2024-03-27T14:08:28.225Z

Pokal
"Alte Liebe rostet nicht": Das sagen die erfolgreichen SCF-Junioren von 1962 und 1963 und stellen sich zum Gruppenbild an einer alten Baggerschaufel an der Oderpromenade auf, unter ihnen Ex-Trainer Horst Morgner (erste Reihe, 5. von rechts )  ©Heinz Köhler
"Alte Liebe rostet nicht": Das sagen die erfolgreichen SCF-Junioren von 1962 und 1963 und stellen sich zum Gruppenbild an einer alten Baggerschaufel an der Oderpromenade auf, unter ihnen Ex-Trainer Horst Morgner (erste Reihe, 5. von rechts ) ©Heinz Köhler

Frankfurter Pokal-Helden unter sich

54 Jahre nach ihrem Sieg im Junge-Welt-Pokal gab es jetzt ein Wiedersehen der ehemaligen SC-Kicker

Die einstigen Pokal-Helden feierten Wiedersehen, 54 Jahre nach ihrem Triumph. Bei der Endrunde des Junge-Welt-Pokals am 24. Juni 1962 in Schmalkalden hatten die Junioren des SC Frankfurt im Finale den haushohen Favoriten SC Motor Jena durch einen Treffer von Peter Ukrow mit 1:0 bezwungen.

Bis auf Günter Simnack und Karl-Heinz Grunst besuchte damals keiner der Burschen die Frankfurter Sportschule. Zu diesem Zeitpunkt wurde da der Fußball noch nicht gefördert. Das wusste Bernd Pintaske anno dunnemals nicht. Er sollte 1960 delegiert werden. "Als ich aber hörte, dass dort nur Leichtathleten und Turner betreut werden, zog ich zurück und machte an der Berufsschule des Halbleiterwerkes meine Berufsausbildung mit Abitur." "Pinne" Pintaske war 1962 der Mannschaftskapitän und leitete mit präzisem Eckstoß die Sensation ein, Auswahlspieler Ukrow vollendete per Kopfball.

Beim jüngsten Treff dabei war fast die komplette Mannschaft von 1962. Bereits verstorben sind Torwart Günter Simnack, Peter "Schiepchen" Heese, Klaus Schulz und Peter Bohrer.

Der 83-jährige Horst Morgner war mit Ehefrau Ursula aus seinem Wohnort Glauchau angereist. "Da haben die Jungs mit diesem Treffen endlich wieder mal eine tolle Idee gehabt", frotzelte der ehemalige Trainer in feinstem Sächsisch. Der gebürtige Chemnitzer anerkannte im Rückblick: "Die nur einjährige Aufbauarbeit mit Talenten aus dem damaligen Oderbezirk hatte sich gelohnt und überraschend schnell mit dem jungen Junioren-Jahrgang ausgezahlt. Eine große Hilfe und ein guter Partner war für uns Lok-Trainer Heinz Petrifke, der über den Vereinstellerrand hinausblickte."

Morgner, im Berufsleben Staatsanwalt, konnte ein "harter Hund" sein, erinnern sich seine Schützlinge. Den DDR-Auswahlspieler Ukrow ließ er beispielsweise mal lange auf der Bank "schmoren", weil der sich von einem Lehrgang nicht rechtzeitig und persönlich beim Trainer wieder zurückgemeldet hatte. "Disziplin musste und muss sein", verteidigte sich der kleine und gemütliche Ex-Coach. "Kalle" Grunst konterte: "Spaß hatten wir öfter, aber bei diesem Trainer damals nichts zu lachen."

Morgner machte beim Wiedersehenstreff auch beim Bowling mit, obwohl er "oft Huddelei mit dem Knie" hat, wie er sagte. Immer montags geht er zwei Stunden schwimmen, mittwochs in die Sauna. "Na jo, 'nen bisschen fit halten kann jo nicht schaden. Ich will ooch in zwee Jahren wieder hier beim Treff dabei sein." Einen EM-Familientip wagt Morgner, eigentlich sind's zwei Extreme: "Entweder wir überstehen die Vorrunde nicht oder wir werden Champion in Frankreich."

Beim Treff gern dabei waren auch die "kleinen" SCF-Helden, die 1963 sowohl Dritte der DDR-Junioren-Meisterschaft als auch im Junge-Welt-Pokal geworden waren. So kamen 20 Talente von einst zusammen - damals 17, 18 Jahre jung, heute jenseits der 70. "Danke, Jungs, dass ihr den jüngeren Jahrgang eingeladen habt", freute sich Detlef Henoch. Dieter Kokolsky konnte ein kleines, regional historisches Datum in die Runde werfen: "Vor genau 30 Jahren warf die zweite Mannschaft des Halbleiterwerkes als Bezirksklasse-Team einige Favoriten aus dem Bezirkspokal-Wettbewerb, verlor allerdings das Finale in Oderberg gegen Chemie PCK Schwedt mit 1:3."

Während 1961 drei goldene Clubjahre mit den Junioren begannen, kamen die SCF-Männer nicht über DDR-Liga-Mittelmaß hinaus, wurden nach fünf Jahren wieder aufgelöst. Das freilich trübte die Wiedersehensfreude nicht.

Treffpunkt war diesmal die Frankfurter Pension Oderblick. Und die hat auch irgendwie mit Fußball zu tun. Inhaber Nenad Culafic ist der Sohn von Zoran (53). Der gebürtige Jugoslawe hatte nach seiner Station beim Wiener SC in den 90er Jahren für den Eisenhüttenstädter FC Stahl gekickt. Danach eröffnete er in der Stahl-Stadt mit Ehefrau Vera das Restaurant Balkangrill. Sohn Nenad (28) folgte Vaters Spuren, spielte von den Bambinis bis zu den Männern beim EFC, später in Neuzelle und bei Energie Cottbus II. Mit Unterstützung der Familie betreibt er seit einem Jahr den Oderblick. "Obwohl zwei Generationen dazwischen liegen, als Fußballer funkt man auf einer Wellenlänge", so Culafic junior beim Helden-Treff. "Es hat Spaß gemacht."

Aufrufe: 026.5.2016, 08:25 Uhr
MOZ.de / Hans EberhardAutor