2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
F: Tilly
F: Tilly

"Wir hatten an diesem Tag unheimliches Glück"

Interview: Werner Schuck, Erfolgstrainer des FC Neuenheerse/Herbram, erzählt wie er das Entscheidungsspiel gegen Brakel II erlebt hat und blickt noch einmal auf eine starke Meistersaison in der südlichen Kreisliga B zurück

Trainer Werner Schuck (60), gehört zu den erfahrenen Trainern der Region. Er spielte in der Saison 1982/83 zusammen mit Norbert Dölitzsch mit dem TuS Schloß Neuhaus in der 2. Bundesliga. Schuck erzielte dabei sieben Tore in 27 Einsätzen. Im Sommer 2015 übernahm Schuck, der vorher unter anderem den SV Atteln, die DJK Kleinenberg oder Blau-Weiß Paderborn trainierte, den FC Neuenheerse/Herbram. In seiner ersten Saison führte er den FC auf den fünften Platz. Nun gelang ihm die Meisterschaft in der B-Liga Süd mit 77 Punkten (25 Siege, 2 Remis, 3 Niederlagen) und 114:40-Toren. Das Entscheidungsspiel gegen die Spvg. Brakel II gewann der FC mit 1:0.

Herr Schuck, mittlerweile sind einige Tage vergangen – wie bewerten Sie mit diesem Abstand den Sieg über Brakel?
Werner Schuck: Das war und ist für uns absolut überragend. Wir hatten an diesem Tag unheimliches Glück, das ist uns klar. Brakel war klar tonangebend und hat uns tief in die eigene Hälfte gedrängt. Aber darauf waren wir vorbereitet. Wir standen sehr defensiv und haben darauf vertraut, irgendwann unsere Chance zu kriegen – und so ist es dann auch gekommen.


Hat Brakel Ihr Team unterschätzt?
Schuck: Nein, das glaube ich nicht. Sie sind keinesfalls überheblich aufgetreten, aber natürlich sehr selbstbewusst. Sie waren sich sehr sicher, irgendwann in Führung zu gehen und lange Zeit sah es ja auch danach aus. Irgendwann hat dann aber die Zeit gegen sie gearbeitet und spätestens nachdem wir unser Tor geschossen hatten, wurden sie spürbar nervös. Das ist im Fußball immer so, egal in welcher Liga man spielt: Wenn die Zeit runterläuft, wird das eigene Spiel hektischer. Am Ende hat Brakel es nur noch mit langen Bällen probiert, aber wir konnten den Sieg über die Zeit bringen.


Wie wurde anschließend gefeiert?
Schuck: Natürlich war die Stimmung prächtig und einige haben noch direkt am Dienstag bis in die Nacht gefeiert. Die meisten mussten ja aber am nächsten Tag früh raus, so dass die richtige Party auf Mittwoch verlegt wurde. Wir waren erst bei unserem Ehrenvorsitzenden, was sehr schön war. Anschließend haben wir gemeinsam mit dem Vorstand gegessen und dann mitten in Neuenheerse gefeiert. Es gab eine Würstchen- und eine Bierbude und alle, die Lust hatten, konnten mitmachen. Da haben wir es dann krachen lassen.


Wie schlimm wäre es für Ihre Mannschaft gewesen, wenn sie nicht aufgestiegen wäre?
Schuck: Wir wären an dem Tag natürlich total enttäuscht gewesen. Es wäre bitter gewesen, so weit zu kommen, und dann doch nicht aufzusteigen. Umgekehrt wäre es auch kein Weltuntergang gewesen. Wir hätten den Kampf in der kommenden Saison wieder angenommen.


Mit dem Sieg in der Relegation haben Sie und Ihr Team eine fantastische Saison gekrönt.
Schuck: Das stimmt. Die Jungs haben sich dafür belohnt, dass sie den Zweikampf um die Meisterschaft gegen Willebadessen, die den Aufstieg auch verdient gehabt hätten, von Anfang an angenommen haben.


Gegen den Derbygegner aus Willebadessen hat sich der FC kurz vor Weihnachten einen großen Kampf um die Tabellenführung geliefert.
Schuck: Die Partie zu Hause gegen Willebadessen war ein absoluter Saisonhöhepunkt – trotz der ganzen Begleiterscheinungen wie den Platzverhältnissen und den schlechten Wetterbedingungen. Zur Pause lagen wir mit 0:2 zurück. Wir haben uns aber nicht aufgegeben und das Spiel auf 4:2 gedreht. Das war direkt vor der Winterpause enorm wichtig für uns und hat uns für die Rückrunde noch mal einen Schub gegeben. Das hat uns gezeigt, wie stark wir sind, und dass wir uns jederzeit zurückkämpfen können.


Waren Sie sehr froh, dass Sie die Meisterschaft beim Rückspiel am letzten Spieltag in Willebadessen schon in der Tasche hatten?
Schuck: Absolut! Das wäre mit dem Wissen, in dieses Relegationsspiel gehen zu müssen, furchtbar gewesen. Ein Nachbarschaftsderby am letzten Spieltag, an dem die Meisterschaft entschieden wird – da wären Verletzungen nicht ausgeschlossen gewesen. So konnten wir unser Stammpersonal schonen. An dieser Stelle möchte ich vor allem auch unseren Alten Herren danken, die teilweise von weit her angereist kamen, um unsere Jungs durch ihren Einsatz zu unterstützen.


Nun spielt der FC Neuenheerse/Herbram in der nächsten Saison also im Kreisliga-Oberhaus. Wird es viele Kaderveränderungen geben?
Schuck: Wir planen zunächst mit dem aktuellen Kader. Wir wollen die Jungs, die das geschafft haben, zusammenbehalten. Schnellen Erfolg kann man sich vielleicht kaufen, aber es ist besser, langfristige Strukturen zu schaffen. Die Voraussetzungen dafür sind gut: Wir haben eine tolle Truppe, einen neuen Platz – es herrscht Aufbruchsstimmung. Ich glaube, dass wir stark genug sind, als Aufsteiger in der A-Liga zu bleiben.


Wann werden Sie mit der Vorbereitung starten?
Schuck: Wir werden auf jeden Fall eine Woche länger Pause machen. Die Jungs haben das ganze Jahr über malocht, jetzt sollen sie regenerieren. Wir müssen dann eben mehr Gas geben, wenn wir mit der Vorbereitung wieder anfangen. Das wird wahrscheinlich um den 18. Juli soweit sein. Dann haben wir noch fast einen Monat Zeit.

Aufrufe: 030.6.2017, 08:17 Uhr
Carsten ZimmermannAutor