Das würde Virkus auch deshalb freuen, weil Hanraths "ein Talent aus der Region ist". Aus Langenfeld kommt die Familie des langen Defensivspielers, der 2008 vom VfB Hilden nach Düsseldorf gewechselt war. Deutsche Innenverteidiger sind ein rares Gut geworden, das zeigt auch der Blick auf Borussias Bundesligakader: In Tony Jantschke und Tobias Strobl gibt es zwei Deutsche für den Job, die Fachkräfte kommen aus Spanien (Alvaro Dominguez), Dänemark (Jannik Vestergaard, Andreas Christensen) oder der Schweiz (Nico Elvedi). Borussia hat sich also in Hanraths einen jungen Mann aus einer selten gewordenen Spezies gesichert.
Hanraths hat lange mit sich gerungen, Fortuna zu verlassen, letztlich hat er sich dann für Gladbach und die damit verbundene Perspektive entschieden. Fortuna schmerzt der Verlust des großen Talents, letztlich hat wohl der Deal mit Marlon Ritter, der nun von Gladbach zum Flingerbroich wechselte, auch das Hanraths-Geschäft angeschoben.
Hanraths, fast 1,90 Meter lang, wird zunächst in der U19 spielen, an seiner Seite in der Innenverteidigung wird ein weiterer Neuling sein: Florian Mayer (18), ein robuster Vertreter seiner Art, "zweikampf- und kopfballstark", wie Virkus sagt. "Beide werden dazu beitragen, die Mannschaft in der Defensive zu verstärken." Mindestens Hanraths ist einer, dessen Weg nach ganz oben führen soll. Es gibt ein herausragendes Beispiel für ein Erfolgsmodell für Düsseldorfer, die nach Gladbach gehen: Mo Dahoud. Der Mittelfeldspieler wechselte 2010 von Fortuna zu Borussia, wurde dort von weiter aufgepäppelt und behutsam an die Bundesliga herangeführt von Ex-Trainer Lucien Favre, bevor er unter André Schubert auf beachtliche Weise den Durchbruch schaffte.
Wird Hanraths der neue Dahoud? Garantien gibt es nicht, zu viele Faktoren spielen eine Rolle. Doch die Perspektiven des jungen Mannes sind vielversprechend. Allerdings muss er sich auch einem ausgeprägten Konkurrenzkampf stellen auf dem Weg nach oben: In den kommenden Tagen wird Borussia den 18 Jahre alten Franzosen Mamadou Doucoure verpflichten, der ebenfalls ein hochbegabter Verteidiger ist. Auch im Bundesligakader gibt es in der Defensive reichlich junges Gemüse: Christensen, den Sportdirektor Max Eberl fest verpflichten will, ist 20, Elvedi 19 und selbst Verstergaard, der soeben für elf Millionen Euro aus Bremen geholt wurde, ist erst 23. Reichlich Material also für die Abwehr der Zukunft.
Ob und wann Hanraths in dieser eine Rolle spielen wird, wird sich zeigen. Wie schnell es gehen kann, zeigte sich in der Vorsaison bei Elvedi: Er kam als Talent für die Zukunft, die dann urplötzlich begann. Nun gehört er zum Schweizer EM-Aufgebot in Frankreich. Frühstarter Hanraths dürfte die Geschichte kennen. Er wird vermutlich sagen: "Eine gute Geschichte. Und gute Geschichten sollte man wiederholen."