2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Seit dem Winter ein Duo, jetzt sogar ein meisterliches: Christoph Saller und sein Assistent Josef Zech. foto: Mayr
Seit dem Winter ein Duo, jetzt sogar ein meisterliches: Christoph Saller und sein Assistent Josef Zech. foto: Mayr

Saller: "Werden in der Bezirksliga kein Kanonenfutter sein"

Garmischs Meister-Macher im Interview

Garmisch-Partenkirchen – Der 1. FC Garmisch-Partenkirchen ist am Ziel: Trainer Christoph Saller spricht über den Aufstiegscoup und die Pläne.

Die Fußballer des 1. FC Garmisch-Partenkirchen sind am Ziel: Der Aufstieg in die Bezirksliga Süd ist einen Spieltag vor Saisonende Realität. Im großen Tagblatt-Interview mit Trainer Christoph Saller zeigt sich, dass der Zeitpunkt – im Hinblick auf den eigenen Nachwuchs, aber auch mögliche Neuzugänge – nicht besser hätte sein können.

-Mal ehrlich, Herr Saller: Wie lange ging die Jubelsause?

Gar nicht mal so lange. Es war Sonntag, da hatte fast nichts mehr offen. Super war das spontane Aufsperren unseres Sportheims. Der Vorstand hat sich nicht lumpen lassen, es war alles kostenfrei. Danach sind wir geschlossen in ein Pub, ehe noch ein Absacker in einem Etablissement (lacht) eingenommen wurde.

-Erinnert man sich an die beiden Aufstiege davor, wird das kaum schon alles gewesen sein....

Natürlich nicht. Wir haben am Samstag unser letztes Heimspiel. Dazu sind alle Spieler, Sponsoren und Mitglieder eingeladen. Da steigt ein großes Fest am Gröben, danach machen wir die Nacht zum Tag. Am Sonntag werden wir nach einem Weißwurstfrühstück von einem Lastwagen abgeholt und fahren durch den Ort. Abends sind wir im Bräustüberl zum Essen eingeladen.


-Ab wann war Ihnen am Sonntag klar: Jetzt haben wir’s geschafft?

In Bad Kohlgrub war es ein Hin und Her. Nach der ersten Halbzeit war ich mir völlig sicher, dass wir durch sind. Dann haben wir in Unterzahl zwei Gegentore bekommen. Ich vermute ja, die Jungs haben das absichtlich gemacht, um mich zu ärgern (lacht). Als das 3:2 für uns gefallen ist, war es dann aber endgültig klar.

-Der 1. FC hätte es 2016 schon packen können. Heuer war Ihre Mannschaft einen Tick souveräner. Woran lag es maßgeblich?

Das Spiel in Kohlgrub war symptomatisch. Solche Partien hätten wir in der Vorsaison verloren. Wir hätten uns Vorwürfe gemacht und zerfleischt. Wir hatten auch heuer Schwächephasen – fast in jedem Spiel. Aber das Team konnte den Schalter fast immer wieder umlegen. Sie weiß jetzt, sie hat 90 Minuten Zeit, um ihre technischen und spielerischen Fähigkeiten zur Geltung zu bringen. Sehr geholfen hat das Trainingslager im Winter. Da sind die vielen Charaktere zusammengewachsen.


-Überhaupt hat sich in den vergangenen Jahren viel bewegt im Verein.

Die allgemeine Entwicklung gefällt mir gut. Junge Spieler wie Jonas Poniewaz oder Florian Adlwärth haben den Sprung geschafft. Adlwärth ist das Paradebeispiel, dass der Weg aus der Jugend nicht gleich in die Erste Mannschaft führen muss, sondern Talente Geduld brauchen. Ein Problem war zuletzt die fehlende Breite angesichts vieler Studenten oder Verletzen. Jetzt aber bekommen wir nicht nur sehr gute Jugendspieler, sondern auch Neuzugänge dazu. Wir werden in der Bezirksliga kein Kanonenfutter sein.


-Gerüchte ranken sich ja viele um den 1. FC. Wollen Sie uns die Neuzugänge schon verraten?

Es sind noch einige abschließende Gespräche zu führen. Nächste Woche dürfte alles spruchreif sein. Nur so viel: Wir haben uns qualitativ sehr gezielt verstärkt.



-Bleiben wir also bei der Jugend. Wo genau ist bei diesem starken Kern des Teams noch Platz für Nachwuchsspieler ?

Erste und Zweite Mannschaft werden untereinander sehr transparent arbeiten. Wir versuchen sogar, eine Dritte zu melden, weil wir einige Spieler haben, die fußballerisch vielleicht nicht die besten sind, sich aber sehr leidenschaftlich im Verein einbringen. Zur Frage: Poniewaz, Michel Naber und Christoph Lössl sind fix für den Bezirksligakader eingeplant. Im Fokus stehen aber sämtliche junge Spieler. Der Platz ergibt sich automatisch. Unterschiedliche Systeme bedingen unterschiedliche Typen. Es wird öfters vorkommen, dass wir einmal nicht das Spiel gegen destruktive Gegner machen müssen. Darin sehe ich die Chance für die jungen Spieler. Es wird einen fairen Wettkampf um die Plätze geben. Quantität ist wichtig, das hat man jetzt in der Rückrunde gesehen. Unsere jungen Spieler werden Druck auf die etablierten machen. Sie haben auch die nötige Qualität.

-Das steht bei Poniewaz außer Frage. Sehen Sie sich angesichts seiner 21 Tore demnächst mit Anfragen aus der erweiterten Region konfrontiert?

Es wird sicherlich Begehrlichkeiten geben. Aber Jonas fühlt sich wohl bei uns. Er ist nicht nur ein Mit-Garant für den Aufstieg, sondern der Leuchtturm unserer Jugend.


-Sie haben die Aufstiege zuletzt als Spieler mitgemacht. Was spricht dafür, dass es dieses Mal nachhaltiger klappt in der Bezirksliga?

Wir konnten uns beide Male personell nicht verbessern. Mit einem 15er-Kader war es mehr als schwierig. Heute haben wir mehr Qualität. Wir haben bereits im Winter unsere Fühler nach Verstärkungen ausgestreckt. Mein Kollege Arne Albl hat im Hintergrund extrem gute Arbeit gelistet. Wir wissen jetzt, wie Bezirksliga geht.


-Ein Dauerthema ist die Zukunft von Top-Torjäger Srdjan Ivkovic. Auch bei Momo Diaby gab es seit dem Winter unterschiedliche Wasserstandsmeldungen. Wie schaut’s aus?

„Ivo“ hat heute ein Vorstellungsgespräch. Ich nehme an, ihm wird der Job, den wir ihm besorgt haben, gefallen. Nimmt er das Angebot an, bleibt er auch. Er hat ständig irgendwelche Angebote, fühlt sich aber wohl. Ich denke, er bleibt. Gleiches gilt für Momo. Er fängt im Juli wieder an zu arbeiten. Allerdings gibt es da ein Problem mit der Aufenthaltsgenehmigung. Der erste Bescheid war negativ. Der Verein hat einen Anwalt eingeschaltet und wird Momo zu 100 Prozent Unterstützung zukommen lassen. Am Samstag ist eine spezielle Aktion für ihn geplant. Er gehört zur Familie, hat eine eigene Wohnung, ist arbeitswillig und absolut im Verein integriert. Wenn so ein Typ wieder gehen muss, verstehe ich die Welt nicht mehr. Mir fehlen zu dieser Entscheidung komplett die Worte. Übrigens: Momo hat von dem Bescheid unmittelbar vor dem Waldram-Spiel erfahren und dennoch eine überragende Leistung abgeliefert. Vor so einer Reaktion ziehe ich den Hut.


-Abschließend zu Ihnen selbst: Sie betreuen die Mannschaft seit zwei Spielzeiten. Machen Sie weiter?

Das war eigentlich nie ein Thema. Wir werden in der Konstellation mit Seppi Zech, Beqir Loshi und mir weitermachen. Stefan Kautecky wird aus Krün zurückkehren und bei uns mit ins Trainerteam einsteigen.

Aufrufe: 030.5.2017, 12:13 Uhr
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt - Oliver RabuserAutor