2024-04-25T10:27:22.981Z

Allgemeines
Der FC Ingolstadt (in rot gegen TSG Hoffenheim) bildet junge Nachwuchskicker künftig dezentral über regionale Stützpunkte wie beim TSV Abensberg aus.  Foto: dpa
Der FC Ingolstadt (in rot gegen TSG Hoffenheim) bildet junge Nachwuchskicker künftig dezentral über regionale Stützpunkte wie beim TSV Abensberg aus. Foto: dpa

FC Ingolstadt holt Abensberg ins Boot

Fußball-Bundesligist richtet seine Arbeit im Nachwuchs völlig neu aus +++ Der TSV der Babonenstadt wird Stützpunkt der Schanzer

Die frühe fußballerische Ausbildung nahe am Heimatort, später zum Bundesligisten: Der FC Ingolstadt verleiht seiner Jugendarbeit einen neuen Anstrich. Die Kinder der F- und E-Junioren sollen nicht mehr beim FCI trainieren und damit aus ihrem Umfeld gerissen werden, sondern in dezentralen Stützpunkten, die an vier Standorten eingerichtet sind. Beim TSV Abensberg schlagen die Schanzer eine dieser Schmieden auf. „Wir sind stolz, Partnerverein eines Bundesligisten zu sein“, sagt Christian Rengstl, der im TSV als Stützpunktkoordinator für das Projekt zuständig ist.

„Wenige Kinder, die dreimal wöchentlich Kilometer weit fahren müssen, halten bis zu den Herren durch.“ Christian Rengstl

Die Ingolstädter gehen einen ungewohnten Weg: Beim FC soll es künftig keine Liga-Teams der U9 und U11 mehr geben. „Die Erfahrung zeigt, dass kaum ein Schützling mit acht, neun Jahren bis zu den Herren durchhält, wenn er wöchentlich zwei-, dreimal kilometerweit mit den Eltern zum Training fahren muss“, sagt Rengstl. Der neue Ansatz unter dem Slogan „FC Ingolstadt 04 – Jungschanzer“ führt raus in die Regionen. Vier Stützpunkte richtet der Bundesligist ein: Schweitenkirchen, Hilpoltstein, Joshofen und Abensberg. Dort werden U9- und U11-Spieler trainiert und gefördert. Die stärksten Akteure können ab der D-Jugend (U12/U13) in die Mannschaften des FC Ingolstadt wechseln.



Zwei junge Babonen als Co-Trainer

In der Babonenstadt haben bereits zwei Trainingsgruppen mit jungen Kickern die Arbeit aufgenommen. „An jedem Sonntagvormittag kommen sie zu uns und trainieren jeweils eineinhalb Stunden.“ Die beiden Gruppen aus E und F mit je maximal 18 Kids wurden nach einem FCI-Talenttag und durch Beobachtungen von Scouts bei Turnieren oder Spielen zusammengestellt. „In unserer Gegend hat Ingolstadt noch wenig gesichtet, daher haben wir aktuell hauptsächlich Nachwuchskicker aus Münchsmünster, Pförring oder Vohburg hier. Aber zwei Kelheimer und ein Ihrlersteiner sind auch dabei.“ Ein Abensberger steht bislang noch nicht im Aufgebot, das soll aber nur eine Frage der Zeit sein.

Ausschließlich gesichtete Spieler werden eingeladen. Jeder Neuling absolviert zwei bis drei Probeeinheiten, nach denen entschieden wird, ob er das Potenzial mitbringt, länger mittrainieren zu können. „Die Kinder bleiben natürlich in ihren Heimatvereinen und spielen in ihren Teams normal weiter. Nur dieses eine Zusatztraining in Abensberg nehmen sie mit.“ Christian Rengstl war ein Mann der ersten Stunde, als dieses Konzept geboren wurde. „Ursprünglich hat sich Ingolstadt an uns gewandt, weil Trainer und Plätze gesucht wurden. In ersten Gesprächen kristallisierte sich rasch diese dezentrale Nachwuchsförderung heraus.“ Der TSV stellt nun den Nebenplatz im Neuen Stadion sowie im Winter eine Halle – und zwei junge Betreuer. Die beiden 18-jährigen Florian Pankalla und Max Told, beide A-Jugend-Spieler in Abensberg, fungieren als Co-Trainer. „Der FCI wollte bewusst junge Burschen haben.“


Ab D-Jugend zu den Schanzern

Der hauptverantwortliche Stützpunkttrainer in Abensberg ist Max Obermeier vom FC Ingolstadt. Er betreut unter der Woche ein U19-Bezirksoberliga-Team in einem Verein nahe Ingolstadt. Für die Sonntagseinheiten reist er zum TSV. „Unsere beiden Jungs unterstützen ihn bei der Arbeit und erhalten dadurch Einblick in die Trainingsarbeit.“

„Ein super Talent kannst du nicht halten. Und wenn er es nicht schafft, kehrt er als gut ausgebildeter Spieler zurück.“ Christian Rengstl


Alle vier Wochen treffen sich die Stützpunkte zu einem Spielvergleich in Ingolstadt, wo auch eine Kleinfeldschmiede eingerichtet ist. „Die Schanzer legen großen Wert auf diese Testspiele, weil geschaut wird, ob an allen Standorten ein ähnlicher Fortschritt zu sehen ist.“ Die Kinder sollen dieselbe Trainingsidee verfolgen. Wenn die Youngsters das D-Jugend-Alter erreichen, steht den stärksten Spielern der Weg zum FCI offen. Rengstl kennt die Zurückhaltung in vielen Vereinen, dass sie dadurch die besten Talente verlieren. „Auch wir haben so gedacht. Aber heute sehe ich es anders: Einen super Spieler kannst du sowieso nicht halten und andere, die es probieren, kehren oft zum Heimatverein zurück. Während ihrer Abwesenheit erhalten sie eine Jugendausbildung bei einem Spitzenklub. Davon kannst du als Verein nur profitieren.“



Blick hinter die Bundesliga-Kulisse

Als Partnerverein dürfen alle Betreuer im TSV Abensberg an Trainerschulungen des FC Ingolstadt teilnehmen und bei Jugendteams hospitieren. „Dieses Know-how können wir in unsere eigene Jugendarbeit einbauen. Eine größere fachliche Kompetenz macht unseren Verein noch attraktiver“, sagt Rengstl, der selbst die U15 im TSV trainiert. Der Bundesliga-Klub beschreibt den „kurzen Draht“ als „Mehrwert“ für die Stützpunktpartner. Der TSV erhält für seine Mitarbeit eine „kleine Entschädigung“, die direkt an die beiden jungen Betreuer weitergegeben wird. „Freilich hat die Partnerschaft mit dem FC Ingolstadt für uns auch einen Werbeeffekt. Wer kann schon behaupten, mit einem Bundesliga-Klub zusammen zu arbeiten?!

Aufrufe: 018.10.2016, 00:05 Uhr
Martin RutrechtAutor