2024-04-23T13:35:06.289Z

Ligabericht
Einer der deutschen Futsaler des SSV Jahn 1889 mit viel Potenzial ist Florian Fromholzer (re.). F: Würthele
Einer der deutschen Futsaler des SSV Jahn 1889 mit viel Potenzial ist Florian Fromholzer (re.). F: Würthele

Fromholzers neue Welt heißt Futsal

Mit einem 7:3 gegen Meister Weilimdorf übernimmt der SSV Jahn 1889 die Regionalliga-Spitze. Der talentierte Deutsche staunt.

Hätte es eines letzten Zeichens bedurft, ist es jetzt gesetzt. „Deutscher Meister wird nur der SSV“, sangen die rund 250 Anhänger des SSV Jahn 1889 in der Sporthalle des Gymnasiums in der Endphase des Spitzenspiels der Futsal-Regionalliga. Gut, Fans sind oft optimistisch, aber das 7:3 (3:1) nährt zweifelsfrei Hoffnungen, dass wenigstens ligaweit kaum Besseres da ist. Die Mannschaft um Spielertrainer Lucas Kruel schlug nicht irgendwen, sondern mit dem TSV Weilimdorf den Vorjahresmeister in einer Souveränität, die sogar Abteilungs-Chef Oliver Vogel wunderte: „Ehrlich, das hätte ich so nicht gedacht.“

Die Konsequenz ist auch klar: „Ab sofort sind wir die Gejagten“, sagt Vogel, dessen Team jetzt Tabellenführer ist und an den nächsten beiden Samstagen in Nürnberg (15. Oktober) und Höchst (22. Oktober) Auswärtsaufgaben zu lösen hat.

Wie konzentriert die 1889-Futsaler das Spiel angingen, war am besten am Spielertrainer höchstpersönlich abzulesen. Lucas Kruel spielte nicht nur jeden Pass und jeden Zweikampf, als wäre es der wichtigste in seinem Leben, sondern verschaffte seinem Team mit seinen frühen Treffern (8./23.) auch noch früh die nötige Luft zum Atmen.

Rote Karte für Jahn-Keeper Raul

Der Respekt der Weilimdorfer, die lange höchst defensiv agierten, löste sich erst in den letzten zehn Spielminuten, als die Gäste nach dem argen 1:6 mit zwei Treffern nochmal ansatzweise ins Spiel zurückfanden. Mit ausschlaggebend für das kleine Gäste-Comeback war auch eine Rote Karte wegen Foulspiels für Jahn-Stammkeeper Raul Guimaraes, für den in nächster Zeit der ehemalige iranische Jugendnationaltorwart Mohammad Bahmei in die Bresche springen muss. Natürlich waren auch diesmal wieder die Brasilianer die ausschlaggebenden Spieler. Neben Kruel trafen auch Liga-Toptorjäger Halison Goncalves (4./14., jetzt elf Saisontore) und Luis Gustavo (29./38., jetzt zehn Saisontore) doppelt. Gustavo und Kruel spielten zudem beim 5:1 mit Mauricio Naimayer (26., jetzt sieben Saisontore) den vielleicht schönsten Treffer des Tages und ein Futsal-Lehrbuchtor heraus.

Ein Umsteiger aus der Bayernliga

Dazu gibt es im Team des SSV Jahn 1889 auch Spieler mit interessanten Perspektiven: Einer davon ist der 24-jährige Florian Fromholzer, der demnächst in sein viertes Semester als Maschinenbau-Student geht. „Ich wollte einfach etwas Neues kennenlernen“, sagt der Umsteiger, der für Ammerthal auch schon in der Bayernliga auflief. „Ich habe von vorneherein gesagt, dass ich es mir anschauen möchte und nicht weiß, wie lange und ob es mir gefällt. Aber bis jetzt ist es super.“

Lucas Kruel lobte Fromholzer, der das Programm voll durchzieht, schon als einen der besten deutschen Spieler, die er gesehen hat. „Es hat keinen Sinn halbe Sachen zu machen“, sagt Fromholzer, der aber noch nicht weiß, wo seine persönliche Reise hinführt und Fragen nach einem Sprung in das im Aufbau befindliche deutsche Futsal-Nationalteam, das am 30. Oktober in Hamburg gegen England sein erstes Länderspiel bestreitet, schnell abwehrt. „Das kann ich gar nicht abschätzen. Ich bin jetzt fünf Wochen dabei. Und ich weiß nicht, wie es nach fünf weiteren Wochen aussieht. Ich kann ja noch nicht mal alle Regeln. Das klingt lustig, ist aber leider so.“

Eines steht fest: „Am Anfang habe ich als Laie gedacht, dass Futsal ziemlich das Gleiche ist, einfach nur Hallenfußball. Aber es ist eine Umstellung. Vor allem mit den Brasilianern zu spielen, ist eine andere Welt – allein wie die den Ball annehmen“, sagt Fromholzer. „Die gehen viel schneller in den Ball rein, und wissen, in welche Richtung sie weggehen wollen. Hier muss man auch gleich nach vorne weggehen, um den Raum zu öffnen. Da tue ich mich nach wie vor schwer.“

Aufrufe: 011.10.2016, 07:00 Uhr
Claus-Dieter Wotruba, MZAutor