2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligabericht
Am Boden: Lukas Nottbeck (l.) und David Jansen scheitern mit dem FC Viktoria in der Aufstiegsrelegation. - Foto: Dahmen
Am Boden: Lukas Nottbeck (l.) und David Jansen scheitern mit dem FC Viktoria in der Aufstiegsrelegation. - Foto: Dahmen

Frust und Fassungslosigkeit

Spieler und Verantwortliche des FC Viktoria Köln müssen ihr Scheitern verarbeiten

Verlinkte Inhalte

Jena. Der Kleinste vergoss die dicksten Tränen. Mit einer Flasche Kölsch in der Hand und sichtlich mitgenommen bahnte sich Kevin Holzweiler den Weg aus dem Mannschaftsbus ins Teamhotel im thüringischen Weimar. Der gerade einmal 1,64 Meter große Flügelflitzer des FC Viktoria Köln ließ einige Stunden nach dem verpassten Drittliga-Aufstieg seinen Emotionen freien Lauf.

Überhaupt hatte es während und nach der Relegationspartie der Viktoria beim FC Carl Zeiss Jena eine Menge Gefühlsregungen gegeben — schöne und weniger schöne. Zwar hatten die Höhenberger das Rückspiel beim Nordost-Titelträger durch ein spätes Tor von Fatih Candan mit 1:0 (0:0) gewonnen, letztlich war es jedoch ein Treffer ohne Wert, weil die Mannschaft von Trainer Marco Antwerpen das erste Duell einige Tage zuvor im eigenen Stadion mit 2:3 verloren hatte. Der Traum vom Aufstieg in die Dritte Liga ist also am frühen Donnerstagabend geplatzt.

Wie geprügelte Hunde wurden die Viktoria-Aktiven vom lokalen Sicherheitsdienst nach der Partie durch das Spalier der tobenden Jenaer Fans zum Kölner Bus geleitet. In der Nacht zuvor war das schmucke Gefährt von einigen sogenannten Carl Zeiss-Fans mit Graffiti beschmiert worden, und das direkt vor dem Hotel, in dem die Mannschaft seit Mittwoch logierte. Der Sportliche Leiter Stephan Küsters hatte in der Nacht vor dem wichtigsten Spiel des Jahres die leidige Aufgabe, der örtlichen Polizei Rede und Antwort zu stehen — morgens um 3 Uhr. Eine ruhige Vorbereitung sieht wahrhaftig anders aus.

Auch nach dem Schlusspfiff gerieten die Gefühle einiger Herrschaften im Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld in Wallung: Im Anschluss an den branchenüblichen Platzsturm der entfesselten Thüringer Fans brachen alle Dämme, Kölns Michael Lejan erlitt in der Folge einen heftigen Schlag auf den Kopf und musste benommen und von zwei Helfern gestützt vom Feld geführt werden.

Bereits während des Spiels musste Markus Brzenska verletzt das Spielfeld verlassen. Der Verteidiger zog sich einen Achillessehnenriss zu und wurde bereits operiert. Viktorias Sportvorstand Franz Wunderlich war fassungslos angesichts des verpassten Aufstiegs und sagte: „Ich habe das Gefühl, wir sind völlig in Trance. Ich bin komplett leer.” Die Spieler auf dem Platz hatten zuvor einen tollen Fight abgeliefert und sich selbst von knapp 14000 grölenden Jenaern nicht beeindrucken lassen.

Dass es auch im fünften Anlauf nicht geklappt hat mit dem Sprung in die Drittklassigkeit, liegt vornehmlich in der Verletzten-Problematik der vergangenen Wochen begründet: Leistungsträger wie Sascha Eichmeier, Daniel Reiche und Sven Kreyer sind auch für die Viktoria nicht adäquat zu ersetzen. Die Frage, ob den Rechtsrheinischen der Coup „Dritte Liga” bei einem Mitwirken ihres überragenden Spielführers Mike Wunderlich, der im Rückspiel gesperrt war, gelungen wäre, ist zwar spekulativ, darf aber gestellt werden.

Nun wirft bereits die Kaderplanung für die neue Regionalliga-Saison ihre Schatten voraus. Drei Zugänge für ein weiteres Jahr Vierte Liga stehen bereits fest: Hendrik Lohmar und Leander Goralski (beide Fortuna Düsseldorf II) sowie Torwart Sebastian Patzler (TuS Koblenz) werden die Viktoria verstärken, weitere Verpflichtungen sind angedacht.

Ihre Verträge in Höhenberg verlängert haben Lukas Nottbeck, Patrick Koronkiewicz, Felix Backszat, David Jansen, Sven Kreyer und Sascha Eichmeier. Auch mit Daniel Reiche und Marcel Gottschling ist bereits Einigkeit über ein weiteres Engagement in Köln erzielt worden. Co-Trainer Claus Costa wird den Verein hingegen verlassen und in die Scouting-Abteilung von Bayer 04 Leverkusen wechseln; neuer Assistent von Chefcoach Marco Antwerpen wird Markus Brzenska, der wie so viele andere Viktorianer im Moment aber wohl ganz andere Sorgen hat.

Aufrufe: 02.6.2017, 14:54 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger /Oliver LöerAutor