2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Die F-Jugend des STV Barßel mit den Betreuern Marco Bergmann (hinten von links) und Thorsten Claaßen  sowie Darko (3. v.l.), Loran (in rot) und Robert (7.v.l.) Jonas Schönrock
Die F-Jugend des STV Barßel mit den Betreuern Marco Bergmann (hinten von links) und Thorsten Claaßen sowie Darko (3. v.l.), Loran (in rot) und Robert (7.v.l.) Jonas Schönrock

Freude am Fußball verbindet

Loran muss heute das Tor hüten. "Das hat taktische Gründe", erläutert sein Trainer Marco Bergmann mit einem Augenzwinkern. Eigentlich spielt der ...
Loran muss heute das Tor hüten. "Das hat taktische Gründe", erläutert sein Trainer Marco Bergmann mit einem Augenzwinkern. Eigentlich spielt der Achtjährige im Mittelfeld der F-Jugend des STV Barßel. Gerade spielt seine Mannschaft im heimischen Jahn-Stadion gegen den SV Altenoythe.

Loran stammt aus Syrien. Während er heute in Barßel das Tor seiner Mannschaft vor gegnerischen Bällen schützt, mussten er und seine Familie vor drei Jahren im 4100 Kilometer entfernten Qamischli in Syrien um ihr Leben fürchten und vor der Terrororganisation Islamischer Staat fliehen.

"Wir sind Jesiden", erzählt Lorans Onkel Shavnal. "In unserer Heimat ist die Religion das große Problem." Die Familie verkaufte das Haus und ihren Besitz, hat alles zurückgelassen und machte sich per Bus und Flugzeug nach Europa auf. Die Situation ihrer Landsleute in Syrien ist anschließend immer schlimmer geworden. Hoffnung, eines Tages zurückkehren zu können, hat Shavnal nicht. "Die Situation ist katastrophal", sagt er.

Loran macht unterdessen zwischen den Pfosten eine gute Partie. Sei Vater Rube steht aufgeregt zwischen den anderen Eltern am Spielfeldrand, ruft ihm immer wieder Anweisungen auf Arabisch zu.

Auf dem Rasen stehen mit Darko und Robert, ebenfalls acht Jahre alt, zwei weitere Flüchtlingskinder. Darko kam mit seiner Familie vor neun Monaten und Robert vor einem Jahr nach Barßel. Wo es bei Erwachsenen manchmal erhebliche Probleme bei der Integration gibt, ist davon bei den Kindern überhaupt nichts zu spüren.

"Die drei kamen auf einmal einfach mit ihren Schulkameraden zu Training", erzählt Marco Bergmann. "Sie waren sofort mittendrin. Hier sind alle gleich, es sind einfach Kinder, die machen keine Unterschiede", freut sich der Trainer. Der Spaß am Fußballspielen verbindet sie alle. "Ich habe immer Fußball im Fernsehen geschaut und wollte dann gerne auch selber spielen" erzählt Loran in gutem Deutsch. Die Sprache haben alle drei schnell gelernt, und das sogar ohne Lehrer, wie Darko verrät: "Ich habe viel Fernsehen geschaut und nachgesprochen." Auch Loran hat sich die Sprache größtenteils selbst beigebracht, im täglichen Umgang mit Schulkameraden.

Erinnerungen an seine Heimat hat er nicht mehr viele, dazu war er noch zu klein, als er und seine Familie aus Syrien flüchten mussten. "Er hat aber auch in Syrien schon Fußball gespielt", berichtet sein Onkel Shavnal. "Allerdings auf der Straße, nicht wie jetzt in einem Verein." Auch Darko und Robert haben in ihrer Heimat auf der Straße gekickt.

Ist die Integration für die Kleinen sprichwörtlich ein Kinderspiel, bietet es auch den Eltern eine gute Möglichkeit, in Kontakt mit anderen Eltern zu treten.

Der STV verliert nach den gespielten zweimal 20 Minuten mit 1:3 gegen Altenoythe. Schlechte Stimmung herrscht bei den Barßeler Nachwuchskickern trotzdem nicht. Auch mit Niederlagen können sie umgehen, ganz unkompliziert. Für Loran, Darko und Robert ist es ohnehin ein ganz großer Gewinn, so gut in Barßel aufgenommen worden zu sein.

Aufrufe: 07.11.2015, 05:49 Uhr
Jonas SchönrockAutor