Es ist ja auch nicht so, als hätte die Neuverpflichtung des FC Viktoria Köln in den vergangenen beiden Jahren nichts für den Zweitligisten aus Ostwestfalen geleistet. Als bestes Beispiel für teilweise herausragende Auftritte im Arminia-Trikot taugt die Saison 2014/2015, als Junglas gemeinsam mit den Bielefeldern gleich drei Bundesligisten aus dem DFB-Pokal beförderte — als Drittliga-Team. Vor allem die Spiele gegen Werder Bremen im Achtelfinale und Borussia Mönchengladbach im Viertelfinale sind beim Mittelfeldspieler auch gut zwei Jahre später noch omnipräsent: Junglas gelangen beim 3:1-Erfolg gegen Werder gleich zwei Tore, im „kicker” bekam der gebürtige Kölner die Note 1,5.
Einige Wochen später traf er für die damals von Norbert Meier trainierte Arminia gegen Gladbach zur Führung, im Elfmeterschießen hatte der Außenseiter ebenfalls die besseren Nerven und unterlag erst dem späteren Cup-Gewinner, dem VfL Wolfsburg, im Halbfinale. „Das waren natürlich überragende Erlebnisse, zumal ich erst in der Winterpause vom VfR Aalen nach Bielefeld gewechselt war”, erinnert sich der groß gewachsene Mittelfeldmann an jene emotionalen Tage im Frühjahr.
Viele Jahre vorher, genauer gesagt mit fünf Jahren, war der kleine Junge noch meilenweit entfernt von Fußball-Abenden in tosenden Stadien. Manuel Junglas startete seine Karriere beim SC West Köln in der Bambini-Mannschaft, war als C-Jugendlicher aber schon derart filigran im Umgang mit dem Ball, dass einige Scouts von Alemannia Aachen auf den Blondschopf aufmerksam wurden. Der damals in Köln-Bickendorf wohnende Junglas zögerte nicht lange und wechselte ins B-Junioren-Team der Alemannia. Junglas sagt: „Es war zu jenem Zeitpunkt genau der richtige Schritt, den ich auch nie bereut habe.”
Die Karriere des ehemaligen Zweitligaprofis (187 Einsätze) ging fortan steil bergauf: Bereits mit 16 Jahren nahm der Jugendliche am Winter-Trainingslager der Profis in Portugal teil. Trainer der Aachener war Dieter Hecking, Jörg Schmadtke, inzwischen Manager des 1.FC Köln, arbeitete damals in gleicher Funktion bei der Alemannia. Mit Jan Schlaudraff, Eric Meijer und Willi Landgraf trainierte Junglas unter Portugals Sonne. „Ich habe mir mit Vedad Ibisevic das Zimmer geteilt”, berichtet Viktorias prominenter Zugang lächelnd. „Er war total nett und überhaupt nicht abgehoben.” Wobei Ibisevic, inzwischen in der Bundesliga bei Hertha BSC Berlin unter Vertrag, im Jahre 2006 ja auch noch äußerst jung war.
Sein Debüt in der Ersten Bundesliga ließ nicht lange auf sich warten: Am 17. März 2007 wurde Junglas gegen Arminia Bielefeld in der Schlussminute für Jan Schlaudraff eingewechselt — seine Gefühle in jenem Moment beschreibt der Kölner so: „Es war eine unheimlich aufregende Situation, als ich auf dem Tivoli an der Außenlinie stand und auf meinen Einsatz gewartet habe. Vor allem habe ich darauf gehofft, dass der Schiri nicht zu früh abpfeift.”
2012, Junglas war mit der Alemannia soeben in die Dritte Liga abgestiegen, entschied sich der Familienvater (eine Tochter) zu einem ziemlich drastischen Ortswechsel, wie er sich im Nachhinein selbst eingestehen muss: „Der Umzug nach Aalen war eigentlich eine Katastrophe, ein absoluter Kulturschock”, berichtet der Auswanderer, der unter seinem damaligen Coach Ralph Hasenhüttl beim Zweitliga-Aufsteiger VfR im Anschluss nicht unbedingt glücklich wurde: „Das passte menschlich irgendwie nicht zwischen uns”, beschreibt Viktorias neue Nummer zehn das persönliche Verhältnis zum Österreicher, der nun RB Leipzig betreut.
Immerhin hielt es der „kölsche Jung” zweieinhalb Jahre in Baden-Württemberg aus, bevor es ihn nach Bielefeld verschlug.
Nun ist der einst an der Apenrader Straße in Köln-Ehrenfeld auf Asche kickende Junge also zurückgekehrt in seine Heimatstadt. Manuel Junglas freut sich auf die Zeit bei der Viktoria: „Ich bin mir sicher, dass wir eine sehr gute Rolle spielen werden, dafür ist die Mannschaft ja auch richtig gut verstärkt worden”, sagt der neue Höhenberger Taktgeber im defensiven Mittelfeld.
Sich selbst möchte der 28-Jährige gar nicht einmal zu sehr in den Mittelpunkt stellen: „Ich denke nicht in erster Linie an mich, sondern an die Mannschaft. Ich bin ein absoluter Teamplayer.” Und vielleicht unterstützt ihn sein neues Team ja auch dabei, die Erlebnisse seiner letzten Bielefelder Tage ein wenig zu vergessen.