2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
F: Michael Pauly
F: Michael Pauly

"Spiel für Spiel den Arsch aufreißen"

Eintracht Bamberg II Spieler Dennis Weintritt (20) im FuPa Interview +++ Mit vier Punkten steht die Reservemannschaft auf dem letzten Tabellenplatz der Kreisliga

Der Verteidiger Dennis Weintritt spielt seit Ende 2015 für die zweite Mannschaft Domstädter, welche vor einem Jahr nach einer überschwänglichen Saison den Aufstieg in die Kreisliga feierten. Zum Zelebrieren hat der BWL-Student in der aktuellen Spielzeit jedoch nur noch wenig, denn der Großteil der Aufstiegsmannschaft verließ die Eintracht und folgerichtig fand eine Rundumzusammenstellung des Kaders statt. Sportlich konsolidieren konnte sich das neuformierte Team jedoch bis zur Winterpause nicht, erst seit 2017 zeigt sich das schöne Gesicht der Mannschaft, die den Abstieg zwar nicht mehr abwenden kann, laut Weintritt aber „Zählbares einfahren und den Arsch aufreißen“ möchte.

Herr Weintritt, mit 1:10 gegen Burgebrach verloren. Die Niederlage steht wohl sinnbildlich für die Saison.

Weintritt: Das 1:10 liest sich natürlich sehr hart. Burgebrach hat einen sehr starken Tag erwischt. Das Ergebnis steht aber viel mehr für die Hinrunde, als für die Spiele nach der Winterpause, wo wir überwiegend nur knapp mit 1:2 verloren haben. In der Hinrunde haben einige der Partien so deutlich verloren, seit der Winterpause kann man aber feststellen, dass wir durchaus mithalten können. Allein in den vorangegangenen Begegnungen haben wir jeweils immer mindestens ein Tor geschossen und nur hauchdünn verloren.

Sie haben 90 Minuten durchgespielt. Beschreiben Sie uns den groben Spielverlauf.

Weintritt: Zuallererst gilt es dem Gastgeber ein Riesenkompliment zu machen. Die Anlage ist überragend, der Rasenplatz gleicht fast dem Geläuf der Bundesligisten. Es war ein durchweg perfekter Zustand, welcher der spielstarken Mannschaft von Burgebrach mit ihrer individuellen Klasse selbstverständlich in die Karten gespielt hat. Burgebrach hat zudem einen taktisch ausgereiften Eindruck gemacht, während wir bedauerlicherweise keinen guten Tag erwischt haben. Wir sind weder in die Räume gekommen noch konnten wir viele Zweikämpfe gewinnen. Wenn du dann noch auf die beste Mannschaft der Liga triffst, die das clever gestaltet, verlierst du schnell mal mit 1:10.


Dennis Weintritt (20)

Nach dem fulminanten Aufstieg gab es innerhalb der Mannschaft einen kompletten Umbruch. Die Folge ist der abgeschlagene letzte Platz. Hat man vor der aktuellen Spielzeit aufgrund der personellen Situation damit rechnen können?

Weintritt: Vergleicht man den Kader der aktuellen Spielzeit mit dem der letztjährigen Mannschaft sieht man, dass lediglich zwei bis drei Spieler geblieben sind. Mit Spielern aus der dritten Mannschaft und Externen hat man das derzeitige Team komplettiert. Uns war bewusst, dass wir uns nach dem Aufstieg und Umbruch in der unteren Tabellenhälfte herumtummeln werden, mit der Deutlichkeit des letzten Platzes hat aber keiner gerechnet. Bis auf das Burgebrach Spiel waren die jüngsten Begegnungen jedoch sehr eng, gegen Pettstadt haben wir sogar gewinnen können. Und diese knappen 1:2 Niederlägen zuvor hätten durchaus einen anderen Spielverlauf nehmen können. Es sind etliche Leistungsträger abgegangen, die man nicht leicht kompensieren kann und mit denen ein erheblicher Qualitätsverlust einhergeht.

Spiegelt die sportliche Talfahrt das Stimmungsbild der Mannschaft wider?

Weintritt: Definitiv nicht, nein. Natürlich lässt man als Sportler im ersten Moment die Köpfe hängen, wenn man 1:10 verliert und sportlicher Erfolg am Wochenende macht auch mehr Spaß, aber unter der Woche im Training merkt man nicht mehr, dass Niederlagen dauerhaft die Stimmung belasten. Unser Trainer Michael Güntner leistet außerdem hervorragende Arbeit und bringst uns trotz der Situation immer wieder zum Lachen. Und wie bereits erwähnt, haben wir uns nach der Rückrunde deutlich gesteigert, sind enger zusammengewachsen und wissen, dass wir Fußball spielen und in der Liga mithalten können. Mit dem Sieg über Pettstadt ist uns ein großer Stein vom Herzen gefallen, der alles bestätigt.

Es stehen noch acht Spiele vor der Brust. Der Klassenerhalt ist schlichtweg eine unmögliche Aufgabe. Ist man schon jetzt bereit, einen Haken hinter die Saison zu setzen?

Weintritt: Wir wollen die letzten acht Spiele nochmal Gas geben und mit Ausnahme des Spiels in Burgebrach haben wir konstant unsere Leistungen abgerufen. Jetzt, wo allmählich die Witterungsbedingungen besser werden, wird das Spielen auch wieder viel mehr Spaß machen. Sportlich betrachtet haben wir nichts mehr zu verlieren und wollen gegen große Gegner möglichst eklig aufspielen. Als Kanonenfutter möchten wir nicht abgestempelt werden und Punkte verschenken sowieso nicht. Wir wollen viele Tore schießen, Zählbares einfahren und uns Spiel für Spiel den Arsch aufreißen.

Und wohin führt ihr Weg? Orientiert man sich nach so einer Spielzeit neu?

Weintritt: Prinzipiell ist es natürlich sehr hart, so eine Saison mitzuerleben. Bei meinem alten Verein haben wir uns stets im Tabellenmittelfeld bewegt. Wenn du dann urplötzlich jedes Spiel verlierst, nagt es schon an einem. Als junger Spieler kommen natürlich auch Angebote von außen. Als ich aber im Oktober 2015 zum Verein gekommen bin, wurde ich perfekt aufgenommen und die Infrastruktur des Vereins mit Kunstrasen sowie gutem Rasenplatz ist natürlich auch hervorragend. Ansprechpartner ist für mich deswegen zunächst die Eintracht. Entscheidend als Student ist schlichtweg der Spaß am Kicken. Man wird sehen, wie der Verein nächste Saison plant und wie sich die einzelnen Mannschaften zusammenstellen.

Aufrufe: 04.4.2017, 10:52 Uhr
Kai HeermannAutor