Schweinfurt im Finale: Memmingen geht in Pokalkrimi k.o.

FC Memmingen – 1. FC Schweinfurt 2:3 (1:2)
Der 1. FC Schweinfurt 05 steht im Finale um den Bayerischen Totopokal und somit im Endspiel um den Einzug in den DFB-Pokal, in den als zweiter bayerischer Amateurvertreter der Regionalliga-Meister SpVgg Unterhaching über die Ligatabelle einziehen wird. Der Finaleinzug der Schnüdel hatte vor 700 teils aufgebrachten Zuschauern jede Menge Brisanz, phasenweise Hektik, teils überharte Zweikämpfe und die eine oder andere enge Schiedsrichter-Entscheidung im Gepäck. Beim Stand von 2:2 sah Schweinfurts Nikola Jelisic in einer "knackigen" Phase mit vielen deftigen Duellen nach zwei übermotivierten Aktionen die Ampelkarte (68.). Nur drei Minuten später war's dann aber schon wieder um die Überzahl der Hausherren geschehen. Branko Nikolic stieg gegen Marius Willsch ein und sah dafür die glatt rote Karte (71.) - eine harte Entscheidung. Nun war das Memminger Publikum, das zuvor schon einen vermeintlichen Elfmeter an Goalgetter Stefan Schimmer sah - Gelb wegen Schwalbe gegen den FCM-Angreifer (24.), sowie später bei der Elfmeterentscheidung von Schiri Florian Badstübner einen sauberen Zweikampf zwischen Furkan Kircicek an Christopher Kracun. Den wiederum belegte der Unparteiische mit einem Elfmeterpfiff. Marco Haller trat an, scheiterte jedoch am Memminger Schlussmann Martin Gruber (82.) und auch Herbert Paul brachte den Nachschuss nicht an Gruber vorbei. Als viele schon mit dem Elfmeterschießen um den Finaleinzug gerechnet hatten, war plötzlich Philipp "Messi" Messingschlager auf rechts durch, zog zum Kasten und versenkte zum 2:3-Siegtreffer. Und der Finaleinzug der Schnüdel war perfekt.

Mit einer glücklichen 2:1-Pausenführung gingen die "Schnüdel" in die Kabinen. Auf tiefnassem Geläuf profitierten die Gäste von einer missglückten Klärungsaktion der Memminger Verteidigung - per Grätsche am Ball vorbeigerauscht. So kam Marco Haller unverhofft "easy" an die Kugel und zielte von der 16er-Kante eiskalt in die Maschen (40.). Ebenso kompromisslos wie in Minute elf Adam Jabiri, als eine scharfe Hereingabe nach einem Schweinfurter Konter beim heutigen FC 05-Kapitän und nur Sekundenbruchteile später im kurzen Eck landete. Vom frühen Gegentreffer sichtlich gezeichnet brauchten die Schwaben ein paar Minuten, um ins Spiel zu finden. Dann kam der FCM aber mit viel Willen und vergab durch Goalgetter Stefan Schimmer eine erste Großchance: auf glitschigem Boden aus 30 Metern einfach mal abgezogen, FC 05-Schlussmann David Paulus klärt mit Mühe zur Ecke (21.). Die brachte dann den Ausgleich, weil Branko Nikolic wunderbar auf Schimmer servierte und der per Volleyabnahme "torjäger-like" verwandelte (22.). Weitere Topgelegenheiten zum Führungstreffer vergab Schimmer per Drehschuss (28.), bei einem Zweikampf zwischen Marco Haller und dem FCM-Torjäger entschied Referee Florian Badstübner auf Schwalbe und Gelb gegen den Angreifer anstatt auf Strafstoß. Unmittelbar nach dem Seitentausch dann aber der schnelle Memminger Ausgleich - erneut nach einer Nikolic-Ecke - per Kopf verwertet vom aufgerückten Defensivmann Sebastian Schmeiser. Genutzt hat der zwischenzeitliche Ausgleich den Memmingern allerdings nicht mehr, denn die Schlussphase hatte nur noch Tiefschläge für die Memminger parat und den dritten K.o. im dritten Anlauf um den Einzug ins Bayerische Pokalfinale.
Schiedsrichter: Florian Badstübner (Windsbach) - Zuschauer: 700
Tore: 0:1 Adam Jabiri (11.), 1:1 Stefan Schimmer (22.), 1:2 Marco Haller (40.), 2:2 Sebastian Schmeiser (48.), 2:3 Philip Messingschlager (86.)
Gelb-Rot: Nikola Jelisic (68./1. FC Schweinfurt 05/wiederholtes Foulspiel)
Rot: Branko Nikolic (71./FC Memmingen/grobes Foulspiel)
Besondere Vorkommnisse: Marco Haller (1. FC Schweinfurt 05) scheitert mit Foulelfmeter an Torwart Martin Gruber (82.).

Der Pokalkrimi zum Nachlesen: Zum Liveticker Memmingen vs. Schweinfurt


FC Memmingen: Martin Gruber, Branko Nikolic, Daniel Zweckbronner (90. Marco Schad), Sebastian Schmeiser, David Anzenhofer, Fabian Lutz, Daniel Eisenmann (74. Furkan Kircicek), Stefan Heger (51. Tim Buchmann), Muriz Salemovic, Fabian Krogler, Stefan Schimmer - Trainer: Stefan Anderl
1. FC Schweinfurt 05: David Paulus, Julian Schneider, Herbert Paul, Philip Messingschlager, Kevin Fery (90.+4 Marino Müller), Steffen Krautschneider (90.+2 Andreas Bauer), Marius Willsch (90.+1 Marco Janz), Lukas Billick, Christopher Kracun, Marco Haller, Adam Jabiri - Trainer: Gerd Klaus

Vorschau - das Pokalhalbfinale in Memmingen:

Zum dritten Mal steht der FC Memmingen im Halbfinale des Bayerischen Totopokals. Im Vorjahr scheiterte man in der Vorschlussrunde zuhause gegen den späteren Zweitliga-Aufsteiger FC Würzburger Kickers (0:3), 2013 war ebenfalls daheim gegen den späteren Titelträger, den TSV 1860 Rosenheim, Schluss (2:4). Zum allerersten Mal soll der Einzug ins bayerische Pokalendspiel nun also gelingen. Um mit einem weiteren Sieg - dann am 25. Mai zu Gast in Burghausen - sogar das ersehnte Ticket für die DFB-Pokalhauptrunde zu lösen, samt sechsstelliger Einnahmen dank üppiger TV-Gelder. Dieses große Ziel verfolgt neben dem bereits feststehenden Pokalfinalisten SV Wacker allerdings auch der Memminger Gegner am Dienstagabend ab 19 Uhr: der aufstrebende 1. FC Schweinfurt 05.

FC Memmingen - 1. FC Schweinfurt 05 (Dienstag, 19 Uhr)Die Favoritenrolle für den Pokal-Halbfinalkracher hat sich in den letzten Tagen - auch aufgrund der Personalsituation - in Richtung der Unterfranken verschoben. Auch wenn der FC 05 in der Regionalliga-Tabelle aktuell vier Plätze tiefer "gerankt" ist. Vor einigen Wochen hätte der FC Memmingen, damals Regionalliga-Dritter, die Favoritenrolle noch locker angenommen. Durch das Verletzungspech der letzten Tage hat sich jedoch der Kader dezimiert und über Ostern blieben auch die Erfolgserlebnisse aus. Zuletzt in Unterhaching konnte Cheftrainer Stefan Anderl wegen der vielen Ausfälle so gut wie keinen der verbliebenen Stammkräfte für den Pokal schonen, um beim Spitzenreiter nicht unter die Räder zu geraten. Lediglich Stefan Schimmer durfte nach einer Stunde raus. Die anderen Leistungsträger mussten durchspielen. "Dennoch, es treffen zwei Mannschaften mit einer ähnlichen Spielphilosophie aufeinander, zwei robuste und körperbetont spielende Teams. Ich erwarte ein intensives Spiel, ähnlich wie in unserem Viertelfinale in Bayreuth: ein Kampf auf Biegen und Brechen", weiß FCM-Coach Anderl.

Klaus: »Sehr gut vorbereitet: Wir wollen unbedingt ins Finale.«

Der mentale Vorteil der Gäste: Sie haben sich zuletzt total auf ihren Pokalauftritt in Memmingen konzentriert. Das Liga-Gastspiel in Nürnberg schenkte man "freiwillig" ab. Aufgrund zahlreicher Personalwechsel - beinahe die komplette Mannschaft wurde geschont - fiel die Pleite mit 0:5 satt aus. "Kein Risiko" war auch schon das Motto zuvor, weil Trainer Gerd Klaus in Absprache mit der Vereinsspitze alles dem Pokal unterordnete. Dass in der Tabelle nun "nur" Rang neun zu Buche steht, wurde ebenfalls billigend in Kauf genommen. Das große Ziel lautet nach dem quasi feststehenden Regionalliga-Klassenerhalt: der DFB-Pokaleinzug 2017. Hierzu muss nach dem FC Memmingen in einem weiteren Auswärtsspiel der SV Wacker Burghausen aus dem Weg geräumt werden. Nur dann kann sich der FC 05 den Traum vom Pokal erfüllen. "Wir wollen am Dienstag unbedingt in Memmingen gewinnen und ins diesjährige Pokalfinale einziehen. Wir haben uns sehr gut vorbereitet und wissen, worauf wir aufpassen müssen. Der Pokalwettbewerb ist unglaublich attraktiv und lukrativ. Wir wollen unbedingt ins Finale", so Schweinfurt-Chefanweiser Gerd Klaus.

• Die Personalsituation: Außer den beiden langzeitverletzten Nicolas Görtler und Daniel Diroll werden beim FC 05 alle Spieler wieder einsatzbereit sein, auch die zuletzt angeschlagenen Marius Willsch, Steffen Krautschneider, Kevin Fery und Adam Jabiri. Die Memminger bangen noch um den Einsatz von Daniel Eisenmann, Stefan Heger und Daniel Zweckbronner.