2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Der Zusammenhalt soll in Schifflingen wieder groß geschrieben werden - Foto: FC Schifflingen 95 / J.C. Charpentier
Der Zusammenhalt soll in Schifflingen wieder groß geschrieben werden - Foto: FC Schifflingen 95 / J.C. Charpentier

Schifflingen soll wieder ein Ausbildungsverein sein

Sekretär Jean-Claude Charpentier erklärte FuPa die Umbrüche und Zukunftspläne seines Vereins

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Das Saisonziel war nicht abzusteigen, dieses ist so gut wie erreicht. Schifflingen spielt bis jetzt eine konstante Saison im Tabellenmittelfeld. Was sind Ihre Erklärungen hierfür?

Ich denke, dass hauptsächlich eine andere Einstellung innerhalb des Kaders der 1.Mannschaft herrscht. Vor der Winterpause haben wir uns dazu durchgerungen, einen Neuaufbau in Schifflingen zu wagen und als Ausbildungsverein auf unsere eigene Jugend zu setzen anstatt auf gestandene Spieler aus dem nahen Ausland. Wenn wir den jetzigen Kader mit dem von vor der Winterpause vergleichen, dann müssen wir feststellen, dass dieser nicht über die gleichen individuellen, technischen Qualitäten verfügt, dafür aber einen stärkeren Willen zeigt, um für den Verein zu spielen. Man kann sagen, dass unser Experiment voll aufgegangen ist und wir aktuell über eine gute Mannschaft mit einer super Einstellung verfügen. Sie ist bereit, die Anweisungen des Trainers umzusetzen, auch wenn noch Luft nach oben bleibt.

Als Beispiel nehme ich dafür unser rezentes Heimspiel gegen den Tabellenzweiten Berburg, als wir nach rund 40 Minuten mit 0-2 im Hintertreffen lagen obschon wir gut ins Spiel gekommen waren. Was den Unterschied zur Hinrunde ausgemacht hat, war dieser Wille, bis zur letzten Minute und noch darüber hinaus als Mannschaft zu kämpfen und an sich zu glauben, um so ein Spiel dann zu drehen und verdient zu gewinnen.

Sie sprechen es an: in der Hinrunde wurde Trainer Sam Scholer durch Gilles Rodenbour ersetzt. Der Wechsel hatte also den gewünschten Effekt?

Diese Aussage kann man nur voll und ganz bejahen, da wir bis ans Ende der Hinrunde gegen Mühlenbach eine unzufriedene Truppe aus Individualisten hatten, wo jeder mehr mit sich selber beschäftigt war um sich selbst in den Vordergrund zu spielen als seine individuellen Qualitäten zu Gunsten der Mannschaft einzusetzen.

Gilles Rodenbour brachte es in relativ kurzer Zeit fertig, im taktischen Bereich den Spielern eine Verbesserung beizubringen, was uns einen großen Schritt nach vorne brachte. Natiürlich sind die Spieler, die dem Verein zur Verfügung stehen ein wichtiger Baustein für den Erfolg, aber Taktik, Disziplin und Motivation spielen vielleicht sogar eine größere Rolle und in der Hinsicht funktioniert Gilles anders als sein Vorgänger. Außerdem kennt er viele unserer Nachwuchsspieler aus seiner Zeit als Jugendtrainer bei uns, was es ihm erleichtert, sein Wissen an unseren Kader weiterzugeben.

Wir wollen uns aber bei Sam Scholer nochmals für seinen Einsatz als Trainer während der vergangenen Jahre bedanken, leider stimmte die Chemie mit den Spielern am Ende nicht mehr richtig und seine Versuche, den Verein mit fertigen, ausländischen Spielern nach vorne zu bringen, hat uns in die Gefahr gebracht, eigene Spieler an andere Vereine zu verlieren.

Wir hatten Sam Scholer viel Zeit und viele Mittel gegeben um eine kompetitive Mannschaft auf die Beine zu stellen um oben mitzuspielen, während seiner Amtszeit wurden viele neue Spieler rekrutiert. Die gewünschte Kontinuität und der Erfolg blieben aber aus und waren dem Risiko ausgesetzt, zwar eine konkurrenzfähige Mannschaft zu haben, um oben mitzuspielen, die sich aber der Abstiegsgefahr leider nicht richtig bewusst war, in die sie sich gebracht hatte.

Die Entscheidung zum Trainerwechsel machten wir uns nicht einfach, aber es war klar, dass eine Änderung auf sportlichem Plan durchgezogen werden musste und dies im Sinn des langfristigen Wohls des Clubs. Von Anfang an wurden Spieler und Anhänger darüber in Kenntnis gesetzt, dass wir mit Gilles Rodenbour einen neuen Weg einschlagen wollten, egal wie das am Ende der Saison ausgesehen hätte. Der Erfolg gibt uns Recht auch wenn wir uns bewusst sind, dass wir noch einige Rückschläge erleben werden und dass wir erst am Anfang der sportlichen Entwicklung im Seniorenbereich stehen.

Tony Lopes hat in dieser Saison bereits 17 Tore erzielt. Kann man behaupten, dass die Mannschaft und ihre Leistungen von ihm abhängen und wenn ja, zu welchem Teil?

Es stimmt schon, dass Tony mit seinen 17 Treffern einen ganz großen Teil dazu beigesteuert hat, dass wir jetzt im gesicherten Mittelfeld den Klassenerhalt praktisch geschafft haben, auch wenn wir noch ein sehr schweres Restprogramm gegen Teams aus dem oberen Tabellendrittel vor uns haben. Er ist genau der Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. Allerdings hat er auch andere Spieler an seiner Seite, die ihn mit guten Bällen versorgen. Wenn er spielt ist das schon wichtig für unsere jungen Spieler, die immer noch sehr viel von ihm lernen können und wir hoffen, dass Tony noch eine lange Zeit für uns auflaufen kann und dass er in seinem Alter von Verletzungen verschont bleiben wird!

Schifflingen verfügt über eine relativ junge Mannschaft (rund 22 Jahre im Durchschnitt). Das spiegelt die Ziele wider, wieder verstärkt auf den eigenen Nachwuchs zu setzen.

Ja, genau. Wir hatten noch immer viele gute Spieler im Verein ausgebildet und leider an größere Clubs verloren. Viele von ihnen spielen immer noch in der BGL Ligue oder in der Ehrenpromotion. Wir sind uns auch bewusst, dass wir, so lange wir in einer 1.Division spielen, immer Gefahr laufen, unsere besten Spieler zu verlieren. Allerdings haben wir jetzt schon ein Zeichen gesetzt und unseren jetzigen, jungen Spieler das Vertrauen geschenkt um den Club in der 1.Division zu halten und sie haben uns nicht im Stich gelassen. Und wenn wir z.B. Tony Lopes nicht mitrechnen, kommen wir auf ein Durchschnittsalter von 20,5 Jahre, was ja nicht schlecht ist.

Was noch wichtig zu bemerken ist, ist der Fakt dass sich jetzt wieder viel mehr Zuschauer unsere Spiele anschauen kommen, eben gerade weil wir auf unsere eigenen Spieler setzen und nicht auf solche, die nur wegen dem Geld ihre Fußballschuhe schnüren.

Wie sehen die Pläne für die nächste Saison und für die kommenden Jahre in Schifflingen aus?

Auf sportlichem Plan werden für uns für die kommende Saison mit ein paar punktuellen Transfers verstärken, damit wir auch dann schnellst möglich den Klassenerhalt schaffen um dann in 2-3 Jahren mit dem aktuellen Kader eventuell oben mitspielen zu können.

Als Allererstes werden wir an Gilles Rodenbour als Trainer der 1.Mannschaft festhalten und mit ihm in die nächste Saison und darüber hinaus gehen, weil wir im Vorstand absolut davon überzeugt sind, dass er uns weiterbringt und der richtige Mann ist, um unsere junge Mannschaft in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln. Wir hätte diesen Weg auch eingeschlagen, wenn wir abgestiegen wären.

Unser Ziel ist es, etwas mit unserem jungen Team aufzubauen und sie dorthin zu bringen, um in ein paar Jahren in der Ehrenpromotion mitzuspielen und sich dort zu etablieren.

Ich möchte aber auch noch die super Arbeit der beiden Seniors-B-Trainer würdigen, die es seit ein paar Jahren fertig gebracht haben, eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen in der eine super Stimmung herrscht.

In dem Zusammenhang werden wir also auch unsere Seniors B sowie unsere Damenmannschaft nicht vergessen, dort wird gute Arbeit geleistet und wer weiß, vielleicht können sowohl die 2.Mannschaft als auch die Damen in der kommenden Saison in ihren jeweils höchsten Ligen aufsteigen. Auch da ist der Club gefordert, um sich dort zu etablieren, was nicht einfach werden wird.

Wir sehen den FC Schifflingen 95 auch in den nächsten Jahren als Ausbildungsverein und werden versuchen, unsere Jugendspieler bestmöglich auszubilden und unsere Jugendtrainer bei ihren Aufgaben zu unterstützen, damit die Kinder nicht nur mit Spaß Fußball spielen können und bestmöglich ausgebildet werden, sondern darüber hinaus dem Seniorenbereich erhalten bleiben. Um das zu erreichen fördern wir das soziale Miteinander sowie den Fair-Play-Gedanken.

Außerdem werden wir versuchen das sportliche mit dem Finanziellen im Gleichgewicht zu halten, was bedeutet, dass wir kurzfristig keine undurchsichtigen und unnötigen finanziellen Investitionen machen werden, die mittelfristig keinen Erfolg bringen oder über das Ziel hinausschießen. Auch in einer 1.Division werden Summen gehandelt, worüber man nur noch den Kopf schütteln kann und die in keiner gesunden Relation mehr zu dem Gebotenen stehen. Wir müssen mit beiden Füssen auf dem Boden bleiben und dürfen nicht vergessen, dass ein Spiller als aller Erstes aus Begeisterung Fußball spielt, um zu gewinnen, und nicht um sich ein Zusatzeinkommen zu verdienen, was einen Schlag ins Gesicht für diejenigen bedeutet, die sich Woche für Woche im Ehrenamt eines Vereins betätigen. Doch da muss jeder Club für sich selber entscheiden, welchen Weg er gewillt ist, einzuschlagen.

Aufrufe: 029.4.2017, 10:00 Uhr
Paul KrierAutor