2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten

Dem FC Gütersloh fehlten 150.000 Euro

Initiative zur Rettung des zahlungsunfähigen Fußball-Oberligisten gesteht ihr Scheitern ein +++ Am 31. Mai wird das Insolvenzverfahren eröffnet, der Spielbetrieb eingestellt und der Verein aufgelöst

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Die Initiative zur Rettung des insolventen FC Gütersloh ist gescheitert. „Wir sind mit unserem Latein am Ende“, gibt Hans-Hermann Kirschner zu. Am Dienstag hatte der ehemalige Direktor der Sparkasse Gütersloh mit Kimon Kantis, dem Vertreter des vorläufigen Insolvenzverwalters Dr. Rainer Eckert, sowie FCG-Sprecher Helmut Delker die Oberliga-Fußballer informiert. Am Mittwoch gab der Verein eine Presseerklärung heraus.

Kirschner wäre wie Delker und Heiner Kollmeyer, der zusammen mit Hermann Korfmacher die Rettungsinitiative gegründet hat, bereit gewesen, den Vorstand eines „neuen FCG“ anzuführen. Voraussetzung dafür war, dass der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens, den der amtierende Vorsitzende Andre Niermann am 2. Januar gestellt hat, zurückgezogen werden kann „und dass wir die nächsten Serien seriös finanzieren können“, wie Kirschner erklärte.
Die drei „K’s“ (Kirschner, Korfmacher, Kollmeyer) nannten dafür wiederholt einen Betrag von 500.000 Euro. „Letztlich fehlen uns zwischen 100.000 und 150.000 Euro, um einen Neustart verantwortbar zu wagen“, erklärt der designierte Vorsitzende. „300.000 Euro hätten wir Minimum für die neue Serie gebraucht sowwie 200.000 Euro für den Spielbetrieb in der Restsaison und die Ablösung der Altschulden.“ Die Forderungen der Gläubiger belaufen sich auf rund 100.000 Euro. Hinzu kommen neue Rechnungen der Berufsgenossenschaft in Höhe von etwa 20.000 Euro.

„Es ist uns nicht gelungen, die Gütersloher Wirtschaft und Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass es gut und richtig ist, den FCG und damit den höherklassigen Fußball in dieser Stadt zu unterstützen“, räumt Korfmacher ein. Unter anderem hatte die Rettungsinitiative zu einer Spendengala in die Skylobby eingeladen und auf der Suche nach Sponsoren die Klinken vieler Gütersloher Firmen geputzt und – vergebens – ihr Glück auch bei „den Großen“, Miele und Bertelsmann, versucht. Letzte Woche wurde wohl auf Vermittlung von Bürgermeister Henning Schulz bei den Stadtwerken und bei der Sparkasse Gütersloh ein letzter Versuch unternommen, um noch so viel Geld hereinzuholen, „dass wir es hätten riskieren können“, so Kirschner.
Weil es nur eine Zusage gegeben haben soll, entschied sich der designierte Vorstand „für ein Ende mit Schrecken“ (Korfmacher), statt auf Erlöse aus Benefizspielen von Schalke 04 und des HSV, die Clemens Tönnies und Heribert Bruchhagen in Aussicht gestellt haben, zu hoffen.
„Aber nicht die letzten, die wir vergebens gefragt haben, sind schuld, der Schaden ist auf der Strecke passiert“, gibt Kollmeyer zu bedenken und verweist damit auch auf die Pleiten-Pech-und-Pannen-Geschichte des FC Gütersloh 2000.

„Aber was wird jetzt aus dem Innenstadtfußball in Gütersloh, und was passiert mit dem Heidewaldstadion, wenn da kein Verein mehr spielt?“ Die bangen Fragen von Korfmacher gelten der Zukunft. Der Vorsitzende des Westdeutschen Fußballverbandes aus Gütersloh hält Leistungssport in Gütersloh wegen der fehlenden Bereitschaft von Politik und Wirtschaft, ihn zu unterstützen und zu finanzieren, für kaum noch möglich.
„Kommt jetzt nicht noch ein Phönix aus der Asche“ (Korfmacher), wird am 31. Mai das Insolvenzverfahren über das Vermögen des FCG eröffnet, der Spielbetrieb aller Mannschaften eingestellt und der Verein aufgelöst. „Wir hatten allerdings in den vielen Gesprächen den Eindruck, dass den Leuten nicht bewusst ist, dass es den Verein nicht mehr gibt, wenn wir scheitern“, sagt Kirschner. Eine Durchführung des Insolvenzverfahrens würde er „mangels Masse“ für „nicht möglich“ halten.
Sollte sich aber eine andere Initiative, womöglich auf lokalpolitischer Ebene regen, würde sie das freuen, sagen Kirschner und Kollmeyer mit Blick auf den Schlusssatz ihrer Presseerklärung: „Bis zum Ende des FC Gütersloh am 31. Mai sind es noch 21 Tage. Das Schicksal des Vereins liegt jetzt in anderen Händen.“ Delker, als Journalist gespannt auf die Reaktionen, formuliert drastischer: „Jetzt sterben wir wenigstens auf offener Bühne.“

Aufrufe: 010.5.2017, 19:00 Uhr
Uwe Kramme / FuPaAutor