2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht

FCE II muss sich neu aufstellen

Vragel da Silva verlässt Energie Cottbus in Richtung Neugersdorf

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Eine Legende geht. Vragel da Silva hat viele Schlachten für Energie Cottbus geschlagen. Jetzt wechselt der U 23-Trainer nach Neugersdorf und wird Chefcoach. Energies Reservemannschaft geht mit einem neuen Namen, einem neuen Trainer und einem strikten Sparkurs in die neue Saison.

Der Abschied beim letzten Heimspiel ging Vragel da Silva sichtlich nahe. Der 41-jährige Brasilianer stand am Sonntag bei der 1:2 (0:0)-Niederlage der U 23 von Energie Cottbus gegen Erzgebirge Aue II zum letzten Mal als verantwortlicher Trainer der Rot-Weißen an der Seitenlinie im Südstadion. Am kommenden Sonntag steht noch die letzte Partie dieser Saison beim FC Carl Zeiss Jena II auf dem Programm – dann ist nach 14 überaus emotionalen Jahren Schluss für da Silva in Cottbus.

"Ich hatte eine sehr, sehr schöne Zeit in Cottbus. Ich werde im Herzen Cottbuser bleiben. Jetzt freue ich mich auf eine neue Herausforderung", sagt der einstige Bundesliga-Haudegen. Da Silva war beliebt im Team. Wegen seiner väterlichen Art bekam er von seinen Mitspielern den Spitznamen "Papa" verpasst. Der Brasilianer, der gar nicht so typisch "brasilianisch" agierte, sondern über Kampf und Einsatz kam, spielte von 2001 bis 2010 für den FCE in der 1. und 2. Bundesliga.

Er absolvierte 178 Partien für die Lausitzer. Da Silva erzielte 14 Tore, kassierte 50 Gelbe Karten und zwei Platzverweise. Nach dem Ende seiner Karriere trainierte er beim FCE die U 17 und die U 19. In den vergangenen drei Jahren saß da Silva auf der Trainerbank der U 23. Das Angebot auf Vertragsverlängerung zu deutlich reduzierten Bezügen hatte er abgelehnt und sich stattdessen neu orientiert. Sein künftiger Arbeitsplatz ist bei Regionalliga-Aufsteiger Oberlausitz Neugersdorf, wo der Brasilianer einen Zweijahres-Vertrag unterschrieb und die Nachfolge von Manfred Weidner antritt.

In Neugersdorf wird schon seit Jahren beachtliche Entwicklungsarbeit geleistet. Weidner übernahm 2012 den Trainerjob in der Sachsen-Liga und baute eine komplette neue Mannschaft auf. Anderthalb Jahre später stieg Neugersdorf in die Oberliga auf und wurde auf Anhieb Tabellendritter. Selbst klangvolle Namen wie der 37-fache Nationalspieler Jiri Stajner aus Tschechien kamen im Herbst ihrer Karriere zum Kicken in die Oberlausitz.

Präsident Ernst Lieb träumte ursprünglich davon, aus mehreren Vereinen der Region einen Zweitligisten zu formen. "So wild bin ich aber nicht mehr", schmunzelt Lieb angesichts der begrenzten Möglichkeiten in der gerade einmal 6000 Einwohner zählenden Kleinstadt im Landkreis Görlitz. Nun ist Neugersdorf immerhin in der 4. Liga angekommen, wo da Silva den Klassenerhalt schaffen und die Aufbauarbeit seines Vorgängers Manfred Weidner fortsetzen soll.

Die Reserve von Energie Cottbus spielt eine Etage tiefer in der Oberliga weiter – was an sich schon bemerkenswert ist. Denn zahlreiche Clubs wie zum Beispiel Dynamo Dresden, Chem nitzer FC, Erzgebirge Aue und Union Berlin haben ihre zweite Mannschaft für die neue Saison aus der fünfthöchsten Spielklasse abgemeldet. Die U 23 des FCE wird künftig als Energie Cottbus II an den Start gehen. "Wichtig für uns ist auch, dass die Spieler, die zu uns in die 7. Klasse der Lausitzer Sportschule kommen, durchgängig von der 7. bis zur 13. Klasse eine fußballerische Ausbildung bis in den Männer bereich genießen", sagt Matthias Heidrich als Leiter von Energies Nachwuchs-Leistungszentrum.

Heidrich wird künftig in einer Doppelfunktion das Nachwuchs-Leistungszentrum verantworten und auch den FCE II trainieren. Er bescheinigt der aktuellen Reserve-Mannschaft im Saisonverlauf eine gute spielerische Entwicklung, was der 6. Tabellenplatz ja auch dokumentiert. "Ziel von Energie II ist weiterhin, Plattform für junge Spieler zu sein auf ihrem Weg in den Profibereich. Ein gutes Beispiel ist aktuell Paul Maurer, der schon bei den Profis mittrainiert und die Vorbereitung auf die Saison mit dem Profikader bestreiten wird. Auch aus der U 19, die zuletzt das DFB-Pokalfinale nur knapp mit 0:1 gegen Hertha BSC verlor, klopfen nun schon fünf junge Akteure bei den Profis an. Weiterhin können sich verletzte Profis bei uns wieder Spielpraxis für ihren Einsatz bei den Profis holen", umreißt Heidrich das Credo der zweiten Mannschaft.

Dass Mannschaften wie Dynamo Dresden II und Chemnitz II künftig eine Punktspiel-Runde mit tschechischen Klubs planen – dieses Modell ist für den FCE aktuell keine Option. Für "Papa" da Silva auch nicht mehr.

Aufrufe: 08.6.2015, 15:19 Uhr
LR-Online.de/ von der Burg, Noack und WiesnerAutor