2024-05-08T14:46:11.570Z

Vereinsnachrichten
Nach bestandener Ausdauerprüfung in Grassau: Bibiana Steinhaus, die als erste Frau in Deutschland Erstligaspiele pfeifen wird, und Frank Willenborg, der in seine zweite Saison gehen wird. Selfie
Nach bestandener Ausdauerprüfung in Grassau: Bibiana Steinhaus, die als erste Frau in Deutschland Erstligaspiele pfeifen wird, und Frank Willenborg, der in seine zweite Saison gehen wird. Selfie

Frank Willenborg mit Debüt zufrieden

Geschafft Frank Willenborg aus Gehlenberg, wohnhaft in Osnabrück und Lehrer in Damme, geht in seine zweite Saison als Fußball-Bundesliga-Schiedsrichter. ...
Das Trainingslager im Oberbayerischen Grassau seit vergangenen Dienstag bis kommenden Sonntag beinhaltete neben schriftlichen Tests auch Prüfungen im Ausdauerbereich.

Kein Problem für den 38-Jährigen, der zwei Wochen zuvor seine Fitness im Kreis Cloppenburg mit dortigen Kollegen überprüfte. "Es ist mir immer wieder wichtig, bei der Basis Gesicht zu zeigen, dort vor allem die jungen Schiedsrichter zu motivieren", sagt Willenborg, der dann wie vor einem Jahr in Bösel auch schon einmal ein Freundschaftsspiel seiner Schiedsrichter-Kollegen leitet.

Viel dramatischer, so bezeichnet es Willenborg, sei der Sprung von der Zweiten Liga in die oberste deutsche Fußball-Etage gewesen, wenn er an sein Debüt in der Eliteliga zurückdenkt. Entsprechend umfangreich und intensiv sah dann auch das Vorbereitungsprogramm in Grassau auf die Saison 2017/2018 aus. Öffentlichkeitsarbeit, Interviewtraining, Disziplinierung der Spieler, Videotraining vor allem bei Themen wie Abseits und Handspiel, aber vor allem der Umgang mit dem in der neuen Spielzeit eingeführten Videobeweis standen unter anderem auf Liste.

Hellmut Krug ist von der Deutschen Fußball Liga (DFL) zum Deutschen Fußball Bund (DFB) in der Funktion des Chef-Instruktors zurückkehrt. Er war zuletzt für die Einführung des Video-Assistenten zuständig, schulte in Grassau die Bundesliga-Schiedsrichter und wird demnächst in Köln sitzen, wo die entsprechenden Szenen der Bundesligaspiele auflaufen und entsprechend behandelt werden.

"Es wird eine sehr spannende Sache für uns Schiedsrichter. Es geht schließlich darum, große Fehler zu vermeiden. In der Bundesliga geht es eben auch um viel Geld. Daher müssen wir die ganz fiesen Dinger vermeiden, die uns als Schiedsrichter passieren können. Schließlich sind wir auch nur Menschen", sagt Willenborg. Er weiß aus seiner Erfahrung in der höchsten Liga, dass es dort viel schneller und dramatischer zugehen kann, als Etagen tiefer.

Es sei wichtig, eine Instanz im Rücken zu wissen, die Schiedsrichter auf dem Feld unterstützen kann, auch wenn deren eigene Wahrnehmung von umstrittenen Szenen immer noch Priorität besitze. "Auch wenn es beim Confed-Cup negative Beispiele wie beim Ellbogenstoß gegen Timo Werner gegeben hat, bin ich für die Bundesliga sehr optimistisch", sagt Willenborg. "Wir haben diese Möglichkeit ein Jahr offline trainiert, dafür ein Gespür bekommen, wann wir ein Backup über den Video-Schiedsrichter zulassen sollten. Außerdem sollten und können wir die Unterbrechung bis zur Entscheidung sehr kurz halten", sagt Willenborg.

Da es um Abseits, Handspiel, Tor oder kein Tor und grobe Unsportlichkeiten und nicht um jede Reklamation geht Willenborg: "Die Spieler werden uns natürlich gerne zum Videobeweis drängen wollen. Darauf sind wir vorbereitet" , hofft er, dem Projekt würde eine Chance gegeben. Denn es wäre eher fahrlässig, die technischen Möglichkeiten nicht zu nutzen und dieses Neuland nicht zu betreten. "Jeder Fußball-Fan hat vor dem Bildschirm zu Hause die Chance, diese Technik zu nutzen. Kein Schiedsrichter möchte der Depp sein, wie bei der Schwalbe von Timo Werner, dem Handtor von Lars Stindel oder dem Handtreffer von Leon Andreasen zum 1:0-Sieg für Hannover in Köln."

Willenborg selbst hätte der Video-Beweis bei seiner Bundesliga-Premiere in Darmstadt beim Spiel gegen die TSG Hoffenheim, wie er selbstkritisch sagt, wohl geholfen. "Ich hätte damals einen Elfmeter geben müssen", sagt er, der insgesamt mit seiner Leistung in acht Bundesligaspielen zufrieden ist, zumal der mediale Druck durch die Aufmerksamkeit gegenüber der Zweiten Bundesliga erheblich größer ist. "Zwar ist nach Abpfiff für uns und die Spieler alles gelaufen, aber die Nachbetrachtung über Medien und Öffentlichkeit ist schon sehr intensiv."

Fast hätte sein Debüt sogar mit dem Klassiker FC Schalke gegen Bayern München begonnen. Im Amt des vierten Offiziellen, das er international bis zu Qualifikationsspielen zur Champions League wahrnehmen darf er wegen seines Alters aber nicht mehr FIFA-Schiedsrichter werden kann stand er auf Schalke am Spielfeldrand. Schiedsrichter Manuel Gräfe musste such wegen einer Wadenverletzung behandeln lassen. Willenborg lief sich schon warm, um einzuspringen, doch Gräfe hielt durch.

"Ich war erleichtert. Durch eine Verletzung eines Kollegen wollte ich nicht zu meinem ersten Bundesligaspiel kommen. Außerdem ist man als vierter Offizieller ganz anders vorbereitet und fokussiert. Vor einem Spiel habe ich normalerweise viel mehr Zeit, mich darauf vorzubereiten", sagt Willenborg.Es wäre auf Schalke für ihn ein Sprung ins kalte Wasser aus zehn Metern Höhe gewesen, wie er umschreibt, aber nun mit Zuversicht seine zweite Bundesligasaison angeht. Mit neuer Unterstützung: Assistent Christoph Bornhorst (Rüschendorf) scheidet altersbedingt aus. Sven Jablonski aus Bremen rückt als Erstliga-Schiedsrichter auf. Damit werden Arne Aarnink (Nordhorn) und Holger Henschel (Braunschweig) zukünftig an der Linie mit dafür sorgen, dass für Willenborg die zweite Saison mindestens so gut läuft wie das Debüt.

Apropos Debüt: Sehr gefreut hat sich Willenborg darüber, dass Bibiana Steinhaus als erste Frau Erstliga-Schiedsrichterin geworden ist. "Durch ihre tollen Leistungen hat sie das allemal verdient."

Aufrufe: 08.7.2017, 11:15 Uhr
Jürgen SchultjanAutor