2024-04-16T09:15:35.043Z

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Kompakt stehen, dabei aber nicht den Spaß vergessen: Die Bezirksligisten freuen sich auf die neue Runde. F: Zink
Kompakt stehen, dabei aber nicht den Spaß vergessen: Die Bezirksligisten freuen sich auf die neue Runde. F: Zink

Fünf Fragen an Nürnbergs Bezirksligisten

Jasmin Halicic, Yasim Sümer, Frank Ulbricht, Leo Swierczynski und Wolfgang Lutz standen uns Rede und Antwort

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Jetzt wird es wieder richtig wichtig: Nach der Europameisterschaft ist vor der Bezirksligasaison. Am Wochenen­de starten auch fünf Nürnberger Verei­ne in die Spielzeit. Wir haben dem jeweiligen Trainer fünf Fragen gestellt

Die Fragen:

1. Vorbild Portugal? Wird es bei Ihnen auch so defensiv wie bei der EM?

2. Hilfe für Joachim Löw, hätten Sie da noch einen richtigen Mittelstürmer zur Hand?

3. Gut, Cristianos Ego muss es nicht unbedingt sein, aber wer ist denn bei Ihnen derjenige, dessen Selbstbewusstsein auch in schwieri­gen Momenten nicht leidet?

4. Was den Isländern ihr „Huh“, ist Ihnen wel­ches Ritual?

5. Und zu was führt das am Ende alles in der Tabelle?

Jasmin Halilic (FC Bayern Kickers, Vorjahr Platz 4)

1. Zunächst einmal muss Amateur­fußball Spaß machen, aber Spaß hat man eben, wenn die Ergebnisse stim­men. Es ist also manchmal schon in Ordnung, etwas defensiver aufzutre­ten — zumal, wenn man auf einen über­mächtigen Gegner trifft. Grundsätz­lich aber wollen wir schon spielbestim­mend sein.

2. Wir hatten in der letzten Saison auch keinen klassischen Mittelstür­mer. Ich sehe das ähnlich wie Löw: Wenn es keinen gibt, muss man sich zu helfen wissen. Man kann auch ohne klassischen Mittelstürmer erfolgreich sein. Wir haben zwar jetzt einen mit Daniele Ballatore, aber dann muss ich ja auch schau­en, ob ich die Spieler habe, die ihn bedie­nen können, die so ein Sys­tem mittragen können.

3. Ich habe schon den ein oder anderen Spieler, der die Mannschaft pusht. Das ist auch wich­tig, aber grundsätzlich leben wir hier von der mannschaftlichen Geschlos­senheit. Meine private Meinung noch zu Ronaldo: Wenn einer die Leistung bringt, dann darf er sich auch gewisse Dinge erlauben. Wir könnten so einen schon integrieren.

4. Natürlich machen die Spieler vor dem Anpfiff ihren Kreis. Aber was die da sagen: keine Ahnung. Ich versuche in meiner Ansprache schon noch ein­mal zu motivieren, aber das eine Ding haben wir nicht.

5. Auch wenn sich das seltsam an­hört nach der letzten Saison: Wir wol­len erst einmal nicht absteigen. Wir haben ein paar Spieler dazubekom­men, ein paar sind gegangen. Ich weiß nicht, wo die Mannschaft momentan steht, bin aber guter Dinge.

Yasin Sümer (Cagrispor, Vorjahr Platz 6)

1. Mal sehen, wie sich das in dieser Saison entwickelt. Bisher haben wir vor allem in der Offensive stark gespielt, allerdings haben wir einige Neuzugänge, die auch mal den Ball halten können, vielleicht ändert sich unser Spiel dadurch etwas.

2. Ismail Yüce fühlt sich im Zen­trum sehr wohl, er ist ein klassischer Mittelstürmer. Natürlich werden nicht mehr wie früher so viele lange Bälle einfach nach vorne geschlagen, aber auf einen Mittelstürmer will ich trotzdem nicht verzichten.

3. Da muss ich vor allem Necati Güler nennen. Wenn es brennt, ist er richtige Mann, er kann Spiele entscheiden.

4. So ein Ritual haben wir nicht, wir wollen vor allem Spaß haben. Erfolg ist auch wich­tig, aber bei uns läuft es nur dann gut, wenn alle Lust haben. Die letzte Ansprache halte ich, da­nach macht der Kapitän die Mann­schaft noch einmal heiß.

5. Wir haben sieben Neuzugänge, die das Potenzial haben, sich in die Mannschaft zu spielen, wenn sie fit sind. Manche haben aber länger pau­siert oder nicht richtig trainiert. Ent­scheidend wird sein, dass wir uns als Mannschaft möglichst schnell finden und die üblichen Probleme wie Fas­ten- und Urlaubszeit bald hinter uns lassen. Dann sollten wir es auf jeden Fall unter die ersten fünf schaffen.

Frank Ulbricht (SV Schwaig, Vor­jahr Platz 7)

1. Christoph Weber, der letztes Jahr Torschützenkönig in der Bezirksliga geworden ist, hat das ganz richtig for­muliert. Als Ulbricht gekommen ist, hat er gesagt, hat er nicht mehr so vie­le Tore geschossen. Das war schon mein Ziel, als ich hier angefangen habe: Dass wir kompakt stehen — und das wird auch so bleiben. Das habe ich auf all meinen Stationen so gehal­ten und das war immer erfolgreich.

2. Ich sehe ja den Christoph Weber inzwischen eher im Mittelfeld, der wird ja auch älter. Trotzdem werden wir mit einem richtigen Mittelstürmer in die Saison starten — nur den Namen darf ich noch nicht verraten, da hat mir der Verein noch kein grünes Licht gegeben.

3. Ich habe schon ein paar Spieler, die in schwierigen Situationen voran­gehen. Man muss nur manchmal auf­passen, dass von den jüngeren Spie­lern dann nicht zu viel gefordert wird, etwas, was die vielleicht noch gar nicht leis­ten können. Da muss ich dann als Trai­ner eingreifen und die Anfüh­rer bremsen.

4. Ein wirkli­ches Ritual haben wir nicht. Dafür ist das Verhältnis zu unse­ren Zuschauern hervorragend — also fast wie bei den Isländern. Früher gab es immer mal wieder welche, die geme­ckert haben — die sehen ja alle, dass wir erfolgreich arbeiten.

5. Wir wollen unter die ersten sechs und gleichzeitig die jungen Spieler integrieren.

Leo Swierczynski (SG 83, Vorjahr Platz 8)

1. Provokativ könnte man sagen, dass die Nationalmannschaften sich das bei uns abgeschaut haben. Wir werden diesen Stil beibehalten, etwas abwartend agieren. Es bringt ja in die­ser Liga auch nichts, wenn du vorne draufgehst, und dann fliegen die Bälle über dich hinweg.

2. Wir haben keinen, aber hätten natürlich gerne einen — nur landen die dann immer dort, wo vielleicht doch die finanziel­len Möglichkei­ten besser sind. Wir fan­gen das dann eben im Kollek­tiv auf.

3. Selbstbe­wusstsein haben bei uns alle. Aber wir haben keinen Spieler, der sich über die Mannschaft stellt. Ich mag das nicht so sehr, frü­her gab es das hier mal, aber die sind jetzt alle weg.

4. Vor dem Spiel das Übliche: Musik in der Kabine, ein Kreis vor dem Anpfiff. Was bei uns anders ist, ist das „Amberlamber“ nach Siegen. Fragen Sie mich nicht, wie man das schreibt, aber das ist unser Siegesschrei, der noch aus alten Wester oder Gostenho­fer Zeiten herrührt.

5. Wir wollen uns von Jahr zu Jahr verbessern. Heißt diesmal: besser als Platz acht.

Wolfgang Lutz (FC Kalchreuth, Vor­jahr Platz 1 in der Kreisliga)

1. Bei der Taktik muss sich jede Mannschaft nach den individuellen Stärken richten. Wir haben eine sehr ordentliche Defensive, aber wir wer­den trotzdem nach vorne spielen und nicht mit einer Fünfer- und einer Viererket­te agieren.

2. Patrick Polster ist un­ser Mann fürs Zentrum, mit einer falschen Neun werden wir auch in Zukunft nicht spielen.

3. So einen Typen haben wir nicht. Selbstvertrauen ist wichtig, aber davon muss immer die ganze Mann­schaft profitieren.

4. Bei wichtigen Spielen gibt es vor­her einen Kreis und falls wir gewon­nen haben, singen wir Auszüge aus der musikalischen Familie.

5. Wir haben vier neue Spieler, die uns noch unberechenbarer machen. Ein einstelliger Tabellenplatz wäre ein Traum, Hauptsache wir entfernen uns so schnell wie möglich von der Abstiegszone.

Aufrufe: 015.7.2016, 12:02 Uhr
Fadi Keblawi / Sebastian GlosserAutor