2024-04-25T14:35:39.956Z

Relegation
Ein Mann, der für zwei Nationalteams spielte: Heiko Scholz mit den Trikots der DDR und des DFB.Foto: RD
Ein Mann, der für zwei Nationalteams spielte: Heiko Scholz mit den Trikots der DDR und des DFB.Foto: RD

Viel Tradition und besessene Fans

Heiko Scholz über den FC Carl Zeiss Jena, den Gegner des FC Viktoria

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Der FC Viktoria Köln hat die Chance, endlich in die Dritte Liga aufzusteiger. Dazu muss der Meister der Regionalliga West sich allerdings noch in der Relegation gegen den FC Carl Zeiss Jena durchsetzen. Das erstre von zwei Spielen findet an diesem Sonntag in Köln statt, am 1. Juni folgt das Rückspiel in jena . Ex Nationalspieler Heiko Scholz erklärt, wer da mit der Viktoria konkurriert:

Köln. Niemand mit einer Vergangenheit beim FC Viktoria Köln kennt sich im ostdeutschen Fußball wohl besser aus als Heiko Scholz. Der 51-jährige Görlitzer spielte unter anderem für Lokomotive Leipzig und Dynamo Dresden in der ehemaligen DDR-Oberliga. Nach der Wende stand der einstige Nationalspieler (sieben Einsätze für die DDR, einer für Deutschland) in der Bundesliga bei Dresden, Werder Bremen und Bayer 04 Leverkusen unter Vertrag, von 1997 bis 1998 beim SC Fortuna Köln. Insgesamt bestritt der Mittelfeldspieler 159 Spiele in der Ersten Bundesliga, 1993 gewann er mit Leverkusen den DFB-Pokal.

Als Trainer arbeitete Scholz vom 1. Juni 2011 bis November 2012 auch für Viktoria Köln und führte den Verein 2012 in die Regionalliga. Am 13. November 2012 trennten sich die Viktoria und Scholz einvernehmlich. Am 7. Oktober 2013 unterschrieb er einen Vertrag bei Lokomotive Leipzig. Die Regionalliga Nordost schloss der einstige Profi mit seiner Mannschaft auf dem neunten Platz ab.

Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger” spricht Heiko Scholz über den FC Carl Zeiss Jena — den Gegner der Viktoria in den beiden Aufstiegsspielen zur Dritten Liga. Scholz sagt über...

...den Stellenwert von Carl Zeiss in Ostdeutschland: „Carl Zeiss Jena ist neben RW Erfurt aus der Dritten Liga der Klub schlechthin für die Menschen in Thüringen. Es herrscht zwischen beiden Vereinen eine gesunde Rivalität. Zu DDR-Zeiten war Jena ein Spitzenklub, dreimal Meister und viermal Pokalsieger. Eine Menge Tradition, auf die die Viktoria trifft.”

...das Umfeld und die Fans: „Na ja, die Anhänger dort sind — freundlich ausgedrückt — besessen vom Fußball. Andererseits sind sie aber auch ziemlich kritisch und träumen gerne von früheren und erfolgreicheren Zeiten. Es ist definitiv extrem, in Jena zu spielen. Das Stadion ist ein Hexenkessel mit einer Tribüne eng am Spielfeldrand. Wenn da noch eine Zusatztribüne aufgebaut wird, ist die Stimmung in der Arena gewaltig.”

...die Mannschaft: „Mit Lokomotive Leipzig habe ich in dieser Saison zweimal gegen sie verloren, 1:2 bei uns zu Hause und 0:3 auswärts. Sie haben eine Truppe zusammen, die in erster Linie unheimlich robust und ausgeglichen besetzt ist. Sie kommen über das Körperliche und verfügen über einen unbändigen Willen. Schwächen? Sie mögen es nicht so sehr, wenn sie selbst das Spiel machen müssen. Entsprechend fällt es ihnen auch nicht leicht, einen Rückstand aufzuholen. Von den Einzelspielern waren andere Teams, wie zum Beispiel Energie Cottbus oder der Berliner AK, in diesem Jahr mit Sicherheit besser.”

...den Trainer: „Mark Zimmermann hat bei Carl Zeiss ja schon fast alles erlebt. Er war Spieler dort und jetzt ist er Trainer. Mark ist ein richtig sympathischer Kerl, überhaupt kein Schaumschläger und immer besonnen und sachlich. Am Spielfeldrand verhält er sich eigentlich genau so, wie er früher Fußball gespielt hat: ohne viele Mätzchen, einfach klar.”

...die Leistungsträger: „Timmy Thiele vorne im Zentrum ist ein prima Stürmer und in jedem Spiel für ein Tor gut. René Eckardt, Jenas Kapitän, ist sehr schnell unterwegs auf den Außenbahnen, war aber auch lange verletzt. In der Abwehr räumen sie mit einigen Brechern ordentlich auf — haben aber auch Probleme mit der Geschwindigkeit.”

...die richtige Taktik gegen Carl Zeiss: „Die Viktoria sollte zunächst einmal die Ruhe bewahren und sich nicht in zu viele Zweikämpfe verstricken lassen. Das genau ist nämlich die Spezialität von Carl Zeiss. Das richtige Mittel gegen Jena sind spielerische Lösungen; lange und hohe Bälle wären absolut die falsche Methode.”

...die Favoritenrolle: „Oh Mann, das ist schwer zu beurteilen. Eigentlich sehe ich keinen richtigen Favoriten, wobei ich die Regionalliga West stärker einschätze. In spielerischer Hinsicht hat Jena eigentlich keine Chance, weil Viktoria über die besseren Individualisten verfügt. Auf der anderen Seite ist bei uns im Osten eine Menge los. Die Zuschauer könnten eine wichtige Rolle spielen.”

Aufrufe: 024.5.2017, 20:30 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Oliver LöerAutor