Forchheim sucht die Balance

SpVgg Jahn Forchheim - FC Viktoria Kahl (Sa 15:00)

Nach 270 gespielten Minuten war es an der Zeit für persönliche Gespräche und eine kleine Bestandsaufnahme. "Die Art und Weise war ein Wink an uns", erklärt Coach Michael Hutzler. Stärker in den Mittelpunkt als die mitunter suboptimale Chancenausbeute des gewaltigsten Sturms der Liga ist die defensive Baustelle gerückt. Wie sind die nun schon zehn Gegentore zu erklären? Erkannt haben die Verantwortlichen eine Anfälligkeit ihrer offensiven Ausrichtung und eine Vielzahl an individuellen Fehlern. Für Hutzler sind die Probleme teil ein und derselben Handlungskette. "Der extreme Vorwärtsdrang unserer Außenverteidiger ist nach Ballverlusten mehrfach zum Risiko geworden, weil danach Zweikämpfe zu wenig aggressiv geführt und verloren wurden oder das Stellungsspiel nicht gepasst hat." Nicht von klaren Worten seines Coaches ausgenommen blieb Keeper Alexander Schulz. "Er weiß, dass er eine Reaktion zu zeigen hat."

Nach einer Übungseinheit am Dienstag bekam die Mannschaft beim 2:1-Testsieg am Mittwoch gegen eine U21-Auswahl aus den Emiraten die Balance zwischen "nach vorne denken" und defensiver Stabilität besser in den Griff.

Am 4. Spieltag muss der 46-Jährige bei der Aufstellung wohl im größeren Stil improvisieren. Bei Co-Trainer Weiler galt noch abzuwarten, wie sich eine Erkältung entwickelt. Zusätzlich könnte es mit einem Einsatz bei Dominic Leim knapp werden, der im Abschlusstraining umknickte. Als etatmäßiger Innenverteidiger stünde nur noch Sandro Gumbrecht zur Verfügung, der laut Aussage seines Trainers in Kleinrinderfeld eine gute Leistung im defensiven Mittelfeld abgeliefert hatte. Mit der Rückkehr von Spielgestalter Andi Mönius jedoch kann sich der frischgebackene Vater Maximilian Göbhardt auf seine vorrangigen Aufgaben als defensiverer Part auf der Sechs konzentrieren. Braucht es hinten tatsächlich einen neuen Nebenmann für Gumbrecht, heißen die Alternativen Patrick Mai und Maximilian Bauernschmitt. Der dienstälteste Forchheimer stieß in dieser Woche wieder zum Team und durfte im Freundschaftsspiel direkt im Abwehrzentrum ran.

Für weitere offene Kaderstellen muss Hutzler noch Entscheidungen treffen. Auf den Flügeln ist die Auswahl eingeschränkt, neben dem weiter verletzten Duo Roas (Oberschenkel) und Wieczorek (Knie) fällt Selmani (Urlaub) weg. Auf links hinten hat sich Tobias Eisgrub die defensiv sicherere Variante zurückgemeldet. Der Wechsel stand als positionsbezogene Veränderung auf die jüngsten Erfahrungen bereits fest. In der Sturmspitze muss der Jahn auf Felix Burkel verzichten, der sich gegen die Wüstenkicker eine Leistenzerrung zuzog. Bajric oder Titzmann können ihn ersetzen.

Die Vorbereitung des Tabellendritten auf den kommenden Gegner nahm aufgrund der Entwicklungen im eigenen Team freilich nur wenig Zeit bei Hutzler in Anspruch. Die unterfränkische Viktoria aus Kahl am Main trennte sich in ihren bisherigen zwei Partien jeweils unentschieden. "Auch Kleinrinderfeld war noch sieglos bis zum Spiel gegen uns", weiß Hutzler. Ernsthafte Sorgen macht er sich trotz der obligatorischen Warnung nicht: "Wir wissen, dass wir etwas gutzumachen haben und wollen unsere Heimspiele sowieso gewinnen."