2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines

FC Gütersloh benötigt 500.000 Euro pro Jahr

250 Besucher bei der Informationsveranstaltung des insolventen Oberligisten im Kleinen Saal der Stadthalle

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Wie erwartet hat es auf der fast drei Stunden dauernden Informationsveranstaltung im Kleinen Saal der Stadthalle keine konkreten Aussagen zur Zukunft des FC Gütersloh gegeben. Hermann Korfmacher, der mit Heiner Kollmeyer die Interessengruppe zur Rettung des insolventen Fußball-Oberligisten gebildet hat, machte den gut 250 Besuchern, neben Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung hauptsächlich Vereinsmitglieder, aber Hoffnung, dass im Heidewaldstadion weiter Fußball gespielt wird.

„Unter der Prämisse, dass die notwendigen wirtschaftlichen Voraussetzungen geschaffen werden können, und da sprechen wir von 500.000 Euro per anno in den nächsten drei Jahren, werden sich auch Personen finden, die bereit sind, im Vorstand Verantwortung zu übernehmen“, sagte Korfmacher. Namen nannte der Vorsitzende des Westdeutschen Fußballverbandes nicht. Im Ungefähren blieb deshalb, ob er selbst oder der einflussreiche CDU-Lokalpolitiker Kollmeyer bereit sind, künftig voranzugehen. Wie sehr die Zukunft des FCG von einer in der Gütersloher Gesellschaft verwurzelten Führung abhängig ist, hatte der amtierende Vorsitzende, Andre Niermann, klar gemacht: „Wenn wir den richtigen Mann vorne weg haben, kommt die Wirtschaft hinterher. Mir hat man das nicht zugetraut.“

Das genau hier das Grundproblem des leistungsorientierten Gütersloher Fußballs und des FCG liegt, erläuterte auch Frank Welsch. Der erste Vorsitzende des nach der Insolvenz des alten FCG im Jahr 2000 neu gegründeten Vereins („Damals hatten wir auch erst so eine euphorische Stimmung wie jetzt“) berichtete von der Blockadehaltung der beiden großen Gütersloher Firmen, als es um die notwendige Unterstützung des Vereins ging.

Welsch („In Gütersloh gibt es ein Gesetz: Hilft Miele nicht, hilft Bertelsmann auch nicht“) appellierte an die anwesenden Politiker, dem Verein zu helfen, dieses Denken aufzubrechen. Es dürfe schließlich nicht sein, dass noch einmal ein Vorsitzender den Wert eines Einfamilienhaus in diesem Verein versenkt, weil er für Verbindlichkeiten gerade stehen müsse. „Gelingt das nicht, hat das alles keine Zukunft“, fügte Welsch im Vorbeigehen leise hinzu, als Korfmacher, der Moderator der Diskussionsrunde, noch „Danke für diesen Klartext“ sagte.

Dass es nicht an wohlmeinender Unterstützung fehlt, hatte unter anderem Frank Neuhaus („Die Dezembergehälter für die Spieler konnten heute überwiesen werden“) als Vertreter der Spenden sammelnden „3. ManSchafft“ unter Applaus berichtet. Dass es sich lohnt, den Oberligisten zu unterstützen, führten Co-Trainer Marc Hunt („In unserer ersten Mannschaft sind Spieler aus 13 Nationen, der Trainer ist Albaner und ich bin Engländer – das ist Integration“) genauso betont wie Oliver Eichstädt: „Wir haben 250 Kinder und Jugendliche, nächstes Jahr könnten wir noch mehr Mannschaften melden“, informierte der Jugendleiter.

Wie viel es bis dahin aber noch zu tun gibt, hatten Manfred Schnieders vom DFB, Dr. Christoph Breuer von der Sporthochschule Köln und Dr. Rolf Engels in ihren aussagekräftigen Referaten ausgearbeitet. Engels, Vereinsberater des FLVW, bohrte auch in der sündigen Vergangenheit des FCG, als er über eine klare Satzung Strukturen und Aufgabenverteilungen für den Vorstand anmahnte. „Mit Verlaub, einer alleine an der Spitze wie Andre Niermann hatte doch keine Chance. Das ist Arbeit für drei oder fünf.“

Aufrufe: 016.2.2017, 22:53 Uhr
Uwe Kramme und Wolfgang Temme Autor