2024-05-02T16:12:49.858Z

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Aus der Traum: Sebastian Pfau und seinen Schonacher Teamkollegen wurden nach dem Schlusspfiff des Halbfinales in Hausen die Knie weich. | Foto: Patrick Seeger
Aus der Traum: Sebastian Pfau und seinen Schonacher Teamkollegen wurden nach dem Schlusspfiff des Halbfinales in Hausen die Knie weich. | Foto: Patrick Seeger

FC Schonach: Die Enttäuschung einer stolzen Elf

Landesliga-Aufsteiger FC Schonach scheidet im Pokal-Halbfinale in Hausen aus +++ Tim Griesbeck vergibt die Chance zur Wende

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Niedergeschlagen und mit hängenden Köpfen saßen oder lagen die Kicker des FC Schonach auf dem Rasen der Möhlin-Arena in Hausen. Unmittelbar nach Schlusspfiff waren sie in sich zusammengesackt. Der Blick leer, wenn nicht gar hinter dem über den Kopf gezogenen Trikot versteckt. Die Enttäuschung war nah an der Verzweiflung, der Traum, der große Traum von der Teilnahme am Finale des südbadischen Fußballpokals jäh geplatzt. Die Niederlage im Halbfinale gegen den Landesligisten VfR Hausen schmerzte. Auf der Anzeigentafel stand ein 2:1, das Endresultat lautete allerdings 4:1.

Der Konkurrent hatte es vor purer Freude schlicht vergessen, in den Schlussminuten diese Änderung vorzunehmen. Das genaue Spiegelbild wenige Meter nebendran: Jubelnd hüpfende Hausener, die ihren Erfolg kaum fassen konnten. Doch einer wirkte zwischen diesen beiden Gefühlswelten vollkommen gefasst: Enrique Blanco, der Trainer des FC Schonach stand, dank des anhaltenden Regens durchnässt, mitten auf dem Rasen und relativierte die Niederlage. „Warum sollen wir enttäuscht sein?“, kam die Gegenfrage postwendend. Allein schon, dass sein Team bei der erstmaligen Pokalteilnahme bis ins Halbfinale vorgestoßen war, dabei zum Favoritenschreck der Verbandsligisten FC Bad Dürrheim, FC Neustadt und SV Bühlertal avancierte und diese aus dem Wettbewerb warf, glich einem Märchen. „Man darf nicht vergessen“, so Blanco, „wir sind im vergangenen Sommer erst aus der Bezirksliga in die Landesliga aufgestiegen.“ Der Pokal sei eine schöne Zugabe für sein Team, doch Priorität hat für den Trainer eindeutig der Klassenerhalt in der Landesliga, Staffel III.

Dabei herrschte im Markgräflerland beinahe Heimspielatmosphäre für die Schonacher. Viele der 500 Zuschauer schienen den Weg aus dem Schwarzwald in die Rheinebene gefunden zu haben. Ununterbrochen peitschten die „Ultras“ des FC Teutonia 09 ihre Mannschaft nach vorne und besaßen die Stimmenhoheit in der Möhlin-Arena. „Unsere Fans sind einfach genial und stehen wie eine Wand hinter uns, pushen uns“, freute sich Blanco. Einziger Wermutstropfen waren die Bengalos, die immer wieder abgebrannt wurden.

Dass es nicht das Spiel des Landesliganeulings Schonach werden sollte, war früh zu erkennen. Während der VfR Hausen kombinierte, suchten die Schonacher ihre spielerische Linie, fanden sie aber nicht. „Die ersten 20, ja 30 Minuten haben wir überhaupt nicht ins Spiel gefunden“, analysierte Blanco sachlich. Einziges Mittel der Schonacher waren Freistöße und lange Bälle nach vorne, die Schwarzwälder Form des Kick and Rush. Die bitterere Konsequenz: Bereits nach 23 Minuten lag Blancos Elf mit 0:2 im Hintertreffen. Und die Schonacher durften durchaus dankbar sein, dass es nicht noch schlimmer kam, denn die Hausener Fußballer gingen fahrlässig mit ihren Chancen um. Ein 0:4-Rückstand des FC Teutonia zur Pause wäre durchaus möglich gewesen. Dennoch durften die Schonacher kurz vor dem Halbzeitpfiff neue Hoffnung schöpfen. VfR-Akteur Julien Bilger schoss sich bei einem Hackentrick den Ball selbst an den Arm: Handelfmeter.

Jannik Reiner verkürzt in Antonín-Panenka-Manier

Die Ausführung des für Alexander German nach einer halben Stunde eingewechselten Jannik Reiner konnte sich sehen lassen: Völlig abgebrüht chippte der Schonacher den Ball per Strafstoß in bester Antonín-Panenka-Manier zum 1:2-Anschlusstreffer hoch in die Mitte des Hausener Tores (43.) – das war ebenso cool wie einfach nur frech. Neue Hoffnung keimte auf bei den Schonachern. „In der Pause habe ich den Jungs gesagt, sie sollen mutiger spielen“, erzählte Blanco von seiner Halbzeitansprache. Doch es fehlten schlichtweg die Mittel. Einzig der weiter anhaltenden Abschlussschwäche der Hausener war es zu verdanken, dass der FC Schonach im Spiel blieb. Und dennoch hätte die Begegnung beinahe eine Wendung erfahren. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Verteidiger Tim Griesbeck in der 84. Minute mit seinem Kopfball getroffen und den Ball nicht wenige Zentimeter neben das Hausener Tor gesetzt hätte. Vermutlich wäre der VfR in Schockstarre verfallen und hätte keine zwei weitere Tore nachgelegt. In der Verlängerung hätte die Partie dann bei Null angefangen. So endete das Pokalmärchen des FC Schonach an einem verregneten Abend um eine Partie zu früh - im Halbfinale in Hausen.

Das für Mittwochabend geplante zweite Pokalhalbfinale zwischen dem 1. FC Rielasingen-Arlen und dem Bahlinger SC wurde wegen Unbespielbarkeit der Plätze abgesagt und soll am Mittwoch, 3. Mai, 18 Uhr nachgeholt werden.

VfR Hausen – FC Schonach 4:1 (2:1)
VfR Hausen: Meigs, Maksumic, Gök, Kör, Gelantia, Kuhn, Riedelsheimer (78. Bah), Fischer (92. Stath), J. Pfau, Bilger, Wettengel (59. Hubert). FC Schonach: Duffner, Hettich, Lenti, Frey, Griesbeck, Dold, Romeo, Kienzler (57. S. Pfau), German (29. Reiner), Passarella, Wölfle. Tore: 1:0 Wettengel (15.), 2:0 Riedelsheimer (23.), 2:1 Reiner (43./HE), 3:1 Hubert (85.), 4:1 Fischer (90.+1). Schiedsrichter: Jonas Brombacher (Kandern). Zuschauer: 500.

Aufrufe: 026.4.2017, 16:15 Uhr
Benedikt Hecht (BZ)Autor