Zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte ist der FK Jugoslavija Erlangen in die Kreisklasse aufgestiegen. Jovica Garic ist stolz darauf. Aber das ist nicht alles, worüber sich das letzte verbliebene Gründungsmitlied des Vereines freut.
„Manche bleiben, manche gehen wieder in die Heimat, manche ziehen weiter“, sagt Jovica Garic. So war das damals schon, im November 71. Das erste Freundschaftsspiel war ein 3:3 im März 72 gegen den SV Poxdorf. Garic berichtet von klopfenden Herzen, von Freundschaft, von schönen Toren. „Ich selbst habe meistens in der Zweiten gespielt“, sagt er, seine Stärken liegen neben dem Platz: Spielleiter, Kassier, Vorsitzender – alles war Jovica Garic schon bei seinem Verein – und das ist es mittlerweile auch: Von den fünf jungen Männern aus der Baracke ist nur noch er übrig geblieben. Zwei sind gestorben, einer lebt jetzt in Norddeutschland, einer ist zurück in die Heimat gegangen. „Mein Stück Heimat ist hier“, sagt Garic und meint den FK Jugoslavija.
All die Kosovaren, Mazedonier, Serben, Slowenen, Kroaten, Bosnier sehen das ähnlich. Woche für Woche spielen sie auf dem Gelände des FC West Fußball. „Wir haben auch Jordanier und Tunesier dabei. Deutsche haben auch schon für uns gespielt“, erzählt Garic. „Das macht mich stolz: Der FK Jugoslavija ist multikulti.“ Das haben sie auch nicht geändert, als der Bürgerkrieg in den 90er Jahren ausbrach: Serben, Kroaten, Slowenen, Bosnier, die eben noch friedlich nebeneinander lebten, schlugen sich in der Heimat plötzlich gegenseitig die Köpfe ein. Beim FK Jugoslavija ging es friedlich weiter: „Wir haben die Politik rausgehalten, die hat doch mit Fußball nichts zu tun“, sagt Jovica Garic. Natürlich gab es Diskussionen, Kabinengespräche über das, was da los war in der geliebten Heimat. „Aber wir sind hier eine Familie.“ Das ist bis heute so geblieben, und darauf sind sie besonders stolz. Fast noch mehr als über den Aufstieg aus der A-Klasse, den dritten in der langen Vereinsgeschichte. 1978 war das erstmals gelungen, zwei Jahre hielt sich die Mannschaft in der damaligen B-Klasse. Dann waren sie noch einmal fünf Jahre oben. „Heuer hatten wir wieder eine gute Truppe“, sagt Garic. Und das ist untertrieben: Von 27 Partien feierte Jugoslavija 22 Siege, fünf Unentschieden. Keine einziges Spiel hat das Team verloren, nur der SV Tennenlohe II war noch besser, der hat 24 Partien gewonnen, eine verloren – 0:1, gegen Jugoslavija. „Die Jungs haben angefangen, sich über ein Unentschieden so zu ärgern, als hätten sie verloren“, beschreibt Garic den Ehrgeiz unter Trainer Emir Rastoder. „Unser Problem ist meistens der August, wenn die Spieler in der Heimat Urlaub machen. Da müssen wir immer den Kader auffüllen mit den Alten Herren.“ Den da verlorenen Punkten rennen sie dann regelmäßig hinter her – „heuer war das anders. Da waren wir gut genug im August.“ Drei Serben, zwei Bosnier und ein Kroate waren zum Team gestoßen, „die haben in der Heimat alle schon Amateurfußball gespielt. Auch der Teamgeist ist gewachsen, vor und nach dem Spiel unternehmen die Spieler viel miteinander. Das war nicht immer so, früher gab es Teams, die trafen sich nur zum Fußballspielen."
Die beste Mannschaft, die je für Jugoslavija spielte? Soweit würde Jovica Garic nicht gehen: „1971/72“, sagt er, „da hatten wir eine riesige Auswahl. Das waren alles Straßenfußballer, die hatten hier nichts außer die Arbeit, nicht ein Wort Deutsch konnten manche. So schnell wie sie kamen, waren manche wieder weg. Nicht einmal Jugoslawien gibt es mehr.“ Aber den FK Jugoslavija gibt es noch. Und mit ihm Jovica Garic.