährige musste sich, seitdem er in Kelheim Trainer ist, umstellen. "Mir wurde zum Beispiel eine Urlaubsliste vorgelegt, wann welcher Spieler nicht da ist. Ich muss also schon Abstriche machen gegenüber früher." Aber es hat auch etwas Gutes. "Seitdem ich nicht mehr permanent auf der Autobahn unterwegs bin, habe ich auch ein Stück mehr Lebensqualität gewonnen", schmunzelt der Elsendorfer.

Personell hat Wettberg mit seinem ATSV Kelheim, bei dem in erster Linie Handball und Ringen die Kernsportarten sind, auch mit einigen Problemen zu kämpfen. Daniel Theunert (32) hat sich einen Kreuzbandriss zugezogen, hat seine Karriere beendet. Thomas Sommerer hatte Wettberg überredet wieder Fußball zu spielen. Der 25-Jährige hatte vor drei Jahren eine schwere Knieoperation zu überstehen und hatte sich in der Rückrunde der Vorsaison zu einer festen Größe entwickelt. Nun aber haben sich erneut Knieprobleme eingestellt und auf ärztlichen Rat hat Sommerer jetzt seine Laufbahn beendet. Ob denn in der Winterpause neue Spieler hinzukommen, um noch einmal angreifen zu können? "Nein, bei uns ist kein Geld vorhanden. Da wird sicher nichts draus." Vielmehr hilft im Moment der ehemalige Regionalliga-Spieler Mergim Dumani, der in Neustadt an der Donau lebt, bis Ende November aus, bevor er dann eine Ausbildung beginnt. Wettberg holt ihn zum Training von daheim ab und fährt ihn auch wieder nach Hause.

Wettberg: »Wir wollen nochmal angreifen.«

Unterm Strich muss der erfahrene Erfolgscoach mit dem bisher Erreichten zufrieden sein. Zwar beträgt der Abstand zu Spitzenreiter Velden schon zehn Punkte, aber Simbach als Zweiter, der Neuling hat am vergangenen Samstag 1:0 gegen die Innstädter gewonnen, ist nur drei Zähler entfernt. "Wir wollen nochmal angreifen", gibt sich Wettberg kämpferisch. Auf jeden Fall hat der ATSV mit dem Abstieg nichts zu tun. Auch ein Verdienst von Ex-Profi Tobias Schlauderer und Wettbergs Co-Trainer Florian Schinn. "Beide sind bekanntlich hervorragende Fußballer und in unserer Mannschaft unverzichtbare Stützen", lobt Wettberg, der sich derzeit neben seinem Trainerjob auch noch um einige soziale Projekte kümmert.


Aufrufe: 015.10.2014, 11:01 Uhr
Dirk MeierAutor