2024-04-19T07:32:36.736Z

Team Rückblick
Ziemlich leere Ränge und ein Feldspieler im Tor: Kilias Außenflitzer Simon Sam, hier gegen Heides   Mats Kosuck (re.) als Keeper im Einsatz, war nur einer von fünf Feldspielern, die angesichts der Torwart-Misere in der Rückrunde zwischen den Pfosten aushalfen.ism*
Ziemlich leere Ränge und ein Feldspieler im Tor: Kilias Außenflitzer Simon Sam, hier gegen Heides Mats Kosuck (re.) als Keeper im Einsatz, war nur einer von fünf Feldspielern, die angesichts der Torwart-Misere in der Rückrunde zwischen den Pfosten aushalfen.ism*

FC Kilia Kiel ging erhobenen Hauptes unter

Traditionsverein mit echtem Neustart in der neuen Landesliga Schleswig

Man muss tief bis ins letzte Jahr zurückgehen, um den Ursprung der desolaten Kilia-Spielzeit 2016/17 aufzuspühren. Am 2. Mai 2016 zog der damalige kaufmännische Leiter Marco Hinz die Reißleine und verließ den FC. Die erste Herrenmannschaft war bis Ende jenes Jahres aus dem Gesamtverein ausgegliedert und bezog in der Theorie ihr Budget aus der BEL Sportvermarktungs- und Betriebsgesellschaft OHG.

Die Zusammenarbeit zwischen dem BEL-Gesellschafter Michael Braun und Hinz scheiterte auf ganzer Linie – während Hinz nicht eingehaltene Businesspläne als Ursprung seines Gehens anführte, warf Braun ihm die Aufsetzung unhaltbarer Verträge vor. Diese wurden jedenfalls nach Hinz’ Abgang aufgelöst und so sprangen bereits verkündete, namhafte Neuzugänge, wie etwa Timo Nath (PSV Neumünster) oder Teyi Lawson-Body (VfR Neumünster), wieder ab.

Episode beendet: Nach nicht ganz zwei Jahren beim FC Kilia Kiel zieht es Trainer Lars Dubau zum TSV Schilksee.
Episode beendet: Nach nicht ganz zwei Jahren beim FC Kilia Kiel zieht es Trainer Lars Dubau zum TSV Schilksee.
„Ich als Trainer musste im Mai plötzlich neue Vertragsverhandlungen aufnehmen und versuchen, einen neuen Kader auf die Beine zu stellen“, hadert Lars Dubau, der mittlerweile mit dem TSV Schilksee in die Vorbereitung gestartet ist, noch heute mit den Zuständen, die eine weitere Episode der „Mission Klassenerhalt“ für ihn und seinen Co-Trainer Malte Sawkulycz nahezu unmöglich machen sollten. „In der Vorbereitung hatten wir dann immer wieder neue Gesichter auf dem Feld. Man kam gar nicht hinterher damit, sich die Namen der immer wechselnden Spieler zu merken. Dann verließ uns kurz vor Saisonstart auch Emanuel Bento (SV Todesfelde, d. Red), Ende August zog es dann auch noch Thies Waschewski zum Gettorfer SC“, blickt Dubau kopfschüttelnd zurück.
So kam es mit einem nur auf wenigen Positionen konkurrenzfähigen Kader, wie es kommen musste und das Kilia-Schiff geriet schon früh in extreme Schieflage. Der zwischenzeitliche Auslandsaufenthalt von Jonas Nöhr, hartnäckige Hüftprobleme beim vielversprechenden Youngster und Trainersohn Danny Dubau und Kreuzbandrisse bei Kevin Pank und Tolga Sahin sorgten dafür, dass sich die dünne Personaldecke weiter aufrieb. Nur drei Siege standen zur Winterpause 16 Niederlagen gegenüber – die „Rote Laterne“ war logische Konsequenz und sollte auch bis zum Saisonende weiter am Hasseldieksdammer Weg leuchten.

„Über die anderen Winterabgänge will ich gar nicht reden, aber Niklas Lott und Bernd Ewers haben uns wirklich im Stich gelassen, als wir bereits am Boden lagen“, so Dubau. Besonders letzterer hinterließ als Torhüter eine Baustelle, die nach der Handgelenksverletzung von Leon Kramer und dem studienbedingten Kopenhagen-Aufenthalt Jacob Bannows, für beispiellose Probleme sorgte: Gleich fünf Feldspieler mussten in der Rückrunde als Torhüter aushelfen (Simon Sam, Oliver Dreier, Marcel Schwantes, Mehrez El Yaacoubi, Nöhr).

Auch das war ein Grund dafür, dass Kilia im Zeitraum von Anfang Oktober bis zum Überraschungssieg gegen den TSB Flensburg (1:0) am 9. Mai in 18 aufeinander folgenden Pflichtspielen ohne Sieg blieb. Ein anderer war sicherlich das Fehlen an offensiver Durchschlagskraft: 15 Partien ohne eigenen Torerfolg generierten somit das schlechteste Torverhältnis der Liga (32:109).

„Immerhin haben wir uns gegen den TSB aber nochmal für den betriebenen Aufwand belohnt. Das hat mich ungemein gefreut für die Jungs“, blickt Dubau auf das solitäre echte Erfolgserlebnis des letzten Halbjahres zurück. „Trotz der bitteren Momente, wie dem 0:8 beim PSV Neumünster oder dem 0:9 gegen Meister Eutin 08 sind wir aber seit einem Mannschaftsgespräch im Januar zu einer echten Einheit geworden. Wir wollten diese Saison einfach ordentlich zu Ende bringen“, erklärt Dubau, dass ein neuentdeckter Zusammenhalt des Teams allen Widerständen trotzte und dabei half, sich über die Ziellinie zu schleppen.

Nun steht nach den Abgängen der letzten verbliebenen Leistungsträger für den
Traditionsverein ein echter Neustart in der passenderweise neuen Landesliga Schleswig ins Haus. Das frische Kompetenzteam, bestehend aus Trainer Matthias Hartwig, seinem „Co“ Markus Althen und Liga-Manager Guido Muhs (alle vom VfB Kiel gekommen) geht die Aufgabe mit einer ehrlichen Portion Demut an – eine Haltung, die für den Kieler Chaos-Club der vergangenen Jahre im Grunde alternativlos ist.
Aufrufe: 07.7.2017, 07:00 Uhr
SHZ / wtiAutor