2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Kaans Sportlicher Leiter Jochen Trilling und Trainer Thorsten Nehrbauer blicken noch einmal auf das Jahr zurück und wagen auch einen kleinen Ausblick in die Zukunft. Foto: DSW
Kaans Sportlicher Leiter Jochen Trilling und Trainer Thorsten Nehrbauer blicken noch einmal auf das Jahr zurück und wagen auch einen kleinen Ausblick in die Zukunft. Foto: DSW

"Früher oder später muss man Kräfte bündeln"

Käner blicken auf das Fußballjahr zurück

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Ein Jahr mit vielen Höhen und nur wenigen Tiefen liegt hinter dem 1. FC Kaan-Marienborn. Für den "Siegerländer Weg" der Käner war es daher an der Zeit, die abgelaufenen zwölf Monate mit Trainer Thorsten Nehrbauer und dem Sportlichen Leiter Jochen Trilling Revue passieren zu lassen.

Der Siegerländer Weg: Erst einmal Glückwunsch zu der bisherigen Hinrunde in der ersten Oberliga-Saison des Vereins. Momentan stehen Sie auf Platz acht – eine sehr respektable Leistung als Aufsteiger. Wie zufrieden sind Sie selber mit dem bisherigen Saisonverlauf?

Thorsten Nehrbauer: Danke. Ich sehe das ganze Jahr 2016 als ein erfolgreiches Jahr für den 1. FC Kaan-Marienborn: Kreispokalsieger, Aufsteiger in die Oberliga Westfalen, ein sehr gutes Spiel im Westfalenpokal gegen den Regionalligisten SC Verl. Wir überwintern auf Platz acht, sind noch im Kreispokal vertreten und haben ein neues Umkleidegebäude gebaut. Wir können zufrieden sein.

Jochen Trilling: Danke. Wir haben tolle Leistungen geboten und zu Hause kein Spiel verloren. Vor der Saison wären wir alle damit zufrieden gewesen. Den Unentschieden und den damit liegen gelassenen Punkten trauere ich jedoch vor allem wegen der guten Leistungen der Mannschaft – speziell am Anfang der Saison – hinterher. Wir sehen, dass wir uns zumindest sportlich mit Traditionsvereinen, wie zum Beispiel dem SV Lippstadt, messen können. Beobachtet man jedoch die Infrastruktur oder die Trainingsmöglichkeiten mit Rasen- und Kunstrasenplätzen hinter diesen Traditionsvereinen, dann bin ich sehr stolz, auf das was die Mannschaft und das Trainerteam bisher geleistet haben.


Der Siegerländer Weg: Mit dem Abstieg sollte man bei der aktuellen Lage also nichts mehr zu tun bekommen. Welche Ziele setzen Sie sich und der Mannschaft für die Rückrunde?

Thorsten Nehrbauer: Im Moment sieht es gut aus, aber man sollte sich seiner Sache nie zu sicher sein. Zum Ziel haben wir uns gesteckt, uns fußballerisch weiterzuentwickeln und effektiver zu werden. Wir haben in der Hinrunde zu wenig Tore geschossen. Das wollen und werden wir verbessern.

Jochen Trilling: Ganz klar, wir wollen so schnell wie möglich die nötigen Punkte für den Klassenerhalt holen. Wir müssen aus den Fehlern der Hinrunde lernen und zielstrebiger und konsequenter im Abschluss werden.


Der Siegerländer Weg: Am 8. Januar 2017 wartet ein ganz besonderes Event auf den 1. FC Kaan-Marienborn – das von Ex-Nationalspieler Lukas Podolski initiierte Hallenturnier, der Schauinsland Reisen-Cup. Sie werden vor tausenden von Menschen in der Gummersbacher Schwalbe-Arena und vor einem Millionenpublikum auf dem Sport-Fernsehsender Sport1 zu sehen sein. Welchen Stellenwert hat dieses Ereignis für den 1. FC Kaan-Marienborn, den Siegerländer Weg und für Sie persönlich?

Thorsten Nehrbauer: Es ist für uns eine Ehre, an diesem Turnier teilnehmen zu dürfen und gleichzeitig Werbung für den Verein und den Siegerländer Weg zu machen. Wir wollen uns von der besten Seite zeigen. Ich persönlich kenne diese Veranstaltung und kann nur sagen: Kommt vorbei, es lohnt sich!

Jochen Trilling: Wir freuen uns riesig und sind sehr dankbar dafür, bei solch einem Turnier mitspielen zu dürfen. Diese Veranstaltung ist eine hervorragende Plattform für uns. Persönlich möchte ich den Tag genießen, lernen und den guten Zweck des Events unterstützen.


Der Siegerländer Weg: Beim Schauinsland Reisen-Cup ist der 1. FC Kaan-Marienborn zum ersten Mal vertreten. Im vergangen Jahr waren es die Sportfreunde Siegen. Ist das ein Zeichen dafür, dass Kaan die Sportfreunde langfristig als erste fußballerische Kraft im Siegerland ablösen wird?

Thorsten Nehrbauer: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wir wollen die Sportfreunde nicht ablösen, sondern uns mit ihnen als guter sportlicher Konkurrent messen und zeitgleich unsere Mannschaft entwickeln.

Jochen Trilling: Wir als 1. FC Kaan-Marienborn verfolgen mit unserem Konzept des Siegerländer Wegs eine besondere Philosophie. Über diesen Weg versuchen wir, erfolgreich zu sein. Das ist uns in den letzten Jahren gut gelungen und dadurch haben wir die Aufmerksamkeit erreicht, die zu Einladungen wie zu der zum Schauinsland Reisen-Cup führt.


Der Siegerländer Weg: Es gibt Stimmen in der Region, die fordern, die Fußballvereine im Siegerland sollten ihre Kräfte bündeln, weil nur so langfristig Erfolg erzielt werden kann. Wie würden Sie diese Forderungen kommentieren?

Jochen Trilling: Ich bin der festen Überzeugung, dass man früher oder später die Kräfte bündeln muss. Gerade auch, um dem Nachwuchsbereich im Siegerland die bestmögliche Förderung zu bieten und um die sozialen Leistungen alle Trainer, Eltern und Verantwortlichen zu unterstützen. Ich beziehe da alle Sportarten mit ein, die voneinander lernen und ihre Erfahrungen austauschen könnten. Wir verfolgen diesen Weg mit der JSG Weißbach und der Spvg Bürbach.


Der Siegerländer Weg: Ein Alleinstellungsmerkmal, das der 1. FC Kaan-Marienborn in der Region hat, ist der Siegerländer Weg. Was bedeutet diese Verbindung konkret für Sie bei der Umsetzung Ihrer Arbeit?

Thorsten Nehrbauer: Für mich bedeutet es, meine persönliche Einstellung und Erfahrungen in einem Projekt einzubringen, hinter dem ich zu 100 Prozent stehe. Gerade in unseren Klassen ist es der einzig sinnvolle Weg, höherklassig Fußball zu spielen und sich gleichzeitig beruflich weiterzubilden. Hier steckt eine soziale Verantwortung hinter, die im Sport selten zu finden ist. Viele junge Fußballer träumen lange von der großen Karriere, aber dieser Weg ist ein schwieriger und steiniger, der schon mit einer Verletzung schnell zu Ende sein kann. Hier spreche ich aus eigener Erfahrung.

Jochen Trilling: Das kann ich nur bestätigen. Die soziale Verantwortung und die Unterstützung der Unternehmen des Siegerländer Wegs haben schon viele junge Menschen geholfen, einen nächsten, wichtigen Schritt in ihrem Leben zu gehen. Gleichzeitig haben die Unternehmen die Möglichkeit, gute Mitarbeiter auszubilden und somit für die Unternehmen zu gewinnen. Da Thorsten und ich zwei völlig unterschiedliche Lebenswege gegangen sind, ergänzen wir uns hier hervorragend und verschaffen den Spielern, die sowohl für den 1.FC Kaan-Marienborn als auch für den Siegerländer Weg interessant sind, einen authentischen Einblick.


Der Siegerländer Weg: Alle Verantwortliche sind sich darüber einig, dass auch in Zukunft dieser Weg – der Siegerländer Weg – weitergegangen werden soll. Wie kann dieses Projekt dabei helfen, auch zukünftige Ziele zu erreichen? Sind nicht irgendwo auch Grenzen gesetzt?

Jochen Trilling: Wir spielen jedes Wochenende gegen Mannschaften, deren Spieler größtenteils ihre Ausbildung bei Bundesligisten wie Dortmund, Schalke oder Bochum genossen haben. In unserer Region haben wir diesbezüglich einen klaren Nachteil. Der Siegerländer Weg ermöglicht uns, Spielern sowohl eine sportliche als auch eine berufliche Perspektive zu bieten und sich zeitgleich ein langfristiges, berufliches Standbein aufzubauen. Engagierte Unternehmen für unser Projekt haben wir in der Region und der demografische Wandel und der damit verbundene Facharbeitermangel sind bekannt. In diesem Bereich ist Potenzial, aus dem sowohl die hiesigen Unternehmen als auch die Spieler profitieren könnten. Ein Verein wie die SG Sonnenhof Großaspach (3. Liga) dient uns zum Beispiel als Vorbild.

Thorsten Nehrbauer: Ich stimme Jochen zu, in solch einem System kann es viele Gewinner geben. Gerade in der Zeit, in der viele Bundesliga-Vereine ihre zweiten Mannschaften abmelden, in denen viele gut ausgebildete Spieler stehen. Der Siegerländer Weg bietet Talenten vielversprechende Perspektiven für die Zukunft.


Der Siegerländer Weg: Vom Siegerländer Weg profitieren also sowohl der Verein als auch die Unternehmen. Welches langfristige Ziel wird sportlich damit verfolgt? Wohin soll der Weg den 1. FC Kaan-Marienborn noch führen?

Thorsten Nehrbauer: Langfristig gesehen werden wir versuchen, in die Regionalliga zu kommen, damit wir den Siegerländer Weg deutschlandweit bekannter machen und mehr Aufmerksamkeit erzielen können.

Jochen Trilling: Wir haben die Regionalliga als Ziel – wir wissen aber genau, dass dazu noch einige Veränderungen rund um den Verein nötig sind und dass wir für die langfristige sportliche Wettbewerbsfähigkeit einen professionellen Plan erarbeiten müssen.


Der Siegerländer Weg: Der Siegerländer Weg und der 1. FC Kaan-Marienborn haben in 2016 einen großen Sprung in der Außenwahrnehmung gemacht. Was hat Ihrer Meinung nach dazu geführt und kann das Turnier in Gummersbach dabei helfen, diesen Trend 2017 fortzuführen?

Jochen Trilling: Danke, das kann ich nur zurückgeben. Es haben viele Menschen einen Anteil am momentanen Erfolg. Das Trainerteam und die medizinische Abteilung arbeiten mit Ehrgeiz und Professionalität. Wir haben dieses Jahr Michael Pahl als weiteres Vorstandsmitglied gewinnen können, dem ich an dieser Stelle für seine Zuverlässigkeit und sein Engagement danken möchte. Dazu die Unterstützung der Sponsoren, ohne die viele Dinge einfach nicht möglich wären. All das wirkt sich auf die Mannschaft aus.

Thorsten Nehrbauer: Erfolge helfen natürlich bei der Umsetzung unserer Ziele, aber man muss sagen, dass wir mit Jochen die perfekte Besetzung dafür haben, sowohl im sportlichen als auch im organisatorischen Bereich. Wir haben dieselbe Philosophie und es macht Spaß, mit ihm zusammen den Verein weiterzuentwickeln. Wir hoffen diesen Trend auch 2017 fortzuführen.


Aufrufe: 023.12.2016, 15:30 Uhr
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