2024-04-16T09:15:35.043Z

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Eine Szene aus der Umkleidekabine des FC Pegnitz. In den Bechern war garantiert kein Bier - Oussy Kane (links) und Dianguina Niakate hätten da nicht mitgetrunken. F: Staudt
Eine Szene aus der Umkleidekabine des FC Pegnitz. In den Bechern war garantiert kein Bier - Oussy Kane (links) und Dianguina Niakate hätten da nicht mitgetrunken. F: Staudt

FC Pegnitz: Integration und Aufstieg

Auf dem Buchauer Berg versucht der A-Klassist beides unter einen Hut zu bringen

Oben auf dem Buchauer Berg gibt sich der FC Pegnitz Mühe, beides gleichzeitig zu schaffen: Flüchtlinge kicken lassen und endlich der A-Klasse entkommen.
Für einen Moment hat im Vereins­heim keiner etwas zu sagen. Über eine Stunde haben Fußballer, Trainer, Teammanager und der Vereinsvorsit­zende erzählt, warum Dianguina Nia­kate und Oussy Kane mit ihnen in die­ser Runde sitzen und warum das auch so bleiben soll. Fehlt noch was? Der FC Pegnitz überlegt. Dann beendet Fabian Späth die Stille. „Den Christi­an Maier sollten wir noch erwähnen“, findet der Mittelfeldspieler, „der ist unser Fremdenführer.“

Im Vereinsheim des FCP darf man so einen Satz sagen. Hoch oben auf dem Buchauer Berg wissen sie, dass der Begriff Fremdenführer nicht böse gemeint ist. Er beschreibt lediglich, das, was der A-Klassist und insbeson­dere Mittelfeldspieler Christian Maier seit vergangenem Sommer tun: Sie las­sen Niakate aus Mali und Kane aus dem Senegal nicht nur im Verein Fuß­ball spielen, sondern führen sie her­um, etwa bei einer Kneipentour durch Bayreuth oder bei einem Discobesuch im Musiccenter Trockau. Ein Bier oder zehn haben die beiden aber nir­gendwo mitgetrunken, sie leben ohne Alkohol. Trotzdem: „Sie sind Teil der Mannschaft. Fremdenhass und Rassis­mus gibt es bei uns nicht“, sagt Team­manager Florian Neukirchner.

Es hat aber auch eine Zeit gegeben, da hätten manche bei dem Begriff Fremdenführer mit den Augen gerollt - gerade wenn er im Vereinsheim des FC Pegnitz fällt. „Vor etwa zwei Jah­ren hat uns der Unterstützerkreis gebeten, 13 Flüchtlinge in die Voll­mannschaften zu integrieren“, erzählt Vereinsvorsitzender Jochen Nowak.

Es war zu viel

Für einen Fußballverein, der unbe­dingt in die Kreisklasse aufsteigen möchte und dessen Reserve in der B-Klasse kickt, war das zu viel. Also schlug der FCP die Bitte aus - betref­fend der Vollmannschaften wohlge­merkt. Doch für kurze Zeit dachten manche, dass die da oben auf dem Buchauer Berg überhaupt keine Flüchtlinge möchten.

Dabei waren die fußballbegeister­ten Fremden sehr wohl willkommen, nur eben bei den Alten Herren. „Das ist doch als erster Schritt für die Inte­gration viel einfacher“, sagt Nowak, „da werden einfach zwei Tore aufge­stellt und los geht es.“ Aber kicken können die Alten Herren schon, Dian­guina Niakate hat es gesehen: „Sie spielen guten Fußball.“ Auch der 30-Jährige, den sie beim FCP „Aziz“ nennen, fing bei den AH an, genauso wie der 23-jährige Oussy Kane. Außer ihnen sind etwa eine Handvoll der neuen Fußballer übrigge­blieben. Sie spielen in der Jugend bei der SG Pegnitz und sind beim FCP gemeldet - beitragsfrei versteht sich.

Niakate und Kane haben es in die Vollmannschaften geschafft und sind auch abseits des Platzes ein großes Stück weiter gekommen. Kane besucht die Berufsschule Pegnitz, Nia­kate wohnt seit ein paar Wochen in Gößweinstein, er macht dort eine Aus­bildung in einem Hotel. Außerdem ist er beim THW und in der Trommler­gruppe des Unterstützerkreises aktiv. Wäre es da nicht einfacher, den Ver­ein zu wechseln, um nicht auch noch fürs Fußballspielen pendeln zu müs­sen? „Nein, ich bleibe beim FC Peg­nitz“, sagt Niakate im Vereinsheim und klingt dabei wie ein Fußballer, der seine Jugend auf dem Buchauer Berg verbracht hat. Der FCP jubelt und klopft auf die Tische. Für die ers­te Mannschaft reicht es für Abwehr­spieler Niakate und Stürmer Oussy Kane noch nicht. „Es liegt nicht am spielerischen Können“, sagt Peter Schramm, „nur am taktischen Ver­ständnis müssen wir noch arbeiten.“

Nahe dran am Ziel

Schramm trainiert den FCP nun im dritten Jahr, der Aufstieg in die Kreis­klasse war von Anfang an das Ziel. Diesmal ist sein Team nahe dran, belegt nach 16 Spielen den dritten Platz in der A-Klasse und hat fünf Punkte Rückstand auf Tabellenführer SC Egloffstein. Schramm: „Wenn man A-Klasse hört, denkt man viel­leicht an eine Thekenmannschaft, aber das sind wir nicht. Ich habe ein junges Team, das genau wie ich unbe­dingt aufsteigen will.“

Wertvoll für Reserve

Für die zweite Mannschaft sind Nia­kate und Kane aber wertvoll, schon alleine, weil auf sie Verlass ist. „Es gab schon Spiele, da hätten wir ohne die beiden keine elf Mann auf den Platz gebracht“, sagt Schramm, „aber Aziz und Oussy sind zuverlässig.“ Und am Spielerischen liegt es ja nicht, dass sie in der B-Klasse auflaufen. Kane hat schon vier, Niakate drei Tref­fer erzielt. Wenn der Stürmer ein Tor macht, jubelt Niakate als ob es sein eigener Erfolg wäre. „Er macht Saltos wie Aubameyang. Er feiert einfach Oussy“, sagt Teammanager Neukirch­ner.

Den Sprung in die erste Mannschaft können Kane und Niakate noch schaf­fen. „Sie sind gute Fußballer, wir kön­nen sie auch in der Kreisklasse inte­grieren“, sagt Schramm. Aber erst ein­mal wollen sie dorthin aufsteigen, wo kaum einer ihrer jungen Spieler bis­her war. Der FC Pegnitz könnte einen Fremdenführer gebrauchen. Christian Maier hat bereits in der Kreisklasse gespielt.

Aufrufe: 023.3.2017, 11:51 Uhr
Marcel Staudt (NN Pegnitz)Autor