2024-03-28T15:56:44.387Z

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F: Henrik Martinschledde
F: Henrik Martinschledde

"Das Trainerthema stellt sich nicht"

Fortunas Nachwuchschef betont im Interview, dass die U23 auch bei einem Abstieg aus der Regionalliga West nicht zurückgezogen wird.

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Seit dem vergangenen Wochenende ist es offiziell: Fortunas Zweitvertretung steht erstmals seit Mitte Februar wieder auf einem Abstiegsplatz. Und nicht nur in Flingern macht man sich Sorgen, auch der Amateurfußball am Niederrhein ist in Aufruhr.
Schließlich hätte ein Abstieg der „Zwoten“ Konsequenzen bis hinunter in die Kreisligen. Vor dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund II (Samstag, 14 Uhr, Paul-Janes-Stadion) äußert sich Fortunas Nachwuchschef Frank Schaefer zur Situation bei der U23.

Im Amateurfußball kursiert das Gerücht, dass die Fortuna ihre U23 im Abstiegsfall zurückziehen würde. Muss man sich nicht nur sportlich Sorgen um die „Zwote“ machen, Herr Schaefer?

Schaefer Dieses Gerücht ist total aus der Luft gegriffen. Ich kann Ihnen bestätigen, dass wir in diese Richtung noch kein einziges Gespräch geführt haben, und auch gar keinen Gedanken in diese Richtung aufgegriffen haben.

Dennoch würde ein Abstieg einen erheblichen Rückschlag bedeuten. Kann man die Top-Talente aus der A-Junioren-Bundesliga bzw. die Jungprofis mit Lizenzspielervertrag überhaupt für die Oberliga begeistern?

Schaefer Dass die Regionalliga die deutlich bessere Plattform ist als die Oberliga, ist selbstverständlich. Auf der anderen Seite ist es aber so, dass es für einen Verein wie Fortuna Düsseldorf keine Selbstverständlichkeit ist, mit der zweiten Mannschaft immer in der Regionalliga zu spielen. Das zeigen auch andere Vereine. Unsere Mannschaft ist in diesem Jahr extrem verjüngt worden und ist, glaube ich, mit Abstand die jüngste Mannschaft in dieser Liga. Hinzu kamen einige Rückschläge, insbesondere der verletzungsbedingte Ausfall von Christian Weber, der eine extrem wichtige Rolle gespielt hat. Es ist natürlich eine schwierige Aufgabe, aber im Falle eines Abstieges würde Fortuna Düsseldorf auch nicht in irgendeiner Form ins Bodenlose fallen. Wir würden mit Sicherheit entsprechende Maßnahmen einleiten, um die bestmögliche Ausbildung im Übergangsbereich zwischen Nachwuchs und Lizenzspielerkader zu gewährleisten und zu kompensieren. Entscheidend ist ohnehin vielmehr, wie eng die Verzahnung zwischen Nachwuchs- und Lizenzbereich ist. Diese wird ligaunabhängig sehr gut sein und immer weiter vorangetrieben. Es ist nachher auch nicht entscheidend, ob ein Spieler Zweitligaspieler wird, weil er mal für ein Jahr 25 Spiele in der Regional- oder in der Oberliga gemacht hat. Aber nochmal: Wir haben noch alle Möglichkeiten, den Klassenerhalt zu schaffen.

Dann müsste es aber auch das Ziel sein, nach einem Jahr direkt wieder aufzusteigen.

Schaefer Das muss dann natürlich die Zielsetzung sein, klar. Aber aktuell spielen wir in der Regionalliga. Wir haben von den zwölf Spielen, die wir bislang verloren haben, neun mit nur einem Tor Unterschied verloren. Das Ärgerliche dabei: In diesen Spielen waren wir fast immer an drei Punkten dran.

Sie sind ein aufmerksamer Beobachter der U23. Wie schätzen Sie die Situation generell ein? Liegen die Leistungsschwankungen allein an der Jugendlichkeit und der Unerfahrenheit der einzelnen Spieler?

Schaefer Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, wo das Team doch ein Stück älter war, ist das jetzt natürlich eine ganz andere Situation. Zumal einige Leistungsträger aus der Vorsaison heute in der 3. Liga unterwegs sind. Nun stehen permanent sechs, sieben Spieler in der Startelf, die vergangenes Jahr noch A-Jugendliche waren. Ein Anderson Lucoqui oder Taylan Duman sind ja noch keine klassischen Profis, sondern immer noch Ausbildungsspieler, die aus der U19 hochgekommen sind. Insgesamt hat Friedhelm Funkel 15 Spieler im Kader, die noch in der U23 spielen können. Hinzu kommt noch die Sturmproblematik. Ein Emma Iyoha beispielsweise hat in der Rückrunde noch kein Spiel in der U23 gemacht. Das ist natürlich ein Spieler, der auch schon mal den Unterschied ausmachen kann. Aus diesem Grund hatte die Mannschaft von Anfang an auch einen schweren Weg vor sich gehabt. Aber damit wir uns jetzt nicht falsch verstehen: Glücklicherweise hat er eine solche Entwicklung genommen, dass er regelmäßig oben dran ist. Darüber sind wir sehr froh. Aber diese Konsequenz trifft auch die U23 in dieser schwierigen Liga.

Wäre es nicht besser, wenn die Jungprofis unter der Woche mehr Einheiten in der U23 absolvieren, um in den Spielen besser eingespielt zu sein?

Schaefer Das ist ja das normale Los aller U23-Mannschaften. Mit einer solchen Situation haben alle zu kämpfen. Da gibt es keine Alternative. Wir sind ja froh und stolz, dass so viele jungen Spieler im Lizenzspielerkader stehen. Zudem wäre es den Jungs auch schwer zu vermitteln, dass sie auf einmal die ganze Woche bei der U23 dabei sein sollen. Sie wollen oben ihre Chancen nutzen.

Trotzdem hatten man zuletzt den Eindruck, dass einige Spieler den Ernst der Lage noch nicht wirklich begriffen haben. Was sagen Sie denn dazu, wenn sich einige Spieler nach dem Schlusspfiff bestens gelaunt mit ihren Angehörigen unterhalten.

Schaefer Da wird natürlich immer viel hineininterpretiert. Ich habe es so gesehen, dass die Mannschaft in den allermeisten Spielen, auch nach Rückschlägen und Niederlagen, eigentlich immer wieder eine gute Einstellung auf den Platz gebracht hat. So haben wir nach dem Spiel in Wuppertal (1:5, Anm. d. Red) in Gladbach 0:0 gespielt und aus den Folgespielen fünf Punkte geholt. Wuppertal war bisher auch das einzige Spiel, in der die Mannschaft total daneben war. Auch gegen Köln (1:2, Anm. d. Red) war es eigentlich ein gutes Spiel, wo wir mit Sicherheit nicht die schlechtere Mannschaft waren. Zu der von Ihnen angesprochenen Problematik: Grundsätzlich sollten die Spieler nach einem Spiel noch einmal in sich gehen. Aber es hat sich ja irgendwie bei allen Klubs so eine Eigenart eingebürgert, dass nach dem Schlusspfiff erst einmal der Weg zu Bekannten oder Beratern gesucht wird. Das ist eine allgemeine Entwicklung. Zusammengefasst kann ich Ihnen sagen, dass wir alles tun, um den Spielern klar zu machen, wie ernst die Situation ist. Aber ich glaube, es wäre zu einfach, dass alles an einem Einstellungs-Thema festzumachen, weil es deutlich komplexer ist.

Hilft es vielleicht psychologisch, dass die Spieler jetzt auch visuell sehen können, dass sich sich auf einen Abstiegsplatz befinden?

Schaefer Als ich nach Düsseldorf gekommen bin, war die Mannschaft Vorletzter. Und ich glaube nicht, dass sie noch mal zusätzlich visuelle Hilfe benötigt. Gefühlt befindet sich diese Mannschaft seit Saisonbeginn im Abstiegskampf, und daran hat sich bis heute ja nichts geändert.

Ab Samstag warten auf die U23 drei Spiele in nur acht Tagen. Wird es in dieser Woche eine Vorentscheidung im Abstiegskampf geben?

Schaefer Wir sollten versuchen, zu punkten. Denn die Spiele werden natürlich nicht mehr, sondern weniger. Aktuell haben wir ein Punkt Rückstand auf Schalke II und noch acht verbleibende Spiele. Da ist jede einzelne Partie sehr wichtig

Düsseldorfs schärfster Konkurrent Schalke II hat nach drei Niederlagen zum Rückrundenstart seinen Trainer Jürgen Luginger entlassen. Droht Ihrem Trainer Taskin Aksoy bei weiteren Niederlagen ein ähnliches Schicksal?

Schaefer Taskin Aksoy ist ein erfahrener Trainer, der solche Situationen bestens kennt. Er hat es in den vergangenen Jahren immer wieder geschafft, seine Mannschaften in die Spur zu bringen und mit ihnen erfolgreich zu arbeiten. Zudem kennt er die Liga ganz genau. Wir tauschen uns permanent über die jetzige Situation aus und gehen diesen Weg auch gemeinsam. Im Übrigen auch mit Sportvorstand Erich Rutemöller.

Sie würden demnach mit ihm also auch notfalls in die Oberliga gehen?

Schaefer Das Trainerthema stellt sich wirklich nicht. Das muss ich klar sagen.

Düsseldorfs nächster Gegner Dortmund II hat gerade einen kleinen Negativlauf - könnte das mit Blick auf Samstag sogar ein kleiner Vorteil sein?

Schaefer Grundsätzlich spielen wir am Samstag gegen den Tabellenzweiten. Das ist eine sehr starke Mannschaft. Aber in ihrer aktuellen Situation können wir sie, wenn wir gut reinkommen, vielleicht mit frischem Selbstvertrauen in Bedrängnis bringen. Tatsache ist ja, dass wir gegen die Zweitvertretungen spielerisch bisher gut ausgesehen haben. Im Hinspiel war das – bis auf das Ergebnis (2:2 nach 2:0-Führung, Anm. d. Red) – auch der Fall.

Aufrufe: 031.3.2017, 07:00 Uhr
RP / Maximilian LonnAutor