2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview

Mit Willen und Leidenschaft auch mal "durchquälen"

Peer Schiemann über fehlende Förderung im Jugendbereich und seine Leidenschaft zum Triathlon.

Peer, du hast die Fußballschuhe noch nicht an den Nagel gehangen, spielst aber nur noch in den Senioren beim Frohnauer SC. Gibt es dort noch etwas, dass du erreichen möchtest?

Nicht wirklich. Ich möchte dort nur etwas Spaß haben und wenn möglich, mich nicht verletzten. Titel sind aufgrund der individuellen Klasse von zwei - drei Mannschaften eher unwahrscheinlich.

Wir haben nicht lange zusammengespielt, aber du warst immer unglaublich ehrgeizig, konntest es auch überhaupt nicht leiden ein Trainingsspiel zu verlieren. Hast du den Ehrgeiz immer noch?

Ja, ich denke, dass ich, um es vorsichtig zu formulieren, auch heute noch zur ehrgeizigen Fraktion gehöre. Die Spiele in den Senioren haben zwar nicht mehr den Wettkampfcharakter wie früher im Männerbereich, doch trotzdem möchte ich möglichst jedes Spiel gewinnen.

Niemand verliert gerne, woher kommt dieser unglaubliche Wille bei dir?

Schwierige Frage, die ich gar nicht richtig beantworten kann. So lange ich zurückdenken kann, war ich immer so, auch wenn ich das selber nicht immer gut finde und mir selber ein wenig mehr Gelassenheit wünschen würde. Es ist auch schon etwas besser geworden. Woher oder von wem ich das habe kann ich nicht sagen. Meine Eltern zum Beispiel sind an der Stelle anders, so dass ich es nicht von Ihnen haben kann.

Hilft dieser Wille dir auch bei deiner „neuen“ Leidenschaft, dem Triathlon, erfolgreich zu sein?

Absolut. Im Triathlon oder generell im Ausdauersport geht sehr viel über den Willen. Der Körper hält so gut wie alles aus, nur der Kopf muss entsprechend mitmachen um sich auch mal „durchzuquälen“. Dabei habe ich tolle Erfahrungen gemacht und viel über mich selber lernen können.

Schwimmen, Laufen, Rad fahren und das nicht gerade wenig. Muss man dafür bestimmte Voraussetzungen mitbringen oder kann das auch jeder Anfänger?

Absolut. Es muss ja nicht für jeden eine Ironman-Distanz sein. Wichtig ist der Spaß dabei und das man es aus eigenem Antrieb macht, egal welche Streckenlänge man wählt oder mit welchem Ziel man herangeht. Aber auch die langen Strecken sind kein Hexenwerk, mit Leidenschaft und dem sich daraus ergebenen Willen kann das fast jeder, sofern keine körperlichen Einschränkungen gegeben sind. Aber auch hierfür gibt es viele Beispiele, die es trotz körperlicher Einschränkungen können (s. z.B. Alex Zanardi, übrigens ein sehr inspirierender Mensch).

Dich hat auch eine schwere Knieverletzung nicht gestoppt, acht Monate nach der Operation warst du wieder bei einem Wettbewerb. Achtest du nach der Auszeit mehr auf deinen Körper oder schaltest du deinen Kopf aus und machst einfach?

Ja und Nein. Den Kopf einfach abschalten kann ich nur während des Sports. Im Vorfeld überdenke ich fast alles, auch wenn sicherlich viele Entscheidungen vom Bauch gefällt werden. Sport macht mir generell so viel Spaß, dass es für mich gar keine Alternative wäre, keinen Sport zu treiben. Außerdem macht es mir riesige Freude selbst gesteckte Ziele zu erreichen. Auf meinen Körper bzw. meine Gesundheit habe ich auch vorher stark geachtet.

Bevor du bei den Senioren gespielt hast und mit dem Triathlon angefangen hast warst du auch ein sehr guter Torwart, welche Erfolge konntest du in deiner Karriere feiern?

Wir waren Brandenburger (SV Altlüdersdorf) und Berliner Hallenmeister (VfB Hermsdorf), Brandenburger Vizemeister und Halbfinalist im Pokal (ebenfalls SV Altlüdersdorf) und sind zweimal in die Berlin-Liga, damals noch Verbandsliga aufgestiegen (Frohnauer SC).

War dir der Weg als Torhüter geebnet und wurdest du bestmöglich gefördert oder hättest du erfolgreicher werden können?

Durch meine, für einen Torhüter, geringe Körpergröße von 1,79m, bin ich nicht der geborene Torhüter. Ich weiß nur, dass ich meinen Eltern gesagt habe, dass ich das mit dem Fußball mal versuchen möchte. Zu diesem Zeitpunkt war ich knapp fünf Jahre alt. Nach einem Probetraining beim 1.FC Lübars war man dann der Meinung, dass ich durchaus Talent hätte. Nach kurzer Zeit habe ich festgestellt, dass ich ins Tor gehen möchte, nur wollten meine Trainer das nicht. Sie waren der Meinung, dass ich ein großes Talent als Feldspieler und zu klein für das Tor war. Naja, ich glaube, dass meine Idee nicht die schlechteste war. Es gab für mich aber schon früh zwei echte Rückschläge, das war ein Trainerwechsel nach meinem Wechsel zu den Reinickendorfer Füchsen in der D-Jugend und dann später in der C-Jugend beim 1.FC Lübars, dort war der Vater meines direkten Konkurrenten Trainer.

Ich habe es dann auch nicht mit einem Wechsel versucht, aber das war aus meiner Sicht die Ursache dafür, dass meine Karriere nicht noch erfolgreicher verlaufen ist. Rückblickend bin ich der Meinung, dass alles so kommen sollte und richtig ist.

Jetzt hast du mir zwei Trainer genannt, die nicht gefördert haben. Gab es auch Trainer von denen du viel lernen und mitnehmen konntest?

Da gab es sicherlich mehrere von denen ich zur jeweiligen Zeit lernen konnte. Als Kind meine beiden Trainer Jürgen Prokop und Rainer Bölk, später in der A-Jugend Holger Kraft. Zur Männerzeit habe ich am meisten von Günther Mastmann und vor allem von Hans Örtwig lernen dürfen. Als Torwarttrainer sind mir drei besonders gut in Erinnerung geblieben: Ingmar Leue, Waldemar Demczak und Oliver Hänhke (obwohl ich mit Ihm nur ca. ein halbes Jahr arbeiten durfte). Alle Drei waren selber sehr gute Torhüter.

Welche Vorbilder hast du und warum?

Zu meiner aktiven Zeit im Jugendbereich und zu Beginn der Männerzeit war es definitiv Oliver Kahn. Das lag an seiner sportlichen Klasse und seinem unbedingten Willen. Doch es gibt und gab auch andere Spieler und Sportler aus anderen Sportarten, die mich auch heute inspirieren. Das sind verschiedene Eigenschaften (Jan Frodeno, Sebastian Kienle, Roger Federer, Thomas Müller, Manuel Neuer, Gianluigi Buffon, Sebastian Vettel)

Das Interview führte Marcel Peters; Fotos Privat.

Aufrufe: 018.7.2017, 11:00 Uhr
Marcel PetersAutor