2024-04-19T07:32:36.736Z

Relegation
Hinaus mit der Freude: (v.l.) Josef Niklas und Florian Zapf feiern den Erfolg in Eberfing.
Hinaus mit der Freude: (v.l.) Josef Niklas und Florian Zapf feiern den Erfolg in Eberfing.

Eiskalter Maintz sorgt für Bad Kohlgruber Wunder

Klassenerhalt nach 0:3-Rückspiel

FC Bad Kohlgrub – Aus den Kollektiv-Versagern ist ein Kollektiv an Kameraden geworden: Mit einem unfassbaren Kraftakt hat der FC Bad Kohlgrub-Ammertal die Kreisliga gehalten. Nach dem 0:3 im Hinspiel siegten die Ammertaler mit 4:1 in Eberfing.

Ewig in Erinnerung wird Christian Maintz bleiben. Der Elfmeter-Held. Er erzielte das entscheidende Tor zum 4:1, das Bad Kohlgrub in der Kreisliga hält. Per Strafstoß. Er war zweimal angetreten. Ohne zu zögern. Er traf beide Male. Schüsse für die Vereinsgeschichte.

Es ist das Schicksal der Verteidiger und Torhüter, dass sie leicht vergessen werden. Weil sie keine Tore schießen, sondern nur Treffer verhindern. Die tauchen nun einmal in keiner Statistik auf. Es mag nicht fair sein, denn auch sie entscheiden Spiele.

Der Erfolg im Rückspiel ist auch die Geschichte der FC-Defensive. Ganz hinten: Torwart Stefan Glas. Hinterher sagte er: Nach diesem Spiel ist Schluss. Doch das hat er schon häufiger gesagt. Im Saison-Endspurt musste er wieder in der Kreisliga ran. Natürlich hat er an Geschwindigkeit und Fitness eingebüßt. Aber nicht an Klasse. Als ein Seitfallzieher von Martin Plonner aus wenigen Metern Entfernung auf sein Tor zischte, fuhr seine rechte Hand nach oben. Ein Wunder-Reflex. Es wäre das 2:4 gewesen, der Kohlgruber K. o. nach 60 Minuten. „Das Beste zum Schluss“, scherzte Glas. Nun will er wirklich aufhören. Das soll man doch, „wenn’s am schönsten ist“, sagt der Keeper. Die Fußballschuhe warf er demonstrativ zur Seite und feierte.

Das taten sie alle. Wie nach einem Aufstieg. Auch Tobias Ollert, der mit seiner langen Mähne einem Löwen gleicht. Er spielte auch so. Ollert verlor kaum einen Zweikampf, er gewann fast jedes Kopfballduell, kurz: Er kickte überragend. Manche sagten hinterher, Ollert sei der Spieler des Spiels gewesen. Vor der Partie hatte ihn Josef Geipl, der Trainer, gefragt, ob er sich zutraut, den wichtigen Part in der Dreierkette (ein Taktikkniff für die Relegation) zu übernehmen. Eine Position, die er noch nie in seiner Karriere bekleidet hatte. Natürlich, antwortete Ollert. Er zeigte „Bereitschaft“, wie es Geipl nennt.

Sein ganzes Team übernahm Verantwortung. Josef Niklas, der mittlerweile im zentralen Mittelfeld kickt, führt der Coach noch an. Er trat zwei Pressbälle, die sicher schmerzten. Aber solche Leiden sind doch nichts im Vergleich mit denen im Fall eines Abstiegs. Kohlgrub stemmte sich gegen den Fall. Von der ersten Minute an. Aus den Kollektiv-Versagern vom Donnerstag hat sich ein „Kollektiv aus Fußballern“ gebildet, sagt Geipl.

In Hälfte eins ließ die FC-Defensive keine einzige Chance der Eberfinger zu. Sobald Martin Plonner, der Star der Hausherren, an den Ball kam, schwärmten die Verteidiger aus, doppelten ihn. Nach 31 Minuten hatten die Gäste so den 0:3-Rückstand aus dem Hinspiel egalisiert. Kohlgrub schaffte es, Tore zu schießen, ohne viel zu riskieren. Das klappte, weil der FC nach Ballgewinnen sehr schnell auf Angriff umschaltete und weil er die Eberfinger Patzer bestrafte. Maintz (per Hand-Elfmeter), Stefan Kraus (ein Lupfer nach langem Ball) und Markus Burkart (nach Zauberpass von Manuel Strauß) erzielten die Tore vor der Pause. Plonners Anschlusstreffer per Freistoß dämpfte die Hoffnungen nur kurz. Praktisch im Gegenzug holte Niklas den entscheidenden Strafstoß heraus. Selbst danach hatten die Ammertaler drei, vier riesige Chancen. Eberfing? Keine mehr. Deshalb sagt der Coach: „Ich denke, wir bleiben zurecht in der Liga. In 120 Minuten habe sich der „Technik-Fußball gegen den Kraft-Fußball“ durchgesetzt. Auf wahrlich magische Art und Weise.

Aufrufe: 012.6.2017, 12:30 Uhr
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt - Andreas Kögl/AnAutor