2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Vereinsvorsitzender Sebastian Schulz (stehend in der Mitte) begrüßt in dieser Woche erstmals Asylsuchende aus Eritrea beim Training. Eingefädelt hat den Besuch Carolin Steinmetzer-Mann von der Finsterwalder Bürgerinitiative. Foto: Jürgen Weser
Vereinsvorsitzender Sebastian Schulz (stehend in der Mitte) begrüßt in dieser Woche erstmals Asylsuchende aus Eritrea beim Training. Eingefädelt hat den Besuch Carolin Steinmetzer-Mann von der Finsterwalder Bürgerinitiative. Foto: Jürgen Weser

Flüchtlinge kicken bei Finsterwalder "Einheit"

Spielvereinigung lädt Asylbewerber zum Training ein

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Junge Männer aus Eritrea beobachten die Kicker von der Spielvereinigung beim Training und spielen sich auf dem Rasen den Ball zu. Letzten Sonnabend schon haben die Flüchtlinge die Finsterwalder im Spiel gegen den FC Schradenland angefeuert. Vielleicht ziehen die Asylbewerber schon bald selbst die Fußballschuhe an und trainieren mit.

"Wir wollen dazu beitragen, dass sich unsere Gäste wohlfühlen in Finsterwalde", sagt Sebastian Schulz, seit einem Jahr der Vereinsvorsitzende – und schlägt ein neues Vereinskapitel auf. Die Bürgerinitiative, die sich von Anfang an um die Asylsuchenden kümmert, die am Finsterwalder Flugplatz eine Bleibe gefunden haben, hat den Kontakt zum Finsterwalder Fußballklub eingefädelt. Unter den Bewohnern sind viele, die sich für den Fußball begeistern. "Zu unserem letzten Heimspiel kamen sogar 16 Flüchtlinge – noch als Zuschauer", erzählt Sebastian Schulz. "Um bei uns mit trainieren zu können, fehlt ihnen jedoch noch die Kleidung. Die Bürgerinitiative will bei der Beschaffung der Sachen helfen. Mal sehen, was daraus wird. Die Ausländer sind jedenfalls willkommen bei uns", sagt Sebastian Schulz.

Und der Vorsitzende ist sich ziemlich sicher, dass die anderen im Verein es ebenso sehen. Am heutigen Freitag könnte auch das ein Thema sein, wenn die Spielvereinigung um 19 Uhr zu ihrer Mitgliederversammlung auf die "Einheit" einlädt – die erste für Sebastian Schulz als Vereinschef. Vor einem Jahr hat er das Zepter von Sven Guntermann übernommen, der nach zehn Jahren als dienstältester und einer der erfolgreichsten Vorsitzenden in der Geschichte des mehr als 100 Jahre alten Vereins aus dem Vorstand zurückgetreten war. Nach einem Jahr lässt sich feststellen: Sebastian Schulz ist offensichtlich in Guntermanns Fußstapfen getreten – und hat bereits neue Spuren hinterlassen.

Während viele Sportvereine über fehlenden Nachwuchs klagen, nimmt der bei der Spielvereinigung ständig zu. "Im Jahr 2014 konnten wir einen Zuwachs von 25 neuen, meist jungen Mitgliedern verzeichnen. Allein im Januar 2015 kamen vier Kids zu uns", freut sich Sebastian Schulz über jetzt insgesamt 255 Mitglieder, in den schlechtesten Zeiten waren es nur noch 165. Bereits Kinder im Alter von erst dreieinhalb bis fünf Jahren spielen regelmäßig in der "Mini-Spielgruppe", wie der Vorsitzende sie nennt – bevor die Sechsjährigen zu den Bambinis "aufsteigen". Zwölf Kinder üben gegenwärtig bei den F1-Junioren, die Sebastian Schulz auch selbst trainiert. "Insbesondere unser jährlicher Kinderfußballwerbetag, aber auch das Training von Vereinsmitglied Peter Bortz in der Nehesdorfer Grundschule, wo er eine Fußball-AG leitet, sorgt mit dafür, dass sich bei vielen Eltern herumspricht: In der Spielvereinigung sind fußballbegeisterte Kinder an der richtigen Adresse. "Ein dickes Lob an dieser Stelle unserem Nachwuchsleiter Holger Hetzschold. Tolle Arbeit, die er seit Jahren leistet", würdigt Schulz. Insgesamt hat die Spielvereinigung 14 Mannschaften im Trainings- und Spielbetrieb, darunter immerhin elf Nachwuchsmannschaften.

Auch sportlich ist der Vorsitzende mit seinem Verein zufrieden. Die gute Nachwuchsarbeit zahlt sich aus: Die F- und D-Junioren sind im Vorjahr Staffelsieger geworden, die Jungs vom B-Team konnten sich in einer Spielgemeinschaft mit den Sonnewaldern in der Landesklasse sogar den Meistertitel holen. Die Alten Herren sind ebenfalls Meister ihrer Klasse, die zweite Männermannschaft ist in die neue Kreisliga aufgestiegen und die Erste hat den Sprung in die Kreisoberliga im neuen Fußballkreis Südbrandenburg geschafft, wo sie gegen die harte Konkurrenz gegenwärtig auf dem 7. Platz steht.

Inwieweit Ausländer, die als Asylsuchende nach Finsterwalde kommen, künftig sogar noch die Teams der Spielvereinigung verstärken, bleibt abzuwarten. "In Eritrea wird jedenfalls auch leidenschaftlich gern Fußball gespielt", weiß Sebastian Schulz – und spürt es bei den Besuchern des Vereins.

Zum Thema:
Wegen der unsicheren Lage im Land hat Eritrea die Teilnahme der Fußball-Nationalmannschaft an der Afrikanischen Nationenmeisterschaft 2011 und 2014 bereits in der Qualifikation zurückgezogen. Eritreer, die wegen der politischen Zustände im Land im Ausland um Asyl bitten, werden, falls sie zurückgeschickt werden, als Deserteure ins Gefängnis gesteckt.

Aufrufe: 013.3.2015, 14:28 Uhr
LR-Online.de/Dieter BabbeAutor