Im Vereinsheim des FCP darf man so einen Satz sagen. Hoch oben auf dem Buchauer Berg wissen sie, dass der Begriff Fremdenführer nicht böse gemeint ist. Er beschreibt lediglich, das, was der A-Klassist und insbesondere Mittelfeldspieler Christian Maier seit vergangenem Sommer tun: Sie lassen Niakate aus Mali und Kane aus dem Senegal nicht nur im Verein Fußball spielen, sondern führen sie herum, etwa bei einer Kneipentour durch Bayreuth oder bei einem Discobesuch im Musiccenter Trockau. Ein Bier oder zehn haben die beiden aber nirgendwo mitgetrunken, sie leben ohne Alkohol. Trotzdem: „Sie sind Teil der Mannschaft. Fremdenhass und Rassismus gibt es bei uns nicht“, sagt Teammanager Florian Neukirchner.
Es hat aber auch eine Zeit gegeben, da hätten manche bei dem Begriff Fremdenführer mit den Augen gerollt - gerade wenn er im Vereinsheim des FC Pegnitz fällt. „Vor etwa zwei Jahren hat uns der Unterstützerkreis gebeten, 13 Flüchtlinge in die Vollmannschaften zu integrieren“, erzählt Vereinsvorsitzender Jochen Nowak.
Für einen Fußballverein, der unbedingt in die Kreisklasse aufsteigen möchte und dessen Reserve in der B-Klasse kickt, war das zu viel. Also schlug der FCP die Bitte aus - betreffend der Vollmannschaften wohlgemerkt. Doch für kurze Zeit dachten manche, dass die da oben auf dem Buchauer Berg überhaupt keine Flüchtlinge möchten.
Dabei waren die fußballbegeisterten Fremden sehr wohl willkommen, nur eben bei den Alten Herren. „Das ist doch als erster Schritt für die Integration viel einfacher“, sagt Nowak, „da werden einfach zwei Tore aufgestellt und los geht es.“ Aber kicken können die Alten Herren schon, Dianguina Niakate hat es gesehen: „Sie spielen guten Fußball.“ Auch der 30-Jährige, den sie beim FCP „Aziz“ nennen, fing bei den AH an, genauso wie der 23-jährige Oussy Kane. Außer ihnen sind etwa eine Handvoll der neuen Fußballer übriggeblieben. Sie spielen in der Jugend bei der SG Pegnitz und sind beim FCP gemeldet - beitragsfrei versteht sich.
Niakate und Kane haben es in die Vollmannschaften geschafft und sind auch abseits des Platzes ein großes Stück weiter gekommen. Kane besucht die Berufsschule Pegnitz, Niakate wohnt seit ein paar Wochen in Gößweinstein, er macht dort eine Ausbildung in einem Hotel. Außerdem ist er beim THW und in der Trommlergruppe des Unterstützerkreises aktiv. Wäre es da nicht einfacher, den Verein zu wechseln, um nicht auch noch fürs Fußballspielen pendeln zu müssen? „Nein, ich bleibe beim FC Pegnitz“, sagt Niakate im Vereinsheim und klingt dabei wie ein Fußballer, der seine Jugend auf dem Buchauer Berg verbracht hat. Der FCP jubelt und klopft auf die Tische. Für die erste Mannschaft reicht es für Abwehrspieler Niakate und Stürmer Oussy Kane noch nicht. „Es liegt nicht am spielerischen Können“, sagt Peter Schramm, „nur am taktischen Verständnis müssen wir noch arbeiten.“
Schramm trainiert den FCP nun im dritten Jahr, der Aufstieg in die Kreisklasse war von Anfang an das Ziel. Diesmal ist sein Team nahe dran, belegt nach 16 Spielen den dritten Platz in der A-Klasse und hat fünf Punkte Rückstand auf Tabellenführer SC Egloffstein. Schramm: „Wenn man A-Klasse hört, denkt man vielleicht an eine Thekenmannschaft, aber das sind wir nicht. Ich habe ein junges Team, das genau wie ich unbedingt aufsteigen will.“
Für die zweite Mannschaft sind Niakate und Kane aber wertvoll, schon alleine, weil auf sie Verlass ist. „Es gab schon Spiele, da hätten wir ohne die beiden keine elf Mann auf den Platz gebracht“, sagt Schramm, „aber Aziz und Oussy sind zuverlässig.“ Und am Spielerischen liegt es ja nicht, dass sie in der B-Klasse auflaufen. Kane hat schon vier, Niakate drei Treffer erzielt. Wenn der Stürmer ein Tor macht, jubelt Niakate als ob es sein eigener Erfolg wäre. „Er macht Saltos wie Aubameyang. Er feiert einfach Oussy“, sagt Teammanager Neukirchner.
Den Sprung in die erste Mannschaft können Kane und Niakate noch schaffen. „Sie sind gute Fußballer, wir können sie auch in der Kreisklasse integrieren“, sagt Schramm. Aber erst einmal wollen sie dorthin aufsteigen, wo kaum einer ihrer jungen Spieler bisher war. Der FC Pegnitz könnte einen Fremdenführer gebrauchen. Christian Maier hat bereits in der Kreisklasse gespielt.