2024-04-25T10:27:22.981Z

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Vorbereitung ist alles: Der neue U23-Coach Dirk Kunert (rechts) checkt mit Co-Trainer Fabian Gerber den Trainingsplan.   Foto: Mainz 05
Vorbereitung ist alles: Der neue U23-Coach Dirk Kunert (rechts) checkt mit Co-Trainer Fabian Gerber den Trainingsplan. Foto: Mainz 05

Fleißig, akribisch, emotional

Mit Wesen, Offensivkonzept und Ehrgeiz passt Dirk Kunert perfekt zur U 23 des FSV Mainz 05 / Kommt Tyrala aus Erfurt?

Mainz. Kunert, ohne h. Daran muss man sich in Mainz erst gewöhnen. Mit Dirk Kunert hat sich pünktlich zum Trainingsauftakt der neue U 23-Chefcoach des FSV Mainz 05 vorgestellt. Der 49-Jährige führte zuletzt den Bundesliga-Unterbau des Hamburger SV, holte mit der U 17 von Hertha BSC zwei und mit der U 19 des VfL Wolfsburg eine weitere Deutsche Meisterschaft. An die typischen Mainzer Inhalte wird sich Kunert der eigenen Einschätzung nach nicht lange gewöhnen müssen.

Trainer lebt zunächst im Hotel

„Offensiv ausgerichteter Fußball, Pressing, früh attackieren, das Heft des Handelns immer in der Hand halten“ – das, was der Berliner gern spielen lässt, passt zum FSV. „Ich bin ein sehr emotionaler Typ, lebe mit der Mannschaft“, sagt Kunert, „und ich bin fleißig, akribisch.“ Die 05er seien ein „sehr spezieller, sehr sympathischer Verein“, der „Leidenschaft und trotzdem Bescheidenheit“ ausstrahle. Auch das passt in den Augen des Fußballlehrers, der einstweilen getrennt von seiner Familie im Hotel lebt und sich eine Wohnung suchen möchte. „Ich muss erst einmal ankommen“, sagt er – und wirkt doch bereits wie ein Vollblut-05er.

Gemessen an seinem vorigen Klub, gehe es beim FSV „familiärer, geschlossener“ zu: „Der HSV ist schon ein Tanker, da lernst Du nicht jeden kennen. Hier gibt es klare Ansprechpartner und kürzere Wege.“ Die Jugendarbeit bei den 05ern sei „bei Weitem besser“ als bei den Hanseaten. Die Kontakte seien komplett über Rouven Schröder vonstatten gegangen, begonnen mit einem „grundlegenden Austausch“, während die Saison noch lief. Dass seine beiden Vorgänger im Amt, erst Martin Schmidt, nun Sandro Schwarz, zu Bundesliga-Chefcoaches befördert worden sind, entlockt Kunert ein Schmunzeln: „Sandro hat einen Dreijahresvertrag, ich habe einen Zweijahresvertrag.“

Stand heute hat Kunert einen Kader mit sehr viel Stallgeruch beisammen. Acht U 19-Spieler rücken hoch, nur sechs der aktuell 25 Spieler waren in der Jugend nicht für die 05er aktiv. „Zeitnah“ würde sich entscheiden, ob Mittelfeldroutinier Niki Zimling (32) bleibt. Aktuell sind die beiden 23-jährigen Noah Korczowski und Patrick Manthe die „Senioren“ im Team. „Ein, zwei“ externe Zugänge wünscht Kunert sich noch, im Sturmzentrum und auf der Zehn, vielleicht auch noch einen Sechser. Doch da es den ein oder anderen mit gültigem Vertrag ausgestatteten Spieler in die Dritte Liga zieht, könnte sich notgedrungen auch noch mehr tun. Kunert möchte sich von allen Spielern erst einen eigenen Eindruck verschaffen, auch vom langzeitverletzten und bald vertraglosen Bilal Kamarieh.

Einer der Offensivspieler, die sich Trainer Dirk Kunert wünscht, könnte gefunden sein: Drittligist Rot-Weiß Erfurt meldet, dass Sebastian Tyrala (29) zu Mainz 05 II wechselt. „Wir wünschen ihm, dass er in Mainz noch sehr viel Erfolg haben wird“, sagt RWE-Manager Torsten Traub.

Der frühere Junioren-Nationalspieler (8 Bundesliga- und 37 Zweitligaspiele) hat bei den 05ern allerdings noch nichts unterschrieben und auch keine sportärztlichen Untersuchungen absolviert. Beim FSV ist man „verwundert“ über die Meldung aus Erfurt.

Angesichts der uneindeutigen Personallage tut sich der neue U 23-Chefcoach schwer damit, konkrete Ziele zu benennen. „Nicht um die goldene Ananas spielen“ möchte er, „maximalen Erfolg haben“ und „versuchen, vorne mitzuspielen“.

Mögliche Einschränkungen: der kräftige Umbruch im Kader, einstweilen geplatzte Karriereträume nach dem Abstieg – und die starke Spielklasse, in der Meister und Vizemeister nicht aufgestiegen sind, sodass ein außergewöhnlich großer Kreis an Klubs Richtung Dritter Liga schielt.

Viele Teams schauen nach oben

Von einer „Hammer-Regionalliga“ spricht Kunert, mit viel Tradition und einer Reihe Zweitvertretungen, die „richtig guten Fußball spielen“. An der Schnittstelle von Nachwuchsleistungszentrum und Profisport stehe die Förderung der Talente im Mittelpunkt – gemeinsam mit dem sportlichen Erfolg. „Ich bin ein schlechter Verlierer“, gibt Kunert zu, „den Satz ,Ihr habt gut gespielt – danke für die Punkte‘ höre ich nicht so gerne.“ Den haben die Mainzer vorige Saison in der Dritten Liga auch oft genug gehört.



Aufrufe: 021.6.2017, 21:36 Uhr
Torben SchröderAutor