2024-04-15T13:50:30.002Z

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Ist die Ruhe selbst: Jasmin Rastoder (links) | Foto: Benedikt Hecht
Ist die Ruhe selbst: Jasmin Rastoder (links) | Foto: Benedikt Hecht

FC Tiengen: "Der Aufstieg ist nebensächlich"

BZ-Interview mit Jasmin Rastoder, FC Tiengen, vor dem entscheidenden Aufstiegsspiel gegen Wasser/Kollmarsreute

Louis van Gaal würde sagen: Tod oder Gladiolen. Ein Sieg krönt die ganze Saison, ein Scheitern verbreitet Katerstimmung bis in die nächste Saison. Für die Tiengener wäre der Landesliga-Aufstieg Bonus. Doch kurz vor dem Ziel zu scheitern, tut weh. Und wer weiß schon, wann die nächste Chance kommt? Doch beim FCT ruhen sie in sich, primär wichtig sei ein geordneter Neuaufbau. „Der Aufstieg ist eher nebensächlich“, sagt Tiengens Routinier und sportlicher Leiter Jasmin Rastoder im Interview mit Uwe Rogowski.
BZ: Herr Rastoder, Rot und der FC Tiengen. Da war mal was. Beim 1:2 im Hinspiel gab es mal wieder einen Feldverweis. War das der alte FC Tiengen?
Rastoder: Nein, ganz bestimmt nicht. Aber vielleicht hat es sich bei den Landesligaschiedsrichtern noch nicht herumgesprochen, dass es diesen alten FC Tiengen nicht mehr gibt. Wer die Szene gesehen hat, weiß, was passiert ist.

BZ:
Sie sind noch immer sehr verärgert.
Rastoder: Eigentlich verstehe ich die Welt nicht mehr, wenn ich es vergleiche. Ein Spieler des Gegners macht in der 88. Minute eine klare Notbremse, bekommt nicht mal eine Karte. Dabei war das eine Szene, die richtig gefährlich war. Und Thomas Masek erhält in der 93. Minute für ein Allerwelts-Foul im Mittelfeld Gelb-Rot. Da konnte nicht mal etwas Spielentscheidendes passieren. Ganz viele haben gesagt, er war der beste Mann auf dem Platz. Es ist eine klare Schwächung für uns, dass er im Rückspiel fehlt. Es war nicht objektiv beurteilt vom Schiedsrichter – meine Meinung.

BZ:
1:2 ist kein übles Ergebnis. 1:0 reicht. Aber es ist sehr eng. Spüren Sie Nervosität im Team oder eher Selbstvertrauen?
Rastoder: Keine Nervosität. Selbstvertrauen war eigentlich die ganze Runde da. Wir wissen, was wir können. Ich bin sicher, dass wir am Sonntag unsere bestmögliche Leistung abrufen. Ob das dann reicht, weiß man nicht, es kommt ja auch auf die Tagesform beider Teams an.

BZ:
Sie müssen gewinnen, ein Gegentor könnte aber fatal sein. Kontrollierte Offensive oder Vollgas?
Rastoder: Ich denke, dass wir unsere Linie beibehalten werden. Krass defensiv spielen können wir nicht so gut, kontrollierte Offensive trifft es ganz gut. Klar ist: Wir haben keine spezielle Vorbereitung gewählt und werden unser System mit einem Stürmer, das wir in dieser Saison zu 90 Prozent gespielt haben, durchziehen.

BZ:
Aus Sicht zu Saisonbeginn ließe sich sagen: Die Landesliga-Rückkehr ist Bonus. Doch wenn die Chance sich bietet, muss man eigentlich zugreifen. Wer weiß, wie die nächsten Jahre laufen...
Rastoder: Wir wollten den Neuaufbau, wollten das Gesicht der Mannschaft verändern. Das haben wir geschafft. Der Erfolg sollte eigentlich später kommen. Es ist richtig, dass man nicht weiß, was nach einem möglichen Scheitern passiert. Aber das ändert nichts an unserer grundsätzlichen Planung. Wir haben, als Trainer Georg Isele kam, sozusagen einen Mehrjahresplan aufgestellt. Wir sind überzeugt, dass der erfolgreich sein kann – auch dann, wenn wir jetzt nicht aufsteigen sollten. Wichtiger ist zum Beispiel, dass ein Spieler wie Süleymyan Karacan (20) so schnell Fuß gefasst hat in der Bezirksliga. Aus meiner Sicht war er einer der besten Abwehrspieler der Liga in dieser Saison. So etwas ist erfreulich. Der Aufstieg ist eher nebensächlich.

BZ:
Auch Murg, Eichsel und Eggingen schauen auf Ihr Team. Scheitert Tiengen, steigen die drei Clubs ab. Gab es Angebote? WhatsApp-Nachrichten?
Rastoder: Ich habe das eine oder andere gehört. Harmlose, normale Sachen. Aber mit mir persönlich hat niemand extra Kontakt aufgenommen. Ich arbeite allerdings mit zwei Murgern zusammen: Mit Tolga Kumral und Mehmet Yilmaz habe ich natürlich drüber gesprochen, sie haben schon klar gemacht, dass wir gewinnen müssen. Wir geben unser Bestes, und wenn wir es schaffen sollten, freuen wir uns auch für die anderen Vereine mit.
Aufrufe: 016.6.2016, 21:00 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor