2024-04-25T14:35:39.956Z

Im Nachfassen
Trockene Erde statt sattes Grün: Beim SV 73 Süd (in Blau) suchen sie noch nach dem Frühling und der Form. F: Stefan Hippel
Trockene Erde statt sattes Grün: Beim SV 73 Süd (in Blau) suchen sie noch nach dem Frühling und der Form. F: Stefan Hippel

Frühlingsbeginn muss in diesem Jahr ausfallen

Beim Kreisligisten SV 73 Süd hadern sie nach dem Rückrundenauftakt noch mit dem Platz, vor allem aber mit der eigenen Leistung

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Ein Gegentreffer in der Nachspielzeit, ein Unentschieden - beim SV 73 Süd hat man sich den Start aus der Winter­pause angenehmer vorgestellt, weiß aber immerhin, warum gegen Eyüp Sultan beim 1:1 (0:0) alles so lief, wie es eben lief.

SV 73 Nürnberg-Süd - SV Eyüp Sultan 1:1

Schön sieht er aus, der A-Platz an der Maiacher Straße, Heimat des SV 73 Süd. Das Grün wird gerade wieder kräftiger, die verwitterten Holzbänke, die an der einen Längsseite so etwas wie eine Tribüne bilden, kann man sich an diesem Sonntagnachmittag gut gefüllt vorstellen, mit Menschen, die Bier trinken, Bratwürste essen und dem SV 73 Süd beim Kreisliga-Fußball gegen den SV Eyüp Sultan.

Die Bänke aber bleiben leer, keiner trinkt Bier, gegrillt wird nicht und vom kräftiger werdenden Grün hat auch niemand etwas, weil der Platz­wart der Süder beschlossen hat, dass irgendwo unter diesem Grün noch der Frost sitzt – unbespielbar also der Platz, sagt er.

Deshalb fällt der Frühlingsbeginn diesmal aus für die Mannschaft von Trainer Michael Green. Stattdessen müssen sie noch einmal auf den unge­liebten Trainingsplatz, grün ist hier nichts, es dominiert das satte Braun­grau trockener Erde. Auf diesem Platz haben sie die Winterpause verbracht, haben trainiert, das ein oder andere Testspiel absolviert und sich gefreut auf die Rückkehr auf den A-Platz, die dann doch erst einmal ausfällt. „Auf dem A-Platz“, sagt Green, „kommt unsere spielerische Stärke besser zur Geltung.“ So gut kam diese spieleri­sche Stärke bislang zur Geltung, dass sie als Tabellenzweiter in die Winter­pause gegangen sind, punktgleich mit dem Ersten, auf Aufstiegskurs also.

Den Rest erledigt der Boden

Auf dem bleiben sie jetzt erst ein­mal, obwohl sie gegen Eyüp Sultan weit in der Nachspielzeit noch das 1:1 kassieren, es also nichts wird mit dem Sieg und der Tabellenführung. Von der spielerischen Stärke hatte man auch lange nichts gesehen, während dieser ersten etwas mehr als 90 Minu­ten nach der Winterpause. Eyüp ver­teidigte geschickt, den Rest erledigte der Platz: Bis zur Halbzeit sieht das nicht sonderlich spektakulär aus. Aber in der Kreisliga werden die inter­essanten Geschichten sowieso meist im zweiten Durchgang geschrieben.

Diesmal darf Michele Rendina nach 52 Minuten für Süd per Freistoß zur Führung treffen, Süd spielt jetzt so wie ein Aufstiegsanwärter, hält das aber nicht lange durch. Eyüp, eine Mannschaft aus dem hinteren Teil der Tabelle, fängt irgendwann selbst an, ein bisschen Fußball zu spielen, wird plötzlich frecher, bekommt erst einen Elfmeter nicht, verschießt dann einen anderen – und wird Sekunden vor dem Ende durch das Tor von Faruk Özkan dafür belohnt, dass sie jegli­ches taktische Korsett in der Schluss­phase Korsett haben sein lassen.

„Dafür seid ihr selbst verantwort­lich“, sagt Green seiner Mannschaft, die sich noch am Platz zur Analyse trifft. Er meint, dass sie eben nie so zielstrebig gespielt haben, wie sie das eigentlich können. Das hatte sich auch nicht geändert, als eine Viertel­stunde vor dem Ende Dominic Trebes mitstürmen darf bei den Gastgebern.

Für acht Monate gesperrt

Trebes hat schon Tore in der Bezirksliga geschossen, ein Talent, 21 Jahre jung, taktisch, das sagen die, die ihn von früher kennen, mitunter etwas unbeholfen. Aber eben pfeil­schnell. Diese Schnelligkeit ist ihm im letzten Sommer zum Verhängnis geworden. Trebes spielte damals in Heßdorf, es war ein Spiel, in dem es um nichts mehr ging, kurz vor dem Saisonende. Aber Trebes wurde von seinen Gegenspielern getreten, als ginge es um alles. Einmal foult er zurück, bekommt sofort Gelb, ein Foul später fliegt er vom Platz, rennt zum Schiedsrichter, rum­pelt mit dem Schiedsrich­ter aneinander, der Schiedsrichter fällt, das Spiel wird abgebrochen – und Trebes später tat­sächlich für acht Monate gesperrt.

Jetzt ist er zurück auf dem Platz. Die lange Pau­se, sagt sein neuer Trai­ner, merkt man ihm manchmal noch an. Da hat man das gerade selbst beobachten kön­nen, kurz vor dem Ende läuft Trebes alleine in Richtung Tor und vertän­delt den Ball doch noch.

Es fehlt der Ruhepol

Das kriegen sie schon wieder hin bei Süd, sagt Green. Glauben darf man das, weil Green schon recht viel hinbe­kommen hat bei Süd. Er kam in diesen Verein, als der sich gerade im Chaos zu verlieren drohte, weil man die Zeit unter Die­ter Rebel, diesem enga­giertesten unter Nürn­bergs Amateur-Fußball­ Chaos-Stiftern, nicht so recht verarbeiten konn­te.

Aber Green stellte sich eine passa­ble Mannschaft zusammen, spielte eine passable Saison und macht in die­sem Jahr alles noch ein bisschen bes­ser. „Einen Führungsspieler“, sagt er, hätte er noch gerne, „uns fehlt der ruhende Pol.“ So lange der noch fehlt, wollen sie nicht vom Aufstieg reden. Aufsteigen würden sie aber natürlich trotzdem gerne. Die Chancen stehen nicht so schlecht, auch wenn die Kon­kurrenz sich noch einmal verstärkt hat in der Winterpause – bald dürfen sie ja wieder auf den A-Platz mit sei­nem kräftigen Grün und den Vortei­len für Mannschaften mit einer gewis­sen spielerischen Stärke.

Schiedsrichter: Marius Lämmermann (SpVgg Roth) - Zuschauer: 150
Tore: 1:0 Michele Rendina (52.), 1:1 Faruk Özkan (97.)
Besondere Vorkommnisse: Ercin Cavus (SV Eyüp Sultan) scheitert mit Foulelfmeter an Torwart Maximilian Glaß (60.)




Aufrufe: 010.3.2015, 10:44 Uhr
Fadi KeblawiAutor