2024-05-10T08:19:16.237Z

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Hier hat Emil Schmidt (links, SG Niederlauken) abgezogen: 1968 im Spiel gegen den TuS Steinfischbach (Endergebnis 2:3).
Hier hat Emil Schmidt (links, SG Niederlauken) abgezogen: 1968 im Spiel gegen den TuS Steinfischbach (Endergebnis 2:3).

"Das Wochenende gehört der Familie"

+++ „Mister SG Niederlauken“ Emil Schmidt ist mit den Enkeln aber weiter am Ball +++ Kunstrasenplatz ist ein großer Wunsch +++

NIEDERLAUKEN . Er war über Jahrzehnte der „Mister SG Niederlauken“ und 20 Jahre als aktiver Fußballer und Spielertrainer für die SGN am Ball. Danach war er als Jugendleiter und Nachwuchstrainer maßgeblich für den Aufbau der Fußballjugend verantwortlich. Schließlich prägte er im Verein, zuletzt von 2004 bis 2012 als Vorsitzender, maßgeblich das Sportgeschehen in Niederlauken und ist bis heute im Usinger Land als Trainer und Auswahlbetreuer anerkannter Fußballexperte. Was macht denn eigentlich Emil Schmidt inzwischen?

Der heute 78-Jährige, der als Kleinkind im Krieg nach Niederlauken kam und bis heute in der Ratsgasse 6 sein Zuhause hat, geht heute nicht mehr auf den Sportplatz. Aber der Usinger Anzeiger liegt auf dem Tisch. Dort werden die Fußballnachrichten aus den heimischen Gefilden verfolgt. „Das Wochenende gehört der Familie und vor allem meinen drei Enkelsöhnen Marcel, Leonid und Nikolai“, sagt Schmidt. Während der Kontakt mit dem Ältesten, der in Wien studiert, via Skype stattfindet, besucht der Opa regelmäßig seine beiden jüngsten Enkel in Erfurt. Dann geht er noch einmal richtig aus sich heraus und freut sich, seine Leidenschaft für den Fußball weiterzuvermitteln. Denn bei den Familienbesuchen in Thüringen steht nicht nur der Besuch von Schulaufführungen, sondern vor allem das gemeinsame Fußballspielen auf dem Programm: „Der Zwölfjährige ist schon ein richtig guter.“

Und kommt der Enkel zum Opa nach Niederlauken, dann wird immer ein kleines Spielfeld aufgebaut. Dort wird einfaches Fußballspiel trainiert. „Stoppen, Kopfball oder ein platzierter Schuss aus der Drehung sind die wichtigsten Grundlagen“, freut sich der Fußballrentner über die Wissbegier seines Enkels.

Im aktiven Fußballerleben stand der Halbstürmer und offensive Mittelfeldspieler von 1954 bis 1973 in Niederlauken und zwischendrin vier Jahre beim TuS Weilnau für Strafraumspiel und Tore. Langstreckenlauf hatte er gehasst und so steht bis heute das runde Leder („Mein erster Fußball war eine Sensation für mich“) immer im Mittelpunkt. Beim Spiel zusammen mit den Enkeln und deren Freunden ist er sehr vorsichtig: „Man kommt schon an seine Grenzen, weil die Jungs sehr ehrgeizig sind. Da fällt der Opa auch mal hin.“

Die Weitergabe seines Fußballwissens an die nächste Generation, die Vermittlung der eigenen Leidenschaft für das Spiel im Wettbewerb sowie die Übernahme von Verantwortung für das Funktionieren einer Mannschaft und des Spielbetriebes standen für Emil Schmidt immer an erster Stelle.

Das demonstrierte der B-Schein-Inhaber seit 1968 als Spielertrainer der SG Niederlauken, als Trainer beim SV Ober-Mörlen, bei der SG Anspach oder beim FC Laubach sowie vor allem als Jugendtrainer und Jugendleiter seines Heimatvereins Niederlauken und schließlich als stellvertretender Kreisjugendwart und Klassenleiter. Heute beklagt der Ehrenamt-Marathonmann, der als Gemeindevertreter, Ortsvorsteher und Ortsgerichtsvorsteher in Niederlauken sowie im Usinger Land als Trainer von Auswahlmannschaften bekannt ist, dass es im Jugendbereich gerade den Eltern häufig egal ist, was ihre Kinder tun und dabei das Miteinander in der Mannschaft viel zu kurz komme: „Ich sehe leider nur noch Solisten, wo jeder der Größte sein will. Es wird keinen Vorbildern mehr nachgeeifert.“ Auch zum überregionalen Geschehen hat er eine ganz klare Meinung: „Der Kommerz und die Medien haben Fußball zur Show gemacht. Das stört mich.“

Bei der SG Niederlauken hatte er nach 2004 noch einmal als Vorsitzender das Ruder in der Hand, trieb erneut die Jugendarbeit voran und prägte mit dem Revival des Heckenfestes und der Neugestaltung der Sportanlage mit dem Jugendzeltplatz die Zukunft des Sportvereins. In seiner Amtszeit (bis 2012) gründete er 2010 zusammen mit FC Laubachs Vorsitzendem Willi Dittmann die Fußballspielgemeinschaft FSG Niederlauken/Laubach, mit der der Spielbetrieb bei den Senioren gesichert wurde.

Zu den großen Wünschen des „Mister SG Niederlauken“ gehört die Umwandlung des Hartplatzes in einen Kunstrasenplatz, um wieder konkurrenzfähig und ein Fußball-Mittelpunkt zu werden. Dank Schmidts Engagement haben seit 2008 die Fußballer des FC Ay-Yildizspor Usingen in Niederlauken eine Fußball-Heimstatt und steigen nach dieser Saison wohl in die Kreisoberliga auf. Mit diesen Erfolgen im Hintergrund soll zusammen mit der Gemeinde Weilrod und den Nachbarkommunen das Kunstrasenprojekt umgesetzt werden, zumal die Fußball-Jugendarbeit bereits gemeinsam in einer großen Spielgemeinschaft mit Weilrod, Grävenwiesbach sowie Merzhausen stattfindet.

Heutzutage viel im Garten

Ansonsten wünscht sich der Vollblutfußballer für die Kinder kleine Bolzplätze, auf denen nur der Ball im Mittelpunkt steht und bei der SG Niederlauken einen Familientag, wie es ihn mit den Fußballspielen der Promimannschaft von Eintracht Frankfurt mit Karl-Heinz „Charly“ Körbel bereits gab: „Da würde ich hingehen.“

Heute richtet Emil Schmidt sein Leben ganz auf die Familie und das Zusammensein mit Ehefrau Doris aus, mit der er seit 1960 verheiratet ist. Die restliche Zeit wird im eigenen Garten verbracht: „Ich pflanze alles selbst und freue mich, draußen in Bewegung zu sein.“ Ob als junger Mann auf dem Rasenplatz oder als Rentner im Garten fühlt sich Emil Schmidt in der freien Natur immer am wohlsten.



Aufrufe: 025.3.2017, 06:00 Uhr
Andreas Romahn (Usinger Anzeiger)Autor