2024-04-16T09:15:35.043Z

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BCA-Spielertrainer Christian Seidel (Mitte) neben Michael Funk vom SC Griesbeckerzell (rechts). Laut den Aichachern fielen bei der Partie aus Richtung der Griesbeckerzeller Bank fremdenfeindliche Äußerungen.  Foto: Wilhelm Baudrexl
BCA-Spielertrainer Christian Seidel (Mitte) neben Michael Funk vom SC Griesbeckerzell (rechts). Laut den Aichachern fielen bei der Partie aus Richtung der Griesbeckerzeller Bank fremdenfeindliche Äußerungen. Foto: Wilhelm Baudrexl

Fiel das Wort »Kanake«?

BCA-Sportleiter Özkan wirft Griesbeckerzells Abteilungsleiter Sturm vor, dass er die Aichacher Spieler beleidigt habe +++ Sturm nimmt zu der Kritik nicht direkt Stellung

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Güray Özkan ist immer noch aufgebracht. Das verlorene Stadtteil-Derby auswärts gegen den SC Griesbeckerzell liegt zwar ein paar Tage zurück, aber die Stimme des Sportlichen Leiters des BC Aichach bebt, wenn er von dem Spiel erzählt. „Ich bin jetzt schon 40 Jahre lang im Fußball unterwegs, aber so etwas habe ich noch nie gehört.“

Özkan erhebt Vorwürfe gegen den Abteilungsleiter der gegnerischen Mannschaft, Ludwig Sturm. Er habe die Aichacher Spieler bei der Kreisligapartie mit fremdenfeindlichen Ausdrücken beleidigt. Laut Özkan fiel unter anderem das Wort „Kanake“. Sturm nimmt nicht direkt zu den Vorwürfen Stellung, aber wenn sich jemand beleidigt fühlt, will er sich dafür entschuldigen.

Der BC Aichach hat viele ausländische Spieler in seinen Reihen. Neben Serben und Bulgaren tragen auch drei Asylbewerber aus Afrika seit ein paar Monaten das blaue Trikot des Vereins. Özkan weiß selbst nicht genau, aus welchem Land die drei kommen. Das spielt für ihn aber keine Rolle, wie er sagt. Desto mehr ist er über die Entgleisungen des Griesbeckerzeller Abteilungsleiters entsetzt, die er während des Spiels gehört haben will. „Die Verantwortlichen müssten doch eigentlich ein Vorbild sein.“

Zudem gab es laut Özkan weitere Zwischenfälle. Griesbeckerzells Spielertrainer Frank Mazur habe während der Partie seine Spieler aufgefordert, einen Aichacher „umzuhauen“. Wie Özkan sagt, habe er daraufhin vom Schiedsrichter eine Gelbe Karte bekommen. „Meiner Meinung nach hätte er Rot sehen müssen.“ Des Weiteren hätten die Griesbeckerzeller Spieler nach der Partie unter der Dusche lauthals „BC Aichach, Hurensöhne“ gesungen, während die Gäste sich in der Kabine nebenan umzogen. BCA-Spielertrainer Christian Seidel habe seine Schützlinge mit Mühe beruhigen können. Der Polizist sei zudem während der Partie von einem Griesbeckerzeller Spieler als „Scheiß-Bulle“ bezeichnet worden, berichtet Özkan.

Seidel bestätigte, dass der Spieler ihn zwei Mal „Bulle“ genannt habe. Den Fäkalausdruck habe er nicht gehört. „Das ist prinzipiell anzeigbar“, sagt der Polizist, der in Aichach tätig ist. Er wolle aber davon absehen. „Ich stehe da drüber“, sagt er.

Fremdenfeindliche Beleidigungen habe er ebenfalls gehört. Sie seien aus Richtung der Griesbeckerzeller Bank gekommen. Von wem genau, könne er nicht sagen. „Ich stand ja auf dem Platz.“ Die beleidigenden Gesänge unter der Dusche seien seiner Meinung nach zu weit gegangen. Natürlich dürfe die andere Mannschaft sich über einen Sieg freuen – der SC hatte an dem Tag mit 3:2 gewonnen. „Man muss es aber nicht übertreiben“, sagt Seidel. Sein Team lobt er dagegen. „Ich muss meiner Mannschaft Respekt zollen, dass die so ruhig geblieben ist.“

Griesbeckerzells Abteilungsleiter Sturm äußert sich zu den Vorwürfen folgendermaßen: „Wenn ich etwas gesagt habe, dann entschuldige ich mich, mehr kann ich dazu nicht sagen.“ Es seien sicherlich von beiden Seiten „Worte“ gefallen. Er wisse nicht, ob seine Mannschaft unter der Dusche Beleidigungen gesungen habe. Auch die Worte von Trainer Mazur, die zu der Verwarnung führten, habe er nicht gehört. „Wir werden in Aichach noch mal anrufen“, sagt Sturm. „Wenn Worte gefallen sind, wird sich der SC Griesbeckerzell entschuldigen.“ Zudem wünsche er dem BC Aichach, der vom Abstieg bedroht ist, dass das Team den Klassenerhalt schafft.

Das Spiel am Freitag könnte aber noch Folgen haben. Kreisspielleiter Reinhold Mießl bestätigt, dass bei der Partie fremdenfeindliche Äußerungen gefallen sind. Das habe ihm der Schiedsrichter am Telefon berichtet. Von welcher Seite aus, könne Mießl aber nicht sagen. „Ich habe den Bericht noch nicht gelesen.“ Zurzeit sei die Dokumentation per Post auf dem Weg zu ihm.

Aufgrund eines technischen Fehlers habe der Schiedsrichter den Bericht nicht direkt ins elektronische System eingeben können. Da die fremdenfeindlichen Äußerungen gefallen sind, sei Mießl dazu verpflichtet, den Vorgang der Rechtsabteilung des Bayerischen Fußball-Verbands in München (BFV) zu melden. „Das ist eine Anweisung vom Präsidium“, sagt der Kreisspielleiter. Der Verband sei bei diesem Thema sehr wachsam.

Auch Özkan will einen Brief an den Verband schicken, um auf die Vorkommnisse aufmerksam zu machen. Der Vorsitzende des BC Aichach, Johannes Neumann, war als Zuschauer bei der Partie. Da er auf der anderen Seite stand, habe er nicht gehört, ob von der Griesbeckerzeller Seite Beleidigungen gefallen seien. Er habe eine „verbale Aggressivität“ bei Trainer Mazur wahrgenommen, aber keine Worte verstanden. Mit seinem Sportlichen Leiter habe er nach der Partie nicht gesprochen. Allerdings hat der Vorsitzende in der Vergangenheit bereits erlebt, dass es entsprechende Rufe aus dem Publikum gab. „Ich will keine Vereine nennen, aber es ist vereinzelt zu fremdenfeindlichen Beleidigungen gekommen.“

Aufrufe: 05.5.2015, 11:18 Uhr
Aichacher Nachrichten / Philipp SchrödersAutor