2024-04-25T14:35:39.956Z

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Endingens Torwart Andreas Stengel foult Neustadts Flügelspieler Josip Katava im Strafraum. Den Elfmeter verwandelt anschließend Peter Schubnell zum 1:1.  | Foto: Bernd Seger
Endingens Torwart Andreas Stengel foult Neustadts Flügelspieler Josip Katava im Strafraum. Den Elfmeter verwandelt anschließend Peter Schubnell zum 1:1. | Foto: Bernd Seger

FC Neustadt hat mehr als elf Gegenspieler

FC Neustadt spielt erstmals in dieser Saison unentschieden – der Schiedsrichter hat entscheidenden Anteil daran

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Die dunklen Wolken hängen bedrohlich tief, es regnet Bindfäden. Sieht so der Weltuntergang aus, der schon oft vorhergesagt wurde, aber noch nicht eingetreten ist? Dass der SV Endingen an diesem Tag im Verbandsligaspiel gegen den FC Neustadt nicht untergeht, haben die Kaiserstühler einem Akteur zu verdanken: dem Schiedsrichter. „Ich sage nach einem Spiel grundsätzlich nichts zum Schiedsrichter“, sagt Benjamin Gallmann, man spürt, dass sich der Coach des FC Neustadt nach diesen 90 Minuten auf die Lippen beißen muss.
„Wir haben das Spiel bis zum Elfmeter kontrolliert“, sagt Endingens Trainer Axel Siefert nach Spielschluss. Diese Sicht der Dinge verlangt sehr viel Phantasie, denn der Aufsteiger aus dem Schwarzwald ist in der Anfangsphase die bessere Mannschaft: aggressiver in den Zweikämpfen, lauffreudiger, leidenschaftlicher. In der achten Minute köpft Stefan Ketterer das Spielgerät nach einem Eckball an die Unterkante der Latte. Kurz danach zieht Neustadts Torjäger Sam Samma ab, Endingens Torhüter Andreas Stengel wehrt den Schuss ab. Als Stefan Ketterer wenig später auf der rechten Seite durchbricht und Torwart Stengel schon am Boden liegt, steht das Endinger Tor sperrangelweit offen, aber es ist kein Neustädter Spieler da, der die Vorlage verwerten kann. Den drei Chancen der Schwarzwälder bis dahin steht nur eine Möglichkeit des SV Endingen gegenüber: Eric Schwarz vergibt sie jedoch aus kurzer Distanz (20.).

Der Unterhaltungswert der Partie steigt nach einer halben Stunde sprunghaft an. Eine flache Hereingabe in den Neustädter Strafraum spielt Innenverteidiger Fabian Papa im Fallen Richtung Außenlinie, der hinter ihm postierte Endinger Stürmer fällt über Papa – der Schiedsrichter zeigt auf den Elfmeterpunkt: Gejohle vor dem Endinger Klubheim, die Anhänger der Heimelf können ihr Glück nicht fassen, die Neustädter Spieler samt Trainerduo sind fassungslos. Sie reklamieren. „Was für ein Witz“, sagt ein Rentner zur Linken. Wie kann es sein, dass 150 Zuschauer in der Bewertung der Szene einer Meinung sind, das aus drei Mann bestehende Schiedsrichter-Team aber eine völlig abwegige Sicht der Dinge hat?

Klaus Gallmann protestiert und muss hinter die Bande, Bruder Benjamin coacht an der Linie weiter. Die Zwei-Trainer-Konstellation erweist sich auch in diesem Moment als Vorteil. Santiago Fischer, der Endinger Torjäger, vom dem im gesamten Spiel wenig Produktives zu sehen ist, verwandelt den Strafstoß zum 1:0 (32.). Ein Torgeschenk, das Unruhe stiftet. Was sich anschließend ereignet, ist Folge der vorausgegangenen Fehlentscheidung. Ein Kopfballduell eines Endinger Abwehrspielers und Sam Samma wertet der Schiedsrichter als Foul des Neustädters. Erneut eine abenteuerliche Interpretation, aber der Spielleiter setzt dem Ganzen die Krone auf und zeigt Samma die Gelbe Karte. Der Neustädter Stürmer motzt und motzt – und verdient sich Gelb-Rot. Erst Elfmeter, jetzt Platzverweis – der FC Neustadt verliert kurzzeitig seine Linie. Es folgt bis zum Halbzeitpfiff die einzige Phase in diesem Spiel, in der Endingen gleichwertig ist und man sich Sorgen um den FC Neustadt machen muss.

„Einen Wahnsinns-Teamspirit und eine fantastische Moral“ wird Benjamin Gallmann seiner Mannschaft später attestieren. Denn die Neustädter sind auch im zweiten Durchgang mit einem Spieler weniger das bessere Team mit den besseren Möglichkeiten. Vier Minuten nach Wiederanpfiff senst der Endinger Torwart den allein vor ihm aufgetauchten Josip Katava um. Wieder zeigt der Schiedsrichter auf den Punkt, dieses Mal gibt es jedoch gute Gründe dafür. Peter Schubnell verwandelt zum 1:1 (49.). Siefert ist beeindruckt von der „Leidenschaft“, mit der die Schwarzwälder in Unterzahl agieren: „Der Gegner hat einiges dafür getan, dass wir uns schwer getan haben“. Und sein Team? Einige seiner Spieler hätten „teilnahmslos“ agiert. Es spielen sich in den zweiten 45 Minuten heikle Szenen vor dem Endinger Tor ab, die größte Siegchance hat Peter Schubnell in der 83. Minute: Seinen durchaus gelungenen Versuch aus zwölf Metern wehrt Endingens Torhüter Stengel bravourös ab. „Unsere Mannschaft ist heute über sich hinausgewachsen und hat sich fantastisch präsentiert. So brutal es sich in Unterzahl auch anhört, aber wir haben heute zwei Punkte verloren“, sagt Benjamin Gallmann. Es ist das erste Unentschieden des FC Neustadt in dieser Saison. Der Schiedsrichter hat entscheidend dazu beigetragen, sonst wäre es wahrscheinlich drei Punkte geworden.

SV Endingen – FC Neustadt 1:1 (1:0)
SV Endingen: Stengel, Gleichauf, Dell, Schwarz, Hensle, Fischer, Kerek, Strack (68. Buderer), Einecker, Pies, Weik. FC Neustadt: Gantert, Gutscher, Papa, Weerakkody, St. Ketterer (75. Falkowski), Heitzmann, Katava (90. J. Ketterer), R. Schubnell, P. Schubnell (89. Maier), Waldvogel. Tore: 1:0 Fischer (32./Foulelfm.), 1:1 P. Schubnell (49./Fouelfm.). SR: Gehring (Biberach). ZS: 150. Gelb-Rot: Samma (34./FCN).
Aufrufe: 06.11.2016, 19:45 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor