2024-05-02T16:12:49.858Z

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"FIFA 16" vs. "PES 2016" - der große Vergleich

Wer schafft es auf den digitalen Fußballthron?

Schon seit vielen Jahren kämpfen Electronic Arts FIFA-Serie und die Pro-Evolution-Soccer-Serie von Konami um den digitalen Fußballthron. In diesem Jahr ist es ein besonders enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Spielen und letztlich entscheidet auch das persönliche Empfinden, welches Spiel den Weg in eure Konsole findet.

Wir haben uns dennoch bemüht euch einen überschaubaren Vergleich der beiden Spiele zu liefern und dabei herauszufinden, welches Spiel ihr aus unserer Sicht in diesem Jahr nicht verpassen dürft.

Bevor wir mit dem Vergleich beginnen eine wichtige Info vorab: Die PC-Version von PES 2016 basiert vollkommen unverständlich auf einer technisch biederen Mixtur aus "Old"- und "Next"-Gen. Das wird vor allem im direkten Vergleich mehr als deutlich, den euch folgendes Video offenbart:

Noch schlimmer: Konami macht auf der Steam-Seite von Pro Evolution Soccer 2016 Werbung mit den Screenshots der PlayStation 4 Version, ohne im Spiel diese Qualität abzuliefern. Noch schlimmer: Aufgrund der unzähligen, negativen Bewertungen seitens der Fans verbarg Konami das Spiel für kurze Zeit auf der "Bundle-Seite" - hier werden die Bewertungen nicht angezeigt. Die bewusste Täuschung der Fans ist ein ziemlicher Skandal.

Um es kurz zu machen: Hände weg von der PC-Version von PES 2016!

Auf der anderen Seite bietet FIFA 16 auf Xbox 360 und PlayStation 3 ein ähnlich desaströses Bild: Hier verlangt EA für kaum mehr als ein Kader-Update nochmal den vollen Preis. In beiden Fällen würden wir stark zur Xbox One oder PlayStation 4 Version raten, PC'ler kommen nicht um FIFA 16 umher - die anderen Versionen sind ihr Geld kaum wert.

Spielmechanik

Eines vorweg – in beiden Spielen hat sich eine Menge geändert. Nicht nur, das jeweils viele neue Animationen mit von der Partie sind, die Spielfluss und Spielgefühl merklich verbessern, auch die Ballphysik hat sich stark entwickelt.

So ist das Spieltempo in FIFA 16 nun gedrosselter: Kombinationen müssen besser geplant werden, Dribblings erfordern eine ganze Menge mehr Können und der Torabschluss ist schwieriger geworden. Das hat zur Folge, dass FIFA in diesem Jahr einen großen Schritt in Richtung Simulation geht und das Spielgeschehen deutlich nachvollziehbarer und "echter" wirkt, als in der Vergangenheit.

Mit zu wenig Simulation hatte die Pro Evolution Soccer-Reihe selten Probleme. Das Spiel hat in diesem Jahr dahingehend aber noch einmal nachgelegt. Die Pässe können noch schärfer getreten werden und die Tore werden immer spektakulärer. Das "Rasenschach" der letzten Jahre weicht also immer mehr dem Spielspaß und dem Tempofußball von heute.

FIFA: 4 von 5 Sternen
PES: 4 von 5 Sternen

Künstliche Intelligenz

Die künstliche Intelligenz in Sportspielen ist in jedem Jahr ein heikles Thema. Herumirrende Torhüter oder nicht mitspielende Teamkollegen nerven und können besonders in engen Online-Partien frustrierend sein.

Pro Evolution Soccer 2016 ist in der Vergangenheit seltener das Problemkind gewesen. Sowohl offensiv als auch defensiv bewegen sich die Mitspieler nachvollziehbar und leisten gute Dienste für die Mannschaft. Insbesondere die straffen Laufwege in der Offensive zeichnen das Spiel aus, sodass sich jeder Mittelfeldstratege solche Mitspieler nur wünschen kann.

Electronic Arts hatte bei der KI etwas größeren Nachholbedarf, liefert in diesem Jahr aber eine Verbesserung ab. Zwar sind die KI-Kollegen sowohl defensiv als auch offensiv deutlich formverbessert, dennoch kommt FIFA nicht ganz an die Qualitäten von Pro Evolution Soccer heran. Dafür ist die Torwart-KI (bis auch gelegentliche "Harakiri-Manuel-Neuer-Rauslauf-Aktionen") endlich ausgewogen.

FIFA: 3 von 5 Sternen
PES: 4 von 5 Sternen

Feeling

"Feeling" – was ist das? Jeder passionierte Fußballfan der gerne auf der Konsole daddelt wird wohl wissen was wir meinen. Fühlt sich das Spiel an wie ein richtiges Fußballspiel? Sind Tore nachvollziehbar? Ist der Schiedsrichter unparteiisch? All das gehört dazu.

Wie bereits in der Einleitung erwähnt sind beide Spiele dem Realismus in diesem Jahr ein großes Stück näher gekommen. Beide Spiele fühlen sich durch die neuen Animationen und die verbesserte KI griffiger und realistischer an. Ein gelungener Spielzug wie vom Reißbrett mit spektakulärem Abschluss fühlt sich einfach nur gut an – sowohl bei FIFA, als auch bei PES.

Diese "magischen Momente" gibt es in diesem Jahr häufiger. Manchmal ist es nur ein erfolgreiches Tackling oder ein geblockter Schuss, der einem vor Augen führt, wie gut die beiden Fußballspiele mittlerweile sind. Was die taktische Komponente angeht hat in diesem Jahr wieder einmal Konami die Nase vorne. Im Gegenzug punktet FIFA mit rasantem Offensivfußball und einem tollen Spielfluss.

FIFA: 4 von 5 Punkten
PES: 4 von 5 Punkten

Spielmodi

"Meisterliga", "Werde zur Legende", "myClub": Das sind die Spielmodi neben den klassischen Offline-Pokalen und schnellen Spielen von Pro Evolution Soccer 2016.

Bei FIFA sieht es ganz genauso aus, nur das die Modi hier jeweils einen anderen Namen haben. Dabei wünscht man sich als Spieler eine höhere Emotionalität bei der Karriere des eigenen Spielers. Leider schaffen es beide Spiele nicht, dies zu vermitteln. Ansonsten gibt es natürlich noch die üblichen Online-Ligen und Pokale, auch hier tun sich die beiden Spiele nichts. Einzig das "FIFA Ultimate Team" kann wie in jedem Jahr über viele Stunden unterhalten.

FIFA: 2 von 5 Punkten
PES: 2 von 5 Punkten

Grafik

Klar, wir wünschen uns alle ein FIFA und PES in Unreal Engine 4, stattdessen hinkt die Grafik der Fußballsimulationen leider der Zeit etwas hinterher. Verständlich, denn so komplexe, über Jahre entwickelte Codes sind wahrscheinlich schwer auf eine neue Engine zu portieren.

Dennoch machen FIFA 16 und PES 2016 einen Schritt nach vorne. Insbesondere wenn es um das Aussehen der Akteure geht. In beiden Spielen sehen die Spieler ihren realen Vorbildern immer ähnlicher. Insbesondere Superstars wie Cristiano Ronaldo, Neymar oder Götze sehen besonders realistisch aus.

FIFA 16 bietet darüber hinaus noch ein paar kleine Details, die positiv ins Auge fallen. So gibt es einige neue Wettereffekte und die realistische Abnutzung des Rasens. Zudem sind lange Haare (besonders die der neu integrierten Frauen) sehr liebevoll und detailliert dargestellt.

FIFA: 4 von 5 Sternen
PES : 4 von 5 Sternen

Animationen

Wie bereits erwähnt haben beide Spiele eine Vielzahl von neuen Animationen an Board, besonders PES macht hier einen riesigen Schritt nach vorne. Das hat dem Spiel merklich gut getan und macht einen deutlich realistischeren Eindruck. Wie bereits in unserem Test erwähnt, kann man nun auch wie in der FIFA-Serie seinen eigenen Torjubel animieren. Wer es braucht…

Durch jahrelanges Motion-Capturing hat FIFA schon immer eine Vielzahl natürlicher Animationen für jede Situation - das war schon immer das Steckenpferd von Electronic Arts. In diesem Jahr sind es vor allem die Zweikämpfe und Ballannahmen die neu animiert wurden. Dadurch wirken die Duelle noch intensiver und vor allem nachvollziehbarer für den Spieler.

Ebenfalls deutlich verbessert wurden die Bewegungen der Torhüter. Das neue Feature "No-Touch-Dribbling" ist zwar gut eingefangen, bringt spielerisch aber keinen Mehrwert. Sehr löblich: Auch die Damen sind durch Motion Capturing hervorragend eingefangen, sodass man einen deutlichen Unterschied in den Bewegungen zwischen Männern und Frauen erkennen kann.

FIFA: 5 von 5 Punkten
PES: 4 von 5 Punkten

Sound

Zu richtiger Stadionatmosphäre gehören natürlich auch die Fans. Hier liegt FIFA was die Menge und die Vielfalt der Soundeffekte und Fangesänge angeht vorne. Nahezu jedes Team hat seine eigenen Lieder, die während des Spiels angestimmt werden. Zudem reagiert das Publikum sehr gut auf das Geschehen auf dem Platz. Pfiffe bei falschen Schiedsrichterentscheidungen und Erregung bei großen Torchancen – so schön kann Fußball sein.

Doch auch Pro Evolution Soccer hat in diesem Jahr einen Schritt in die richtige Richtung gemacht: Spielt man in der Premier League oder auch in Spanien singen die Fans aus voller Kehle. Besonders authentisch sind wieder einmal die Soundeffekte des Spiels. Satte Schüsse und krachende Alu-Treffer hören sich so gut an wie nie.

FIFA: 4 von 5 Sternen
PES: 3 von 5 Sternen

Präsentation

Pro Evolution Soccer 2016 macht optisch zwar einen modernen Eindruck, doch es steckt immer noch einiges an "International Superstar Soccer" im Spiel. Ok, Spaß beiseite, aber man könnte dem Spiel nach so vielen Jahren endlich mal eine neue Schriftart verpassen, oder? Positiv dagegen ist die Präsentation der Champions League. Mit Hymne, entsprechender Hintergrundbilder und der (nahezu) kompletten Lizenz macht der Fußball doch noch mehr Spaß. Schade nur, dass die anderen Spielmodi dagegen abfallen.

FIFA dagegen präsentiert sich durchgestylt bis auf den letzten Menüpunkt. Die bereits bekannte Kachelmenüführung funktioniert gut und ist übersichtlich. Die Einblendungen während des Spiels haben sich im Vergleich zum Vorjahr nicht großartig verändert. Bundesliga-Fans freuen sich dennoch, denn in diesem Jahr gibt’s auch die offizielle Hymne vor dem Spiel und die korrekten Einblendungen der Fernsehübertragungen zu sehen. Da dies ebenso bei allen anderen europäischen Ligen der Fall ist, hat FIFA auch hier die Nase vorne.

FIFA: 4 von 5 Punkten
PES: 3 von 5 Punkten

Kommentatoren

Neue Stimmen neues Glück? Wolff-Christoph Fuss kommentiert nun für Electronic Arts und nicht mehr für Konami. Seinen Platz hat nun Marco Hagemann eingenommen. Sein Einstand hätte jedoch deutlich besser ausfallen können: Die Kommentare sind teilweise nicht zutreffend und insgesamt kommt nicht wirklich das Gefühl einer echten Fußballübertragung auf. Da kann auch Hansi Küpper als Co-Kommentator die Kohlen nicht mehr aus dem Feuer holen. Wie wir schon im Test erwähnt haben, legen wir euch hier die englische Tonspur ans Herz.

Die Erfahrungen der letzten Jahre hat Wolff Fuss in seinen ersten Auftritt in der FIFA-Reihe mit einfließen lassen. Die typische emotionale Art macht anfangs Lust auf mehr, doch kann auf Dauer ein bisschen nervig werden. Frank Buschmann drischt als Co-Kommentator meist inhaltslose Phrasen und bringt keinen Mehrwert am Mikrofon. Dennoch erzählt das Duo im Verlauf des Spiels immer wieder einige interessante Daten und Fakten zum Spiel, sodass wenigstens ein bisschen auf das Spielgeschehen eingegangen wird. Dennoch empfehlen wir auch hier die englische Tonspur.

FIFA: 3 von 5 Punkten
PES: 2 von 5 Punkten

Lizenzen

Das leidige Thema Lizenzen. Eigentlich ist schon so viel darüber gesagt und geschrieben worden, dass man sich diesen Abschnitt eigentlich sparen könnte. Dennoch ist es Fakt, dass viele Spieler eher ein volles Lizenzpaket haben möchten, statt nur mit ein paar Teams abgespeist zu werden.

Immerhin hat Pro Evolution Soccer 2016 wieder einige Mannschaften mehr an Board als beim letzten Mal. Der deutsche Spieler muss sich aber weiterhin ausschließlich mit den Teams begnügen, die an der UEFA Champions League teilnehmen. Sehr schwach von Konami: Das Kaderupdate lässt immer noch auf sich warten. So warten Bayern-Fans auf Arturo Vidal, können sich dafür aber mit Bastian Schweinsteiger trösten. Dafür können Tüftler in diesem Jahr im Editor Embleme, Mannschaftsnamen und Trikots ändern und somit manuell ihre Lieblingsteams in das Spiel integrieren - ein schwacher Trost.

FIFA: 4 von 5 Punkten
PES: 2 von 5 Punkten

Fazit

Punktemäßig hat FIFA 16 in diesem Jahr die Nase vorn. Doch schauen wir uns die Punktevergabe genauer an, sieht man, dass Pro Evolution Soccer 2016 serientypisch die Probleme bei der Präsentation, den Lizenzen und der Atmosphäre hat. Hier kann Konami schon im nächsten Jahr wieder vieles besser machen.

Spielerisch nähern sich die Spiele immer weiter an und machen eine Differenzierung immer schwieriger. Am Ende bleibt es bei der Aussage der Einleitung: Es ist und bleibt Geschmackssache, welchen Fußball ihr spielen wollt.

FIFA: 37 von 50 Punkten
PES: 32 von 50 Punkten

Aufrufe: 02.10.2015, 08:33 Uhr
Michael Grünwald / tonight.deAutor