2024-03-18T14:48:53.228Z

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Es bröckelt beim FC Bötzingen | Foto: Patrick Seeger
Es bröckelt beim FC Bötzingen | Foto: Patrick Seeger

FC Bötzingen zieht zurück

Verbandsligist wird nach der Winterpause nicht mehr antreten +++ FCB zieht die Konsequenzen aus der angespannten finanziellen und personellen Lage

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Der FC Bötzingen wird nach der Winterpause der laufenden Fußballsaison nicht mehr in der Verbandsliga antreten. Der Verein will damit die Konsequenz aus der angespannten finanziellen und personellen Lage ziehen. Sportlich soll es nur noch mit einer Mannschaft weitergehen, in der Kreisliga B. Der Vorstand stellte diese Pläne jetzt auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung vor.

Der Verein verfüge über keinerlei Reserven mehr, um die laufenden Saison mit zwei Mannschaften durchzustehen, machte Udo Riva klar. Von 19 Spielern, darunter 15 Neuzugängen, mit denen die erste Mannschaft im August in die Verbandsliga startete, seien noch zwölf übriggeblieben. Von diesen hätten inzwischen sechs schon angekündigt, in der Wechselzeit im Januar sich einen anderen Verein zu suchen. Es gebe auch keine Aussicht, den Kader des Tabellenletzten für die noch ausstehenden 14 Spiele durch Spieler aus der zweiten Mannschaft aufzufüllen. Auch hier, vier Spielklassen tiefer, habe man beim jetzigen Vorletzten der Kreisliga B nur noch 13 von anfangs 21 Spielern im Kader stehen.

Der Vorstand sieht daher laut Riva nur den Weg, den Spielbetrieb in der Verbandsliga einzustellen. Abmelden könne man sich zwar mitten in der Saison nicht. Wenn man aber drei Spiele in Folge nicht antrete, werde man aus der Liga ausgeschlossen, alle bisherigen Ergebnisse des FC Bötzingen in der Verbandsliga würden dann annulliert. Dafür werde zwar eine Verbandsstrafe von zwischen 150 und 800 Euro für jedes der drei Spiele fällig, so Riva. Aber man spare dafür das Geld für den Spielbetrieb. Riva hofft darauf, das die drei Vereine, gegen die man nach der Winterpause antreten müsse, keine Schadensersatzforderungen stellen für ausbleibende Zuschauereinnahmen. Mit Patrick Supplie als Spielertrainer soll die bisherige zweite Mannschaft als künftiges erstes Team in Kreisliga B weiterspielen. „Dort haben wir viele Spieler aus Bötzingen“, das könne auch wieder Zuschauer anlocken, so Riva: „Es muss wieder sexy sein, zum FC Bötzingen zu gehen!“

Die finanziellen Probleme des Vereins verböten es, in der Winterpause neue Spieler anzuheuern, so Riva. Man habe, nach dem überraschenden Klassenerhalt am letzten Spieltag der Vorsaison, den Etat für die neue Saison um die Hälfte gekürzt, nur drei Spieler der alten Verbandsligaauswahl seien geblieben. Doch auch diese kleineren Brötchen kann sich der Verein nicht mehr leisten, wie Kassierer Bernhard Wagner ausführte. So habe man aus dem diesjährigen Weinfest und anderen Quellen nur 8500 Euro erlöst, nicht einmal halb so viel wie im letzten Weinfestjahr 2014. Zugleich schiebe man einen Verlust aus der Saison 15/16 von rund 5000 Euro mit, unter anderem wegen Steuernachforderungen für 2014 und wegen noch weniger Zuschauereinnahmen, als man kalkuliert habe. „Wir liegen 15000 Euro unter Plan,“ so Wagner. Einen genauen Bericht werde er erst zur ordentlichen Hauptversammlung am 10. März vorlegen können, sagte Wagner auf einen Einwurf von Kassenprüfer Jung, der auch wissen wollte, wie sich Sponsoren – ihre Gelder decken vor allem die Ausgaben für die Spieler – nun verhalten würden. „Man hätte schon vor Saisonbeginn wissen müssen, dass man keine Verbandsligamannschaft mehr halten kann“, sagte Jung. Riva erklärte dazu, dass der damalige Vorstand eine weitere Verschuldung als vertretbar angesehen habe. Aber der heutige Restvorstand „will diesen Weg nicht mehr weiter gehen“. Riva führt als zweiter Vorsitzender seit dem 22. September den Verein, als der erste Vorsitzende Andreas Messerschmidt sein Amt niedergelegt hatte. Beide, Messerschmidt und Riva, hatten erst im Oktober 2015, ebenfalls auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, die Vereinsführung übernommen.

Wenn man nur noch eine Mannschaft und das in der Kreisliga B habe, werde es sicher Abstriche bei den Sponsorenbeiträgen geben, sagte Riva. Aber mit Geldern neue Spieler anzulocken, „diese Unsitte darf es in diesem Verein nicht mehr geben“, warnte Riva. Jetzt gehe es um Teamgeist in und neben der Mannschaft, „da müssen auch mal zwei Kästen Bier nach einem Spiel reichen - wir brauchen jetzt vor allem aktive Leute, die im Verein und auf dem Sportgelände mitanpacken“ appellierte Riva an die Mitglieder. Denn ein weiterer Grund, jetzt die Reißleine zu ziehen, seien die personellen Engpässe im Vorstand und im Betreuerstab. Derzeit seien nur drei von sieben laut Satzung vorgesehenen Vorstandsämtern aktiv besetzt, im weiteren Vorstand fünf von elf. „Wir sind an der Grenze der Belastung“, sagte Riva. Weil die Ressourcen fehlten, habe man auch das im Januar geplante Hallenfußballturnier schon abgesagt. „Der einzige Bereich, mit dem wir zufrieden sein können, ist die Jugendabteilung“. Hier habe von der G- bis zur C-Jugend alle Klassen mit hundert aktiven besetzt, in der C und D1 sei man sogar Tabellenführer. In der B-Jugend habe man eine Spielgemeinschaft mit Eichstetten. Die meisten Wortmeldungen aus den Reihen der Mitglieder zeigten Verständnis für den Vorschlag des Vereinsvorstands, sich jetzt auf die Kreisliga B zu beschränken. Man müsse aber darauf achten, dass die Jugend nicht, wie in den letzten Jahren, zu den Nachbarvereinen abwandere.

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Aufrufe: 021.12.2016, 12:48 Uhr
Manfred Frietsch (BZ)Autor